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Wenn es einmal im Gesundheitssystem richtig zwackt, dann kann das einen politischen Tsunami auslösen. Und von Österreich bis Großbritannien zwackt es ganz enorm. Es gibt überall zu wenige Ärzte, überall zu wenige Krankenschwestern. Längst haben in Österreich die Bundesländer angefangen, einander durch höhere Bezahlung Ärzte abzujagen. Noch früher hat man in Deutschland angefangen, viele Mediziner anzulocken, die in Österreich teuer ausgebildet worden waren. Die Summe der Ärzte wird dadurch freilich nicht größer. Die wirklichen Ursachen ist man jedoch nicht angegangen. Man hat nicht einmal gewagt, sie klar anzusprechen. In der Folge die acht wichtigsten.
Dabei ist schon vor etlichen Jahrzehnten auf den kommenden Ärztemangel hingewiesen worden (als die Ärztekammer noch junge Menschen abhalten wollte, den Beruf zu ergreifen). Aber Reaktionen hat es keine gegeben. Die Politik – vor allem, aber nicht nur in Wien – hat sich lieber dem leichteren und attraktiveren Teil zugewandt: dem Neubau und dem Umtaufen von Spitälern.
Doch bis vor etlichen Jahren ist der prophezeite Mangel noch voll überdeckt worden. Denn damals hat man noch viele exzellente Ärzte und Krankenpfleger aus Osteuropa ansaugen können. In Österreich hat sich – natürlich – niemand darum geschert, dass das im Osten schon damals massive Lücken ins Gesundheitssystem gerissen hat.
Mit dem Ansaugen ist aber inzwischen weitgehend Schluss. Denn die mittelosteuropäischen Länder haben sich extrem gut entwickelt. Es gibt kaum noch Gründe, aus seiner ungarischen, polnischen, tschechischen, slowakischen, slowenischen Heimat nach Österreich zu gehen. Das ist vom Tourismus bis zur Bauwirtschaft in vielen Branchen zum großen Problem geworden. Das ist besonders nach der zweijährigen Corona-Krise plötzlich überall schlagend geworden, als die Grenzen offen waren und dennoch niemand gekommen ist.
Was folgte daraus?
Es brauchte keine höhere Mathematik, um zu begreifen, dass eine größere Bevölkerung auch einen viel höheren Bedarf an medizinischer Versorgung hat.
Auch wenn es natürlich positiv zu bewerten ist, dass wir im Schnitt nicht mehr so früh sterben, dass wir viele früher tödliche Krankheiten überleben, so ist zusätzlich klar, dass dieses Überleben meist vieler ärztlicher Anstrengungen bedurft hat – und dass wir dann in der Folge natürlich weitere behandlungsbedürftige Leiden haben werden. Dass überdies viele auch nicht letale Leiden behandelt werden können, die man früher einfach zu ertragen hatte, eben zu "erleiden".
Die – überwiegend männlichen – "Flüchtlinge" aus der islamischen Welt sind meist nur für einfache Tätigkeiten qualifiziert, etwa um die Krankenbetten zum Operationssaal zu rollen. Die Lücken entstehen aber in anderen Bereichen.
Jedenfalls kenne ich auch in meiner allerengsten Umgebung sowohl junge Leute, die Arzt werden wollten, wie auch solche, die Krankenpfleger werden wollten – und nicht genommen worden sind. Dabei könnte ich meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sie intelligent, diszipliniert und sozial motiviert sind. Dennoch sind sie in den Auslesemechanismen hängengeblieben – und inzwischen in anderen Berufen beziehungsweise Studien sehr erfolgreich.
Dieses Wahnsinnssystem wird von Jahr zu Jahr folgenreicher.
Ganz offensichtlich, nur weil da ein paar prestigereiche Professoren-Stellen geschaffen werden sollten. Dadurch stehen die Krankenschwestern jetzt noch ein paar Jahre weniger am Krankenbett. Dadurch gibt es einen zusätzlichen Mangel, weil geeignete junge Menschen vom Beruf abgehalten werden.
Da stimmt einfach etwas nicht: Wir brauchen sie dringend. Es gibt durchaus ausreichend junge Menschen, die Krankenpfleger werden wollen. Aber ein arrogantes System nimmt sie nicht.
Das hängt wieder mit dem von Eifersucht geprägten Machtkampf zwischen Bundesländern, Bund und Krankenkassen zusammen, auch dem unter den Bundesländern, wo überdies die Kapazitäten der Privatspitäler nicht gut eingebunden sind und finanziell zum Teil ausgetrocknet werden (siehe den wahren Hintergrund des skandalösen Strache-Privatspitalprozesses). Weitere Mitspieler wie die privaten Zusatzversicherungen, die Gemeinden und die kirchlichen Orden sind zwar als Ergänzung wichtig. Aber auch hier läuft vieles nicht reibungsfrei, vor allem wenn es um Geldflüsse geht.
Selbst eine geringe Ambulanzgebühr ist von den Spitälern sabotiert und von den Linksparteien als unsozialer Kapitalismus attackiert worden.
Es wäre jetzt sinnlos zu sagen, die Bundesländer oder der Gesundheitsminister oder die Universitäten oder die Ärztekammer oder die Krankassen, die den typischen Landarzt zu sehr beanspruchen und zu schlecht bezahlen, seien hauptschuld.
Tatsache ist, dass das Ergebnis dramatisch ist:
Das ist ein nationaler Notstand von historischer Dimension, der nicht mehr auf Corona geschoben werden kann. Der längst nach einer nationalen Kraftanstrengung verlangen würde, bei der keinesfalls mehr die übliche Schrebergartenverteidigung im Vordergrund stehen darf. Bei dem wir um schmerzliche Entscheidungen nicht herumkönnen werden, die die Finanzen, die einen Selbstbehalt, die die Demographie, die die Migration, die die Ausbildung von Ärzten und Krankenschwestern betreffen werden müssen. Und wo es einen weiteren Grund gibt, das irre Pensionssystem anzugreifen, das Menschen, die noch viele Jahre arbeitsfähig wären, eine Pension zahlt, die durch deren Einzahlungen nicht einmal annähernd finanziert ist.
PS: In den österreichischen Medien habe ich jedoch in letzter Zeit viel mehr kritische Berichte über den Kollaps des britischen Systems gesehen als über den des österreichischen. Offenbar hängt das damit zusammen, dass der Gesundheitsminister grün, und der größte österreichische Spitalsbetreiber rot ist, und dass die ÖVP vor allem Angst vor höheren Krankenkassenbeiträgen hat.