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Tausende Artikel und Fernsehbeiträge waren in den letzten Jahren der Ungleichbehandlung der Geschlechter gewidmet. Von fast immer weiblichen Journalisten werden furchtbare Diskriminierungen der Frauen angeprangert – etwa in der Medizin oder bei der Kindererziehung oder bei der Funktionsweise von Autos und anderen technischen Geräten. Viele Klagen werden durchaus zu Recht erhoben, sind doch Frauen etwa körperlich meist ganz anders gebaut als Männer. Deshalb entstand beispielsweise der neue Zweig der Gendermedizin, der der Frage nachgeht, zu welchen unterschiedlichen Therapien diese Unterschiedlichkeit der Geschlechter führen muss. Lobenswert. Interessanterweise aber werden die zwei weitaus größten und ungerechtesten Diskriminierungen zwischen den Geschlechtern in der ganzen Genderismus-Aufregung überhaupt nie angesprochen.
Das hängt ganz offensichtlich damit zusammen, dass in diesen beiden Bereichen nicht die Frauen, sondern die Männer diskriminiert werden. Aber da die Gender- und Geschlechtsdebatte in den Medien von weiblichen Journalisten gestaltet wird, von denen viele auf krampfhaften Kampf-Feminismus getrimmt sind, finden Männer-Diskriminierungen medial wie politisch einfach nicht statt. Gleichzeitig sind die Männer zu stolz und halten es mit ihrem Rollenbild für unvereinbar, klar und offen auf eigene Diskriminierungen hinzuweisen. Sich selbst zu bemitleiden und zu jammern gehört in dieser Rollenbild-Landschaft halt noch immer eindeutig zu den weiblichen Privilegien.
Diese beiden großen Diskriminierungen sind:
In einer Generation, wo jener Anteil der Frauen (außerhalb der Population mit Migrationshintergrund) immer größer wird, der keine Kinder oder nur eines bekommt, ist das Gegenargument nur noch absurd, dass über all das nicht geredet werden dürfe, weil Frauen ja Kinder bekommen und dadurch belastet sind. Das sind eben längst nicht mehr "alle". Ganz abgesehen von den wirklich breiten wohlfahrtsstaatlichen Absicherungen und Hilfen in Sozial- und Arbeitsrecht für jene Frauen, die noch Kinder bekommen. Und ganz abgesehen davon, dass die Mehrzahl der Frauen, die Kinder bekommen haben, das als die beglückendste Tatsache ihres Lebens bezeichnen (auch wenn die erste Nachricht, schwanger zu sein, oft als Schock empfunden wird, weil man Angst vor den Umstellungen des eigenen Lebens hat).
Die Diskriminierung junger Männer entsteht durch die Verpflichtung, entweder Militär- oder Zivildienst zu absolvieren, während Frauen in beiden Bereichen nur freiwillig aktiv sein können. Erfreulicherweise gibt es eine rasch wachsende Anzahl junger Frauen, die das als ungerecht erkennen und meinen, eigentlich sollte auch für Frauen eine Dienstpflicht eingeführt werden.
Derzeit wird die Notwendigkeit einer allgemeinen Dienstpflicht aber auch noch aus einem zweiten Grund immer dringender: Das ist der rapid wachsende Bedarf an Mitarbeitern in Sozialberufen, aber auch beim Bundesheer in Zeiten, wo die Notwendigkeiten einer effektiveren Landesverteidigung endlich allgemein anerkannt werden (und wo Frauen in der Ukraine zeigen, wie effektiv sie auch außerhalb des Schützengrabens etwa im Cyber-War sein können). Der Bedarf im sozialen Bereich ist darüber hinaus nicht nur durch die Demographie (also den rasch steigenden Anteil hochbetagter Menschen) gewachsen, sondern auch durch den Rückgang der Pflegerinnen aus Mittelosteuropa. Sie können heute in ihrer Heimat meist schon genug gut bezahlte Arbeitsplätze finden.
Aber dennoch ist die Dienstpflicht-Frage nie in der politmedialen Diskussion angekommen. Die Aggressivität der Kampf-Feministinnen und die Feigheit der Männer verhindern das.
Der zweite große Diskriminierungskomplex ist das österreichische Pensionssystem mit seinem ungleichen Pensionsantrittsalter (65 bei Männern/60 bei Frauen). Als die Aufhebung dieser Diskriminierung durch den damaligen Verfassungsgerichtshof drohte, ließ sich auch die ÖVP von den linken Kampffeministinnen in der SPÖ breitschlagen, den Gerichtshof durch ein Verfassungsgesetz auszuschalten, welches das ungleiche Antrittsalter verlängert. Erst mit sehr langen Übergangsfristen und (in einem Jahr beginnenden) Etappen soll es eines fernen Tages angeglichen werden.
