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Jetzt ist bewiesen: Die Inflation ist doch kein Kind des Krieges

In fast allen europäischen Ländern behauptet die Politik zu wissen, was die Ursache der ärgsten Inflation seit den Nachkriegsjahren ist. Die Regierungen haben in Wladimir Putins Drehen am Gashahn die Hauptursache gesehen. Linksaußen wie rechtsaußen hat man hingegen ständig davon gesprochen, dass die europäischen und amerikanischen Sanktionen gegen Russland die Ursache seien (und als Konsequenz gleich auch verlangt, Putin die Lizenz zum Länderstehlen zu geben, nur damit wieder Gas flösse). Die wahren Ursachen sind jedoch total andere, wie nun eindeutig bewiesen ist.

Die weitaus wichtigste Ursache ist eindeutig die verantwortungslose Politik der EU- wie der US-Notenbank gewesen. Die aber sind uneingestandenerweise unter Druck der Regierungen gestanden. Um das zu erkennen, sollte man sich die drei Zahlen 11, 8 und 3 einprägen.  Das sind jeweils die aktuellsten (minimal gerundeten) Werte der Inflation: 11 Prozent beträgt diese sowohl im ganzen Euro-Raum als auch in Österreich. Nur 8 macht sie in den USA aus. Und gar nur 3 Prozent ist sie in der Schweiz.

Zugleich ist völlig klar: Die Weltmarktpreise für grenzüberschreitendes Gas sind überall ziemlich gleich und deutlich gestiegen. Daher müssen sie und die indirekten Folgen eigentlich auch die Schweiz voll treffen, die ja kein eigenes Gas hat. Dennoch gelang es den Eidgenossen, die Inflation auf diesem total erträglichen Prozentsatz von 3 zu halten und zuletzt sogar etliche Zehntelprozent herunterzubringen. Wenn man dazu berücksichtigt, dass es ja immer eine gleichsam natürliche Geldentwertung gibt, dann ist die Schweiz wirklich – wie in vielen anderen Feldern von Politik und Wirtschaft – vorbildlich unterwegs. So hat sie eine Staatsverschuldung, die (in Prozenten des BIP) nur halb so hoch ist wie die Österreichs!

Noch spannender ist der Zinssatz der Schweizer Notenbank. Diese verlangt für Kredite nur 0,5 Prozent. Das wäre theoretisch ein wirtschaftsfreundlicher, aber inflationsfördernder Satz. Jedoch verhindert die Budgetdisziplin der Schweizer das Entstehen einer Inflation.

Der Inflationsantrieb im Euroland ist, so wird entgegen der herkömmlichen Weisheit immer klarer, nicht so sehr durch die Zinssätze der Notenbank erfolgt, sondern dadurch, dass die Europäische Zentralbank den Euro-Staaten in verantwortungsloser Weise große Mengen an Staatsanleihen abgekauft hat. Dadurch wurde die zinsenfreie Finanzierung großer Defizite möglich. Dadurch wurden zusätzliche Unmengen an Geld in Umlauf gebracht. Dadurch wurde wiederum ganz automatisch die Inflation massiv angeheizt.

All das ist eine grundlegende ökonomische Kausalität, die niemand aushebeln kann. Auch wenn es schon viele versucht haben.

In den USA ist die Inflation ebenfalls durch die Schuldenpolitik des Staates in Gang gekommen. Haupttäter ist Joe Biden, der im Vorjahr ein gewaltiges Verschuldungsprojekt durch den Kongress gebracht hat. Dessen Ziele: Verbesserung der Infrastruktur, Aufrüstung der amerikanischen Halbleiterindustrie und die vor allem bei Linkspolitikern immer dominierende "Rettung des Planeten". Unter diesen Titeln sind 1,7 Billionen Dollar zusätzlich in die Wirtschaft gepumpt worden.

