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It’s the demography, stupid

Seit 20 Jahren gilt Bill Clintons "It’s the economy, stupid" als besonders weiser Ausspruch eines Politikers. Auf Österreichisch: "Wenn die Wirtschaft nicht will, hilft das alles nicht viel." Warum aber geht es nur mancherorts der Wirtschaft und damit den Menschen gut?

Lange Epochen galten Bodenschätze und fruchtbare Böden als die wichtigsten Treibriemen von nationalem Reichtum. Seit dem 19. Jahrhundert wurden wichtigere Faktoren erkannt: Es ist die Marktwirtschaft, also unternehmerische Freiheit bei möglichst geringer staatlicher Regulierung, zusammen mit Fleiß und Bildung eines Volkes (sonst wären die Schweiz oder Singapur noch immer bitterarm und nicht die reichsten Länder der Welt).

Zunehmend wird noch eine Ebene tiefer analysiert – und entdeckt: Vieles davon hängt vom demographischen Zustand eines Volkes ab. Daher ist das massiv überalterte Japan, das vor 30 Jahren noch als der große globale Sieger gefürchtet worden ist, heute nur noch Randfigur. Daher ist ziemlich klar, dass die asiatische Zukunft dem "Übermorgenland" Indien gehört und nicht mehr den im Schnitt um mehr als zehn Jahre älteren Chinesen.

Jüngere Völker sind – sofern sie die Erfahrung der Älteren einbinden – innovativer, mutiger gegenüber Veränderungen, viel mehr der Zukunft zugewandt als der Verteidigung alter Errungenschaften.

Daher sollte man sich auch bewusst werden, dass zumindest die Demographie für das Ende des Jahrhunderts Afrika die besten Karten gibt. Mutige Investoren sehen das schon heute. Auch wenn da zweifellos noch viele Katastrophen, Kriege, Pandemien, Diktaturen für Rückschläge sorgen werden.

Wechseln wir in die geographische Nähe und zeitliche Gegenwart. Eines der größten Probleme der Industrieländer ist heute die Inflation. Kurzsichtige Analytiker glauben, dass die bald zu Ende sein wird, sobald Krieg, Energieprobleme, politische Schuldenmacherei und Pandemie-Folgen überwunden sind.

Doch sie dürften sich täuschen. Denn inzwischen schlägt von Jahr zu Jahr heftiger die Demographie zu. Die Industrieländer haben die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit Generationen. Uns gehen rapide die gebildeten jungen Menschen aus. Diese sind auch im Ausland kaum noch zu finden. Der Wettbewerb um die wenigen vorhandenen jungen Talente wird daher zwangsläufig vor allem über die Löhne ausgetragen werden. Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit – auch wenn jede Kurve Zacken hat – zu einer dauerhaften Inflation führen. Und zu einer zunehmenden Umverteilung von den auf ihren Ersparnissen sitzenden Älteren zu den umworbenen Jungen.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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