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Diesmal muss man der österreichischen Regierung absolute Gratulation zu ihrem Mut aussprechen – aber auch zu ihrer überraschenden Geschlossenheit. Denn es fiel keine relevante grüne Stimme auf, die laut dagegen protestiert hätte, dass Österreich jetzt ein Veto gegen die Erweiterung des grenzkontrollfreien Schengen-Raums durch Rumänien und Bulgarien eingelegt hat. Umso wütender kam der Hass auf die österreichische Regierung nicht nur von den beiden betroffenen Ländern, sondern auch von einer nahezu geschlossen losheulenden Medien-Meute, die vom ORF (dem schon geradezu automatisch die von vielen weiteren Medien mechanisch abgeschriebene APA folgt) bis zur "Presse" reicht, die nach den Turbulenzen an ihrer Spitze jetzt im blattinternen Interregnum endgültig in den linken Mainstream abgeglitten ist und die dem einschlägigen Hass auf die österreichische Regierung allein in einer einzigen Ausgabe gleich drei Seiten gewidmet hat. Die Gratulation gilt aber nur für den Fall, dass Österreich jetzt nicht gleich nach ein paar Wochen ohne Gegenleistung umfällt.
Geradezu heiter an der Mainstream-Empörung ist die Tastsache, dass so gut wie alle sich jetzt Aufpudelnden früher ferstgestellt haben, dass Schengen eh schon eine tote Leiche sei.
Neben den üblichen migrationsliebenden Attacken der Medien erlebt die Regierung aber noch aus vielen anderen Richtungen weitere Sturmböen. Sie kommen von fast allen politischen Parteien Europas (besonders laut sind etwa der rätselhaftweise auf einem ÖVP-Ticket ins EU-Parlament gelangte Othmar Karas und – wohl zur Entlastung ihrer sich ins Schweigen flüchtenden Wiener Parteifreunde – die deutsche Außenministerin Baerbock). Sie kommen ebenso von den meisten anderen Regierungen mit Ausnahme der niederländischen.
Dieser Sturm kann für die Regierung Nehammer eine entscheidende Bewährungsprobe werden. Wenn sie diese besteht, könnte das durchaus an das Jahr 2000 erinnern, als alle übrigen EU-Mitglieder – nur wegen der in ihren Augen unerwünschten Regierungsbildung in Wien – sogar Sanktionen gegen Österreich verhängt haben. Allerdings hängt jetzt ganz viel davon ab, wie überzeugend Nehammer und sein Innenminister Karner in den nächsten Tagen und Wochen auftreten. Und ob sie Außenminister Schallenberg aus seiner diplomatischen Gemütlichkeit aufwecken und zur energischen Verteidigung Österreichs verpflichten können.
In der Bevölkerung steht Nehammer jedenfalls sicher nicht alleine: Es gibt keine einzige Meinungsumfrage, die anzeigen würde, dass eine Mehrheit irgendwelche Sympathien für die illegale Migration hätte. Ebensowenig wie es auf europäischer Ebene keine solche Mehrheit gibt. Dennoch ist es dort den Linksparteien, den linken Christdemokraten, den EU-Institutionen und Gerichten seit vielen Jahren gelungen, die illegale Migration in hohem Maße zu erleichtern.
Besonders bezeichnend in Hinblick auf die dem entgegenstehende öffentliche Meinung sind jetzt bekannt gewordene Umfragen aus Frankreich. Dort sagen jetzt schon – je nach Institut – 70 bis 72 Prozent, es gebe zu viele Einwanderer im Land und weitere Zuwanderung sei nicht wünschenswert. Auch der linksliberale Präsident Macron äußert sich neuerdings sehr migrationskritisch – freilich ist von ihm noch keine sonderliche Initiative bekannt, die in vielen Bereichen für die illegale Migration hauptverantwortliche EU zu einer echten Kursänderung zu bewegen. Aber vielleicht will Macron ja nichts EU-Politisches unternehmen, solange er keinen Konsens mit seinen deutschen Freunden hat. Und der ist halt mit einer linken Ampelkoalition absolut unerreichbar.
Gewiss könnte es für Österreich zum Problem werden, dass sich jetzt die durch Wiens Nein vorerst vom Schengen-Beitritt ferngehaltenen Rumänen und Bulgaren an der Alpenrepublik zu rächen versuchen. Daher sollte man durchaus intensiv versuchen, ihnen klar zu machen, dass Österreichs Schritt nur in zweiter Linie mit ihnen zu tun hat. Und dass es in erster Linie um eine Änderung der Politik der EU geht, wonach alles wieder möglich sei.
Bei der EU gibt es freilich vieles dringlich zu ändern:
Das alles ist vor dem Hintergrund einer wirklich dramatischen Tatsache zu sehen: Österreich ist in Relation zu seiner Größe das regelmäßig durch illegale Migranten am meisten belastete EU-Land, obwohl es an keiner EU-Außengrenze liegt. Österreich hat es halt bisher nur nicht verstanden, so laut zu jammern wie etwa Italien oder Griechenland.
Mit anderen Worten: Es war in dieser verzweifelten Situation höchste Zeit, dass Österreich die sich als allmächtige Gutmenschen fühlende EU-Kommission mehr unter Druck zu setzen versucht, in den genannten Notwendigkeiten, zumindest bei mehreren davon, über Worte hinaus in Bewegung zu geraten. Daher ist es richtig wie logisch, in der Wartezeit auf die Geburtsstunde einer Anti-Migrationspolitik der EU jede Veränderung zu blockieren, die dazu geeignet ist, die Tore noch weiter zu öffnen. Und das wäre die Schengen-Erweiterung zweifellos – egal, wie viele Prozent der Illegalen wirklich über Bulgarien oder Rumänien gekommen sind (ganz abgesehen davon, dass man darüber von diesen ja nur selten wahrheitsgemäße Auskünfte erhält).
Natürlich ist es das. Aber mit Verlaub, der Inhalt von Politik besteht zum allergrößten Teil aus Erpressung. Politische Erpressungen werden erst dann unmoralisch, wenn man dabei illegale Mittel einsetzt. Was Österreich nicht macht, da jeder Mitgliedsstaat EU-rechtlich eindeutig ein theoretisch nicht einmal begründungspflichtiges Vetorecht gegen jede Schengen-Erweiterung hat.
Einige Beispiele für andere Erpressungen: