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Wir werden mit der Inflation leben müssen

Viele Faktoren haben für die schockierenden Inflationswerte von elf Prozent gesorgt. Und tun das weiter. Selbst wenn Russland Europa wieder voll mit Gas beliefern und wenn die EU wieder Diesel aus Russland importieren würde, so wird der Inflationssatz weit über jenen zwei Prozent bleiben, die die Europäische Zentralbank einst als Ziel angesteuert hat.

Denn schon vor der Ukraine-Invasion und den EU-Sanktionen betrug im Jänner 2022 die Inflation in Österreich fünf Prozent. Denn der Gaspreis ist schon längere Zeit unter dem Niveau VOR dem Krieg! Der kann also in keiner Weise relevant sein. Es sind ganz andere Faktoren.

Welche Faktoren genau waren bereits damals entscheidend oder sind in den 13 Monaten, unabhängig von der Invasion, seither dazugekommen?

  1. Da steht nach Ansicht vieler Ökonomen die Demographie an der Spitze, also das ständige Schrumpfen jenes Bevölkerungsanteils, der noch arbeitet. Überall werden Arbeitskräfte gesucht. Diese können daher problemlos Gehaltssteigerungen durchsetzen, oder zum gleichen Gehalt weniger arbeiten ("Work-Life-Balance").
  2. Kostentreibend sind auch die zahllosen nationalen wie europäischen Klimamaßnahmen. Ganz unabhängig davon, ob sie überhaupt Wirkung auf das Klima erzielen.
  3. Die gleiche Wirkung haben die Lieferkettengesetze, die es in Deutschland schon gibt, und die es in der EU bald geben soll: Diese haben etwa die Strabag zum Rückzug aus Afrika bewogen (was die Chinesen natürlich freut), weil dort nicht die von hiesigen Politikern erträumten sozialen und ökologischen Standards zu garantieren sind.
  4. Der hohe Dienstleistungsanteil in Österreich hat schon seit zehn Jahren zu Inflationsraten geführt, die über dem Euro-Schnitt liegen. Bei Dienstleistungen wie etwa im Tourismus können logischerweise nicht so effiziente Rationalisierungsmaßnahmen gesetzt werden wie in Industrie, Handel und Landwirtschaft.
  5. Ein lange bekannter Faktor ist die Billiggeld-Politik der EU, die die Geldmasse jahrelang aufgebläht hat, was zwangsläufig den Geldwert reduziert.
  6. Immer mehr bestätigt sich auch, dass Österreich während der Corona-Pandemie unter der Devise "Koste es, was es wolle" weitaus zu großzügig Unternehmen "gerettet" hat. Trotz starkem Umsatzrückgang ist die Zahl der Konkurse gesunken. Es gibt auch jetzt keinen Nachholeffekt an Pleiten. Statt dessen sitzen viele Unternehmen auf großen Bargeldreserven.
  7. Es gibt keine Anzeichen Richtung einer wenigstens zaghaften Austeritätspolitik. So notwendig diese auch wäre.

Aber wenn "Sparen" zum unbekannten Fremdwort geworden ist, dann heißt das zwangsläufig: Wir werden noch lange mit der Inflation leben müssen.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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