Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Wer die Geschichte und inhaltlichen "Haltungen" der SPÖ während der letzten Jahrzehnte halbwegs kennt, der erkennt – jenseits der taktisch genialen, aber eigentlich geradezu kriminellen Umwandlung von Teilen der Staatsanwaltschaft und fast aller ORF-Redaktionen in De-Facto-Außenstellen der Partei – drei konstant gebliebene Schwerpunkte inhaltlich sozialistischer Identität. Zwei davon sind nun durch die politische Wende, die der stimmlose Burgenländer Hans Peter Doskozil vorantreibt, erstmals fundamental in Frage gestellt. Wobei eine der beiden von ihm attackierten SPÖ-Pfeile im Grunde Hunderte Milliarden wert ist – aber gerade der Angriff auf diese Abteilung linker SPÖ-Identität ist außerhalb des Burgenlandes kaum bekannt.
Diese drei Schwerpunkte der sich durch die gesamte zweite Republik hinziehenden sozialistischen Identität sind für den linken Flügel emotional umso wichtiger, da ja schon drei andere Elemente des früheren Wesens der Partei verloren gegangen sind:
Die noch verbliebenen drei Schwerpunkte sozialistischer (und damit auffallenderweise immer auch automatisch grüner) Identität:
Dennoch wird ausgerechnet dieser Punkt medial kaum beachtet. Dafür gibt es nur zwei mögliche Erklärungen:
Egal, welche Erklärungsschiene da relevanter ist: Tatsache ist, dass das im Grund aus der Nazi-Zeit stammende und in der Kreisky-Zeit unter dem (ex-kommunistischen) Justizminister Christian Broda erneuerte Genossenschaftswohnbau-System ein Riesenskandal ist. Denn es zwingt die Wohnungsmieter, ungefähr die gleichen Summen wie ein Erwerber einer Eigentums-Wohnung zu zahlen, ohne dass sie dafür aber Eigentum an ihrer Wohnung bekämen. Und wenn sie ohne eintrittsberechtigte Kinder sterben oder ausziehen, fällt die Wohnung einfach ohne Entgelt an die Genossenschaft zurück.
Die meist sehr SPÖ-nahen Genossenschaften haben sich dadurch um gewaltige Summen bereichert. Der Jurist Erich Kadlec, der das System seit vielen Jahren durchleuchtet und kritisiert, schätzt die Summe der Bereicherung auf Hunderte Milliarden. Schwer nachweisbar ist freilich, wie viel davon direkt oder indirekt an die SPÖ fließt.
Das ist auch zweifellos der Grund, warum die Sozialisten bisher das Genossenschaftsmodell mit Zähnen und Klauen verteidigt haben. Angenehmer Randeffekt ist für die Partei, dass sie in der Führungsetage der Genossenschaften und bei der "Entwicklung" solcher Bereicherungsmodelle lukrative Positionen für gescheiterte Spitzenpolitiker reservieren kann (von denen man dann verlogen sagen kann, sie wären ja eh in der Privatwirtschaft tätig).
Noch angenehmerer Randeffekt: Immer wieder laufen dann unsaubere Geschäfte, bei denen die ganzen Genossenschaften um teures Geld an Immobilienspekulanten weiterverkauft werden, die dann privatwirtschaftlich mit den Wohnungen umgehen können. Einige von diesen – sofern sie als ÖVP-nahe gelten – werden von der WKStA zwar verfolgt, aber der auch in diesem Bereich heillos überforderten Behörde will auch hier nicht der Durchblick gelingen (weil natürlich keiner der Beteiligten Interesse an einer Offenlegung der wahren Zusammenhänge hat).
Das Modell im Detail:
Das ist alles für diese eine perfekte Bereicherungsmühle. Das macht auch klar, warum es die SPÖ immer so vehement verteidigt hat.
Die ganze SPÖ? Nein, im kleinen Burgenland regt sich seit Kurzem Widerstand. Im dortigen Wohnbauprogramm werden diese bundesgesetzlichen Rahmenbedingungen als "falsch" bezeichnet, "wenn es sich tatsächlich um gemeinnützigen und sozialen Wohnbau handeln soll".
Im Burgenland hat man daher außerhalb dieses Bundesgesetzes ein (eigentlich) aufsehenerregendes Modell entwickelt und umzusetzen begonnen. Das aber aus den erwähnten Gründen eben kein Aufsehen erregt:
Damit gibt es kein Körberlgeld mehr für die Genossenschaften durch Fortgang der Zahlungen nach Deckung der Errichtungskosten. Damit gibt es auch keine Bereicherung für die Genossenschaften mehr für den Fall, dass die Erwerber einer ihrer Wohnungen ohne eintrittsberechtigte Erben sterben oder ausziehen.
Dieses Modell ist zwar günstig für die Erwerber einer Wohnung – aber ganz ungünstig für das die Partei dominierende und eng mit den Genossenschaften verfilzte Wiener Rathausimperium. Daher dürfte Doskozils Wohnbau-Modell viel mehr als seine migrationskritische Haltung auch der wahre Grund sein, warum die Rathaus-Gewaltigen alles tun werden, damit dieser nicht an die Parteispitze kommen kann.
Da hilft es Doskozil nicht einmal viel, dass er seine Kehlkopf-Probleme in Deutschland behandeln lässt und nicht bei den tollen Ärzten des Wiener Rathaus-Imperiums.
Das alles wird aber trotzdem noch extrem spannend.