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Als ich vor einiger Zeit bei einem Risikoverantwortlichen eines internationalen Konzerns mein Wissen über Krypto-Währungen vertiefen wollte, bekam ich eine erstaunliche Antwort: "Wir legen unser Geld nirgendwo an, wo wir nicht alles verstehen." Spätestens die jetzige Milliarden-Pleite um die Krypto-Börse FTX macht bewusst: Auch wenn eine Investition, eine Geldanlage große Vorteile haben dürfte, so sollte man im Zweifel doch die Finger davon lassen. Das denken sich derzeit Millionen Menschen, die weltweit ihr Geld ganz oder teilweise bedroht sehen.
Dabei sind die Vorteile der Krypto-Veranlagungen klar: Es sind erstmals Währungen, die noch besser als Gold total dem Zugriff von Behörden, Inflation, Kriegen und politisch beeinflussten Notenbanken entzogen sind. Sie können noch dazu rasch und billig gehandelt werden. Diese Eigenschaften haben in Zeiten hemmungsloser Schuldenmacherei allzu vieler Regierungen, gewaltiger Belastungen der Finanzsysteme durch die "Koste es, was es wolle"-Coronahilfen, durch die Folgen von Inflation, Ukrainekrieg und Energiekrise sowie die wilde Banknotendruckerei der EZB zweifellos an Attraktivität gewonnen. Da hat es offensichtlich nur wenige gestört, dass auch Erpresser, Verbrecher-Syndikate und Diktaturen die Kryptowährungen besonders lieben. Andererseits haben sich ja auch seriöse Journalisten für sie engagiert.
Dazu kam bei FTX ein an die großen Gründer erinnernder und sich in der Spitzenpolitik elegant bewegender Chef, dem man vorausgesagt hat, erster Billionär der Welt zu werden. Doch schlagartig war alles anders. Das Geld ist offenbar komplett weg. Und zahllose komplizierte Erhebungen wegen Insidergeschäften und illegalen Transfers wie auch saftige Strafprozesse werden folgen.
Der FTX-Krach wird zweifellos so groß in die Wirtschaftsgeschichte eingehen wie etwa die Tulpenspekulation der Barockzeit. Ebenso kann man sicher sein, dass der Schaden auch und vor allem seriöse Opfer trifft: alle anderen Krypto-Veranlagungswege ebenso wie Kunden und Gläubiger. Daher ist es ein übler Untergriff, wenn manche Berichte die Opfer des Krachs, wie offenbar auch die ukrainische Regierung, nun sogar zu Mittätern machen. Auch jene, denen FTX gespendet hat, sind das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. So wurden ja auch die Salzburger Festspiele nicht zu einer Mafiabande, als einst ihr größter Sponsor vor den amerikanischen Strafgerichten landete.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".