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Es wird doch nicht ganz so schlimm. Das sind erfreuliche Signale aus der Wirtschaft knapp vor dem Weihnachtsfest. Das tut jedenfalls gut. Denn die Psychologie ist immer stärker durch die Richtung der Entwicklung geprägt als durch die absoluten Zahlen.
Die Inflation scheint den Höhepunkt hinter sich zu haben. Die Zinsen steigen deutlich langsamer. Die Wärme dieses Winters dürfte gesichert sein. Und der auch von Österreich geforderte EU-Gaspreisdeckel kommt eher nur als symboische Geste, der zwar zweifellos populär wäre, der aber zu Versorgungsengpässen und Verschwendung geführt hätte. So wie jetzt in Ungarn die populistische Benzinpreisbremse Zapfsäulen trockenlegt.
Und seit kurzem werden nun auch die winterdunklen Tage wiedert länger ...
Im Aufatmen übersieht man gerne die verbliebenen – oder gewachsenen Herausforderungen. Es wird nämlich nach der Krise keineswegs genauso sein wie vor der Krise. So schaffen etwa die zurückgekehrten Zinsen und die vorangeschrittene Überalterung ganz andere Rahmenbedingungen.
Die zentralen Notwendigkeiten sind daher größer, nicht geringer geworden: Reduktion von Defiziten und Schulden, drastische Erhöhung des realen wie gesetzlichen Pensionsantrittsalters, Ersetzen der Immigration von nicht ausgebildeten Analphabeten durch die an vielen Fronten dringend benötigten Fachkräfte, eine stabile Währungspolitik, aber auch eine geburtenfreundliche Familienpolitik sind jetzt die zentralen Imperative.
Während diese Aufgaben primär Staaten und Notenbanken betreffen, so ist der Umgang mit den Zinsen ebenso eine Herausforderung für jeden Einzelnen. Denn die Zinsen sind zweifellos gekommen, um zu bleiben, auch wenn sie bald ihren Zenit erreichen dürften.
Jetzt werden vor allem alle jene eine schwierige Zeit haben, die unternehmerische oder private Investitionen mit Krediten finanziert haben, und die mit ständig steil steigenden Immobilienpreisen kalkuliert haben. Auf der anderen Seite wird bald Sparen wieder einen Sinn bekommen – zumindest wenn die Banken und Anleihe-Emittenten aus ihrer (einseitigen) Trägheit erwachen und selbst den Anlegern wieder Zinsen zahlen.
Aber vor allem werden jetzt Investitionen wieder viel genauer auf ihre Sinnhaftigkeit, auf ihre Rendite geprüft werden. Und alle jene, die angesichts des Gratisgeldes ihr Geld in ökonomisch recht zweifelhafte Dinge gesteckt haben, werden auf die Nase fallen. Was wiederum manche billige Schnäppchen ermöglichen und den professionellen Sanierern goldene Zeiten bescheren wird. Denn gewinnfreies Dahinwursteln wird nicht mehr möglich sein.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".