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Wohnen wird noch teurer und schwieriger

Das klingt sozial edel und ist jedenfalls populistisch wertvoll, was die Grünen da durchgesetzt haben: Wenn jemand eine Wohnung anmietet, müssen künftig die Maklergebühren zur Gänze von den Auftraggebern bezahlt werden. Damit will die Politik die neuen Mieter einer Wohnung entlasten, die bisher die Makler-Gebühren zahlen mussten. Das Ganze ist zwar nett, jedoch erschütternd weltfremd und schadet letztlich den Mietern. Denn es wird entweder die Mieter keineswegs entlasten – oder das Angebot an Mietwohnungen weiter reduzieren und damit zwangsläufig auch deren Preis erhöhen. Das alles wüssten die Grünen und die Koalition – hätten sie von Wirtschaftsmechanismen auch nur ein bisschen eine Ahnung. Diese Ahnung ist aber auch bei der ÖVP kaum mehr vorhanden. Dabei war sie die letzte Partei, die eine solche wenigstens noch in Restbeständen hatte. Bei den Neos ist sie noch viel früher verflogen, seit bei diesen eine linksradikale Feministenclique fast alle Parteifreunde mit ökonomischem Denkvermögen vertrieben hat.

Zurück zum Wohnungsmarkt: Es ist zwar im Detail noch nicht ganz klar, wohin sich die Praxis  verschieben wird. Aber die einzig möglichen Varianten zeichnen sich schon eindeutig ab.

Denn glasklar ist: Die Maklerbüros, die für jeden Linken der Inbegriff des Bösen sind, werden sicher nicht den Wegfall der Maklergebühren schlucken. Denn sie sind – böse Überraschung für die Grünen – keineswegs Wohltätigkeitsorganisationen, sondern ganz normale Wirtschaftsunternehmen, die ihre Kosten (zu denen zweifellos auch wie bei allen anderen Branchen ein Unternehmergewinn gehört) ersetzt bekommen wollen. Sonst stellen sie ihre Tätigkeit halt einfach ein. Es gibt genug andere Möglichkeiten, sein Geld zu verdienen.

In der grünen Erlebenswelt gibt es freilich nur Unternehmen ganz anderer Natur: Dort heißen sie NGOs. Diese brauchen nicht auf Kosten und Gewinn zu achten, sondern nur regelmäßig laut zu jammern. Dann bekommen sie einfach noch mehr Steuergeld als Subvention (welches seit den diversen grünen Regierungsbeteiligungen auch besonders reichlich fließt).

Welche Varianten ergeben sich aus der neuen Situation?

Variante A: Die Mieter zahlen weiter die Maklergebühren

Eine durchaus große Wahrscheinlichkeit ist, dass die neuen Mieter einer Wohnung weiterhin die Gebühren der Makler zahlen werden, weil die Wohnungssuchenden diesen entsprechende Aufträge geben werden.

Wie soll das geschehen, da das neue Gesetz das doch ausdrücklich unterbinden will? Nun, es könnte etwa passieren, dass viele Wohnungssuchende in Zukunft die gleiche Erfahrung machen werden: Sobald sie sich bei einem Immobilienbüro für eine inserierte Wohnung interessieren, werden sie hören, dass diese leider, leider gerade an wen anderen vergeben worden ist. Nachdem sie das ein Dutzend Mal erlebt haben, werden sie dann halt nach kräftigem Zeitverlust doch einem – oder mehreren – Maklern den Auftrag geben, für sie eine Wohnung zu suchen. Dann müssen sie, sobald es zu einem Abschluss kommt, den Maklern auch deren Kosten bezahlen. Dann werden die Makler plötzlich sehr viele Wohnungen im Angebot haben.

