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Die einen werden gefeuert, die anderen gesucht

Während Regierungen EU-Europas in ihrer Geldnot (sogar in grundrechtlich bedenklicher Art) auf die Gewinne der Energie-Erzeuger greifen, müssen die großen Elektronik-Multis massenweise Mitarbeiter abbauen. Das erinnert an die Dotcom-Blase der Jahrtausend-Wende. Damals freilich platzten vor allem kleine Luftburgen, wo durch Internet-Getue bei Investoren – teilweise sogar betrügerisch – der Eindruck erweckt worden war, dort ginge die Post ab. Stattdessen kam der Absturz.

Droht Ähnliches jetzt bei Facebook, Twitter & Co? Oder gilt bei ihnen: Too big to fail?

Ein Unterschied ist freilich eindeutig: Der restliche Arbeitsmarkt leidet heute eher unter dem gegenteiligen Phänomen. Während damals alle Regierungen angstvoll auf die Entwicklung der Arbeitslosen-Zahlen blickten, erleben heute zahllose Branchen einen dramatischen Arbeitskräfte-Mangel. Alarmrufe, wo man auch hinhört. Überall mangelt es: an Lehrern, an Ärzten, an Kindergärtnern, an Installateuren, an Lokführern, an Polizisten, an Krankenschwestern, an Altenpflegern, an Straßenbahnern, an Bus-Chauffeuren, an Köchen, an Kellnern, an Bauarbeitern, an Schlossern, an Elektrikern, an, an, an.

Das ist nicht nur für all jene schlimm, die deren Arbeit und Dienstleistungen brauchen würden. Das ist auch eine schlechte Nachricht für die Gewerkschaften. Denn (fast) niemand braucht sie mehr, um mehr Lohn zu erhalten. Im Gegenteil: Die einzelnen Unternehmen überbieten einander selber, um die wenigen vorhandenen Arbeitskräfte an- und von der Konkurrenz wegzulocken.

Die dadurch rasch steigenden Einkommen sind zweifellos eine zusätzliche weitere Ursache der Inflation in fast allen Industrieländern. Das ändert aber nichts daran: Durch gegenseitiges Überbieten wird die Zahl jener nicht größer, die arbeiten können und wollen.

Das hat viele Ursachen:

  • Die Babyboomer haben selbst aufs Babymachen vergessen;
  • Die Menschen leben deutlich länger gesund, gehen aber unverändert früh in Pension (und finden dann keine Ärzte …);
  • Die Jungen orientieren sich immer weniger an Karriere und Aufstieg, sondern an einer schlaraffenlandartigen Work-Life-Balance;
  • Und die Migranten sind großteils Analphabeten und nur für Hilfsarbeiter-Jobs geeignet.

Es gäbe etliche Schrauben zum Drehen – Pensionsalter, Reduktion der Gelder für nicht Arbeitswillige, gezielte Ausbildung –, aber Zaubermittel gibt es nicht. Und Politiker, die auch nur an einer der Schrauben zu drehen bereit sind, schon gar nicht.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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