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Jetzt hat die deutsche Regierung endlich doch die Lieferung der von der Ukraine so dringend erbetenen Leopard-Panzer freigegeben. Nach monatelangem Herumzicken und Stottern. Der deutsche Bundeskanzler Scholz hat sich damit ohne nachvollziehbaren Grund selbst am meisten beschädigt und den Abwehrkampf der Ukraine zur Zurückschlagung der Invasoren stark behindert. Inzwischen ist wirklich jeder der kolportierten Gründe, warum Deutschland nicht liefern wollte, geplatzt. Jetzt bleiben nur noch ganz schlimme Vermutungen, um das Verhalten des deutschen Regierungschefs zu erklären (mit einer kleinen Aktualisierung).
Die wichtigsten dieser unterschiedlichen Erklärstränge:
Das Schlimme an der gegenwärtigen Weltlage ist, dass sich hinter Putin bereits die nächste große Bedrohung aufbaut. Das ist eindeutig die islamistische. Im Grund muss es jedem Europäer kalt über den Rücken laufen, wenn er die Entwicklungen in der Türkei und im Iran beobachtet. Längst hält man sich dort für berufen und legitimiert (siehe das türkische Auftreten gegenüber Schweden und den Niederlanden, denen gegenüber man sich als Schutzmacht des Koran, "unseres heiligen Buches" aufspielt), ganz im Sinne der Strategie der Muslimbrüder den Europäern vorschreiben zu können, was sie noch tun dürfen und was nicht.
Zweifellos kein Trost liegt darin, dass jetzt möglicherweise die russische Bedrohung mit der iranischen verschmilzt. Diese gefährliche Entwicklung hat man ja schon seit Wochen an der Lieferung iranischer Waffen an Russland ablesen können, wo es hinten und vorne an Ausrüstung mangelt, wo die Wagner-Miliz mit einem unglaublichen Verschleiß an schlecht ausgerüsteten Menschen, die man vorher aus den Gefängnissen geholt hat, eine menschenvernichtende Taktik eingeschlagen hat, wie man sie bisher nur aus den blutigen Schlachten des ersten Weltkriegs kannte.
Ob die Panzer die entscheidende Wende bringen werden? Das ist noch durchaus offen.
Eine Analyse des Kriegsbilds kann neben der Erleichterung, dass die Ukraine jetzt doch die erbetenen Waffen bekommt, derzeit bei allem Schrecken noch zwei weitere positive Fakten vermerken:
Für Österreich besonders wichtig ist, dass Serbien jetzt offensichtlich erkannt hat, dass seine Zukunft in Europa und nicht in Russland liegt. Denn es gibt unter Druck der EU erstmals wirklich eine Annäherung in der Kosovo-Frage. Und der serbische Präsident Vucic lässt sich vorerst ganz offensichtlich nicht in den von Putin gewünschten Krieg gegen das Kosovo hetzen.
Die besonders verbrecherische Wagner-Truppe scheint durch Verluste und Desertionen weitgehend aufgerieben, sodass Putin jetzt wieder auf die Armee setzen muss, die sich aber vorher – etwa beim Angriff auf Kiew – auch nicht sonderlich ausgezeichnet hat.
Beides heißt freilich nicht, dass der Krieg gegen Putin entschieden ist. Scheint doch vielmehr in Russland eine weitere Mobilisierungswelle für eine Frühjahrsoffensive vorbereitet zu werden. Und müssen die Ukrainer doch erst ihre Armee auf die Panzer einschulen.
PS: Nur weil Rechts- und Linksradikale das als Argument gegen die Ukraine verwenden, sei festgehalten: Der Hinauswurf etlicher hoher Beamter und Vizeminister unter Korruptionsverdacht setzt die Ukraine keineswegs gleich mit Russland. Ganz im Gegenteil. In der Ukraine versucht der Präsident diesbezüglich Ordnung zu schaffen. In Russland versucht das niemand. Weil alle nehmen.