Variante B: Die Mieter zahlen höhere Mietpreise oder Ablösen

Wenn die Makler von den Wohnungssuchenden wirklich nichts kassieren können, werden sie sich logischerweise an den Eigentümer einer zu vermietenden Eigentumswohnung halten. Diese werden dann ebenso logischerweise nachzudenken beginnen: Wie können sie die zu zahlenden Maklerkosten doch noch vom neuen Mieter zurückhaben? Dafür bieten sich drei Möglichkeiten an, wie man doch noch kassieren kann:

  • durch eine hohe Ablöse für in der Wohnung stehende Möbel (egal, ob der neue Mieter sie überhaupt haben will),
  • durch eine illegale "schwarze" Ablöse gleichsam unter dem Tisch des Notars,
  • oder durch eine generelle Erhöhung der Mieten. Wobei letzteres für den Mieter besonders unangenehm, weil dauerhaft ist.

Variante C: Es kommen weniger Wohnungen auf den Markt

Wenn all die zuvor genannten Möglichkeiten durch eine ideologische Judikatur zugemauert werden (Arbeiterkammer & Co werden dies jedenfalls intensiv von den Gerichten verlangen), dann werden viele Wohnungseigentümer zum Schluss kommen: Bevor das Vermieten einer Wohnung zu kompliziert oder unrentabel wird, lassen wir es lieber ganz bleiben. Die Wohnungen dienen ihnen dann halt als bloßes Möbellager, werden für Enkelkinder in Bereitschaft gehalten oder zur gelegentlichen Übernachtung von auswärtigen Freunden benutzt.

Das werden gewiss nicht alle Besitzer verfügbarer Eigentumswohnungen machen, weil sie ja weiter Betriebskosten zahlen müssen. Das wird jedoch mit Sicherheit ein relevanter Prozentsatz der Wohnungseigentümer vorziehen. Dann aber tritt absolut immer die stärkste Kausalität im Wirtschaftsgeschehen in Kraft: Dann werden Mietwohnungen noch knapper und daher noch teurer. Denn jedes Gut, das noch knapper wird, wird teurer. Oder es ist nicht mehr erhältlich.

Variante D: Wohnungsvermietung wandert ins Chaos des Internets

Die Besitzer einer zu vermietenden Wohnung könnten auch versuchen, auf eigene Faust über eine der vielen unentgeltlichen Vermittlungsplattformen im Internet einen Mieter zu finden. Das kostet sie zwar viel Zeit, erspart aber auch das Geld für Maklerprovisionen. Das klingt nett, da ja dann scheinbar niemand die Kosten zu tragen hat. Das hat nur einen schlimmen Nachteil: Dann haftet kein Sachkundiger mehr für die rechtliche Sauberkeit in einem juristisch heiklen Bereich, für die Vermeidung der zahllosen Fallen in einer überreglementierten Branche, für den Zustand der Wohnung und für die Verhinderung von Betrug. Dann kann es daher trotz eingesparter Maklerkosten um sehr viel mehr Geld gehen.

Gibt es nicht auch unsaubere Maklerbüros? Zweifellos. Aber wenn das Büro nicht bloß aus einem Briefkasten in Tirana besteht, dann kann der gelackmeierte Mieter alle Ansprüche einklagen. Bei eigenhändiger Vermietung kann er gar nichts, sondern sich nur selbst bedauern.

Es ist völlig klar und eine tausendfach bestätigte Erfahrung: Je weiter sich der Gesetzgeber populistisch von den Kausalitätsgesetzen der Markwirtschaft entfernt, umso teurer und ineffizienter wird das Ganze für die Menschen. Aber da niemand mehr in der Politik diese Kausalitäten versteht, bekommen wir ein Unsinnsgesetz nach dem anderen.

Um noch ein Beispiel aus einem ganz anderen Bereich als Beweis genau dieses Zusammenhangs hinzuzufügen: Auch in Ungarn pflegt man gerne den Populismus und wundert sich, wenn dann haargenau das gleiche ökonomische Naturgesetz wirksam wird. Dort hat man den Preis für Benzin gedeckelt (also genau das getan, was Wünsch-dir-was-Politikerin Rendi-Wagner hierzulande für Gas vorschlägt). Und danach hat man sich gewundert, dass es immer öfter keinen Treibstoff gegeben hat.

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