Biden wollte mit einem Paukenschlag, der lauter ist als alles, was in Amerika seit einer Generation zu hören gewesen ist, alles ausfinanzieren, was ihm lieb und wert war. Biden – samt den ihn, wie üblich, brav anbetenden Mainstream-Journalisten – war auch überzeugt, dass der Paukenschlag bei den amerikanischen Wählern gut ankommt.

Angekommen ist er bei diesen auch – aber vor allem in Form einer achtprozentigen Rekordinflation. Erst in den allerletzten Wochen (aber immer noch ein wenig vor der nachtrappelnden EZB) hat die US-Notenbank zu versuchen begonnen, diesem Effekt gegenzusteuern.

Die Inflation dürfte ein entscheidender Faktor bei den bevorstehenden US-Kongresswahlen geworden sein (auch wenn der mediale Mainstream in seiner langweiligen Eintönigkeit immer nur ständig den Übersatan Trump als angebliches Hauptproblem Amerikas riesig an die Wand malt). Die amerikanischen Wähler sagen bei allen Umfragen, dass Wirtschaft und Finanzen bei der Wahlentscheidung für sie das Wichtigste sind.

Klar ist auch: Bei der amerikanischen Inflation kann nicht gesagt werden, dass Wladimir Putin schuld daran sei. Denn direkte Gaslieferungen aus Russland gibt es in den USA nicht. Diese sind vielmehr selber Gasexporteur. Zwar landen die indirekten Effekte der Gasverteuerung (also die Preiserhöhungen bei anderen Produkten) bisweilen auch auf der anderen Seite des Atlantiks – nur landen sie eben zweifellos noch viel mehr im Herzen Europas, in der Schweiz. Sie können also in Relation zu den von der EZB hausgemachten Ursachen nicht allzu groß sein.

Wenn man die internationalen Inflationszahlen etwas vereinfachend interpretiert, könnte man also angesichts der verführerischen Gleichung 8+3=11 auch sagen: An 3 Prozent mag Putin (der Krieg, die Sanktionen) schuld sein, an 8 Prozentpunkten der elfprozentigen Inflation aber sind die eigenen Notenbanken und Staatsdefizite schuld. Wahrscheinlich ist deren Schuldanteil sogar noch viel größer, wenn man auch das Rauschen der übrigen, der "normalen" Inflationsantriebe berücksichtigt.

Wie ein schlechter Steuermann auf See reißen die Notenbanken in Amerika und Euroland das Ruder jetzt rapide herum. Jeder, der einmal ein Boot gesteuert hat, weiß freilich, dass das zwangsläufig zu einer massiven Überreaktion führen muss. Genau das scheint jetzt zu passieren: Durch dieses Übersteuern wird die Wirtschaft massiv abgewürgt.

Die Rückkehr auf einen ruhigen Normalkurs wird dadurch noch schwieriger, dass Bidens Paukenschlag-Paket auch massiven Protektionismus gebracht hat. Auch das wird in den europäischen Medien kaum kritisiert. Denn sie alle führen ja ständig Wahlkampf gegen Donald Trump. Daher soll es möglichst keine Kritik an Biden geben. Bidens "Buy American" hat aber viel Ähnlichkeit zu Trumps "America First". Während das aber bei diesem mehr eitle Rhetorik gewesen ist, hat Biden nicht einmal gezögert, auch gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO zu verstoßen, wenn er den Kauf von Elektroautos massiv unterstützt: Denn es wird nur der Ankauf jener Fahrzeuge unterstützt, die in Amerika gebaut worden sind. Die Ausschaltung der Überseekonkurrenz hilft zwar der Industrie, macht aber für die Konsumenten Dinge deutlich teurer.

in einem Satz noch einmal zurück zu unserer gegenwärtigen Inflationskatastrophe : Diese wurde ganz überwiegend durch die Europäische Zentralbank verursacht, die aus rein politischen Motiven den vorwiegend linken Regierungen Südeuropas bei ihrer populistischen Schuldenmacherei geholfen hat. Von der Stabilität, Disziplin und Regierungsferne der einstigen deutschen oder österreichischen Notenbanken ist die EZB meilenweit entfernt.

Was uns alle ärmer macht.

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