Kann man daraus schließen, dass zumindest irgendwann alles besser sein wird? Nein, leider nicht. Aus folgenden zwei Gründen nicht:
Der Lebenserwartungs-Unterschied ist aber ein so gewaltiger, dass er eigentlich im Pensionssystem nicht mehr ignoriert werden darf. Leben doch Frauen im Schnitt fast fünf Jahre länger als Männer! Das heißt: Zum skizzierten Unterschied zwischen den Geschlechtern im gesetzlichen Pensionsantrittsalter, der heuer noch volle fünf Jahre beträgt, kommen noch einmal rund fünf Jahre durch die längere Lebenserwartung. Das sind zehn Jahre mehr Frauenpension. Um fair zu sein, muss man das insofern relativieren, als Männer in der Realität auf Grund vieler populistischer Pensionsreformen (die eher als "deformen" angesprochen werden sollten) deutlich vor dem gesetzlichen Antrittsalter in Pension gehen. Aber auch wenn man das berücksichtigt, kassieren Frauen fast sieben Jahre länger eine Pension.
Zu diesem Siebenjahres-Vorsprung kommt noch ein weiterer durch keinerlei Beiträge gerechtfertigter Pensionsanspruch: Das sind die Witwenpensionen. Diese stehen zwar heute auch Männern und homosexuellen "Witwern" zu. Aber de facto sind es vor allem heterosexuelle weibliche Witwen, die solche Zusatzpensionen kassieren, für die nie etwas einbezahlt worden ist.
Das alles heißt logischerweise, Frauenpensionen sind zu einem viel geringeren Teil durch eigene Beiträge ins Pensionsversicherungssystem finanziert als die von Männern. Das ist eine der größten Umverteilungen im gesamten österreichischen Sozialsystem. Diese wird aber dennoch von niemandem offen angesprochen. Von weiblichen Politikern und Journalisten aus Eigeninteresse nicht, von männlichen nicht, weil sie Angst haben, als frauenfeindlich beschimpft zu werden.
In zwei Aspekten sollte allerdings eine Pensionsreform, die fair und zukunftssicher ist, auch einem Teil der Frauen entgegenkommen: Einerseits braucht es eine noch bessere Berücksichtigung der Kindererziehungsjahre. Andererseits braucht es eine 50-zu-50-Teilung aller während einer aufrechten Ehe erworbenen Pensionsansprüche. Eine solche Teilung würde zwar bei in aufrechter Ehe verbrachten Pensionsjahren keinen Unterschied machen. Das würde aber eine spürbare Besserstellung für Frauen bei einer Scheidung nach sich ziehen. Und das wäre eine faire Gleichbehandlung der Pensionsansprüche mit jedem während der Ehe erzielten Vermögenszuwachs eines der beiden Partner. Dieser ist ja bei Scheidungen ebenfalls immer (unabhängig von der Schuldfrage!) zu gleichen Teilen aufzuteilen. Und Pensionsbeitragszahlungen sind wirtschaftlich nichts anderes als Einzahlungen auf ein Sparbuch oder in eine Erlebensversicherung.
Wie müsste also in Summe eine faire Lösung aussehen, die gleichzeitig auch in Zukunft das Pensionssystem finanzierbar lässt? Sinnvoll wären:
Ein alternativer Weg wäre der US-amerikanische: Dort stammen alle höheren (über Ausgleichzulagen-ähnliche Mindestleistungen hinausgehenden) Pensionen aus diversen privatwirtschaftlichen Ansparmodellen. Das erhöht die Arbeitsmotivation in der aktiven Lebenszeit. Das macht umgekehrt die Einkünfte im Alter im Guten wie im Schlechten mehr als bei uns von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig. Aber auch das bedeutet ein höheres Gerechtigkeitselement: Denn wenn etwa eine Dauerrezession keine Auswirkungen auf die Pensionen hat, dann ist das eine enorme, eine zusätzliche Umverteilung von den Jungen zu den Alten, dann lädt das einen enormen Schuldenberg auf die nächste Generation, dann kann das auch schon mittelfristig zu Inflation oder gar Staatsbankrott führen.
Es ist schon klar, dass nichts davon passieren wird. Alle Ungerechtigkeiten und Unfinanzierbarkeiten (auch) des Pensionssystems werden bleiben. Zumindest bis zur ganz großen Krise. Denn für jede echte Reform aus freien Stücken ist dieses Land viel zu strukturkonservativ. Und die Linke am allermeisten.