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Die Mieten und der Brotpreis

Zuerst sind die Brotpreise nach einer Getreide-Missernte steil gestiegen. Darauf allgemeine Empörung; Eingriff des Königs; er setzt den Brotpreis auf ein niedriges Niveau fest, denn auch Könige wollen populär sein. Aber dann – Überraschung, Überraschung: Es gibt kaum mehr irgendwo Brot zu bekommen. Die Müller horten das Mehl oder geben es unter der Hand an jene ab, die deutlich mehr zahlen. Die Bauern fangen an, eher andere Dinge anzubauen. So endet jeder Versuch, populär sein zu wollen, ohne die Folgen zu bedenken, damit, dass dann alles noch schlechter ist. Das kann man auch kurz als populistisch bezeichnen.

Seit dem Mittelalter ist genau diese Geschichte des Brotpreises bei Wirtschaftshistorikern immer wieder zu finden. So auch bei den Berichten über den Vorabend der Französischen Revolution. So in der Ukraine der 30er Jahre, was die Sowjetherrscher mit millionenfachen Morden beantworteten. So noch in den Fünfziger Jahren hierzulande, als naiver Populismus Brotpreisregelungen dekretierte.

Heute gibt es beim Brotpreis zum Glück kein politisches Eingreifen mehr. Weshalb jeder so viel und so viel verschiedenes Brot bekommt, wie er will.

Aber viele Politiker sind dennoch nicht klüger geworden, haben nicht gelernt, wie Wirtschaft funktioniert. Denn jetzt verlegen sie ihre populistischen Amokläufe auf die Wohnungsmieten. Diese sollen wider alle Verträge und trotz einer die Zehn-Prozent-Grenze überspringenden Inflationsrate, trotz fast so hoher Lohnsteigerungen nur um zwei, drei oder gar Null Prozent steigen dürfen. Gleichzeitig sollen die Makler, also jene, die Wohnungssuchenden zu einer solchen verhelfen, kein Honorar von diesen verlangen dürfen. 

Das Kalkül ist leicht durchschaubar: Es gibt mehr Mieter als Vermieter – daher muss sich eine Mietpreisbremse und teilweises Berufsverbot für die Makler politisch rentieren.

Freilich tut sie das nur kurzfristig. Denn die Folgen werden im Lauf der Zeit katastrophal. Für viele Vermieter sind solche Eingriffe in private Verträge eine glatte Teilenteignung ihrer Altersersparnisse; sie sind eine Umverteilung, die wirkt wie eine dramatische Erhöhung der Einkommensteuer (die man gerade unter viel Selbstlob reduziert hat); und vor allem sind sie ein Schaden für den Standort: Wenn ein Investor neuerdings in einem mit späterer Enteignung rechnen muss, wird er halt in dem Land nie mehr investieren.

Noch katastrophaler sind die Folgen für die Mieter: Denn wie im real existierenden Sozialismus in Osteuropa wird das zu einem schlimmen Verfall der Bausubstanz führen. Dort waren die Mieten spottbillig – aber die Häuser sind vier Jahrzehnte lang verfallen. Niemand hat sie erhalten oder renoviert.

Am schlimmsten aber werden die Folgen einer Mietpreisbremse für Möchtegern-Mieter, für junge Paare, die ein Heim suchen. Sie werden viel seltener ein solches finden, außer – wie einst – durch Zahlung illegaler Ablösen unter dem Tisch. Sie werden kaum noch Makler finden. Niemand wird mehr in den Neubau von Miethäusern investieren. Viele werden ihre Eigentumswohnungen für bessere Zeiten horten. Andere Paare werden sich an zwei Adressen polizeilich melden, ebenso werden Kinder und alte Eltern irgendwo "einziehen", um keine "Leerstandsabgabe" zahlen zu müssen, von der Neo-Planwirtschafter auch schon träumen.

Aber die Politik wird Jahrzehnte brauchen, um zu begreifen, was für einen Unsinn sie da wieder angerichtet hat. Statt zu begreifen, dass auch das Mietenproblem primär eine Folge der Massenzuwanderung ist, um deren Folgen sie sich nicht kümmert. Statt alles zu tun, um zu mehr Neubau zu motivieren, macht sie ununterbrochen durch zahllose ökologisch, sozial, technisch und Sicherheits-orientierte Vorschriften und mangelnde Flächenwidmungen das Bauen immer teurer. Dabei ist nur durch mehr Neubau – oder eine Reduktion der Bevölkerung – das Mietenproblem lösbar. Niemals aber durch eine politische Preisbremse.

Oder deutet die Tatsache, dass man ewig braucht, um die schon oft angekündigt Mietbremse nun definitiv zu realisieren, darauf hin, dass man inzwischen doch zu begreifen scheint, dass das ein ziemlicher Unsinn wäre?

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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