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Kann ein sehr wohlhabender Mann, dessen Frau noch reicher ist und die ihre Einkünfte überdies im Ausland versteuert, ein guter Regierungschef werden? Noch dazu in dem noch immer sehr wichtigen Großbritannien? Die Bestellung von Rishi Sunak hat – neben der Freude darüber, dass in der Londoner Downing Street Defizit und Staatsverschuldung im Gegensatz zur Kurzzeit-Vorgängerin wieder ernst genommen werden – eine intensive Debatte auch über diese Frage ausgelöst.
Zweifellos: Jemand, der in superreichen Verhältnissen lebt, hat nie am eigenen Leib die Sorgen vieler anderer erlebt. Deren größte war in den letzten Wochen das Steigen der Zinsen für Hypotheken. Lebt doch rund ein Drittel der Briten in Häusern oder Wohnungen, für die sie den Banken noch etliches schulden. Für sie war das steile Steigen der Zinsen ein Schock. Wobei das freilich nur zum Teil durch die Reaktion der Märkte auf die Pläne der Liz Truss ausgelöst war, das Defizit gewaltig auszuweiten (durch Steuersenkungen und kräftige Inflationshilfen). Aber auch ohne Truss steigen die Zinsen weltweit, da die Zentralbanken spät, aber doch beschlossen haben, etwas gegen die Inflation zu unternehmen.
Auf der anderen Seite spüren aber auch viele: Ein solcher Politiker hat gelernt, wie man mit Geld umgeht, der weiß, dass Wirtschaft kein Wunschkonzert ist; ein solcher Politiker ist viel weniger anfällig für Korruption und Populismus. Wie zum Beweis hat Sunak sofort Unpopuläres angekündigt: Es wird keine Steuersenkungen, sondern Steuererhöhungen und Einsparungen geben.
Problematischer ist freilich die steuerliche Lage seiner – ebenfalls aus Indien stammenden – Ehefrau, die Tochter eines der reichsten Inder ist, der einst die große IT-Firma Infosys gegründet hatte. Denn laut britischem Recht steht Ausländern und deren Nachfahren nur dann die Steuerfreiheit zu, wenn sie in Zukunft wieder in die alte Heimat zurückwollen. Eine solche Absicht klingt freilich für die Frau des amtierenden Regierungschefs seltsam.
Noch seltsamer klingt es, wenn man sich vorhält, wie viel Steuer sie höchstens in England zahlen müsste: Das sind nämlich genau 38,1 Prozent. Dieser Satz ist für österreichische Verhältnisse absolut traumhaft, wo sehr gute Verdiener ja bis zu 55 Prozent abliefern müssen.
Diese Differenz erinnert wiederum daran, warum nach dem Brexit (an dem im Übrigen nicht nur Sunak, sondern auch die Labour-Opposition festhalten will), viele Gutverdiener – etwa aus dem Finanzsektor – vorgezogen haben, in London zu bleiben.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".