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Das Klima, die Justiz und der starke Mann

Selten hat das, was die Österreicher denken und untereinander diskutieren, so stark differiert wie in den letzten Tagen von dem, was sie von der Politik hören und was sie in den klassischen Medien lesen oder erfahren (sofern sie diese überhaupt noch konsumieren). Diese enorm gewachsene Differenz erklärt zusammen mit dem, was die Österreicher an skandalösen Vorgängen in Teilen der Justiz erleben müssen, ganz eindeutig die rapide und gefährliche Steigerung der Sehnsucht nach einem "starken Mann", die sich nur in der schwarz-blauen Ära des Sebastian Kurz vorübergehend reduziert hatte.

Jetzt können zwar alle Leitartikler der Nation – an sich durchaus zu Recht – darüber lamentieren, dass es schlimm ist, wenn die Menschen vergessen haben, was starke Männer in der Vergangenheit hierzulande alles an Unheil angerichtet haben und was sie anderswo weiterhin anrichten. Das ist immer katastrophal, egal, ob diese starken Männer vom Volk gerufen worden sind oder durch einen Putsch der Armee an die Macht gekommen sind. Die Leitartikler übersehen dabei jedoch komplett die Gründe dieser Entwicklung und die eigene Rolle wie die der österreichischen Justiz dabei. Das ist nämlich die einer Mittäterschaft.

Das aktuellste Beispiel für das Versagen fast aller Medien und Politiker ist ihre Reaktion auf die massiv rechtswidrigen Klebe-, Beschädigungs- und Besetzungsaktionen einer neuen Terroristen-Generation. Die Medien machen haargenau den gleichen Fehler, den einst viele ihrer Vorläufer bei der Berichterstattung über die Aktionen der 68er Generation gemacht haben. Das dumpf-aggressive Aufbegehren der sogenannten Studentenrevolution hatte damals ja auch friedlich begonnen, sich aber rasch immer mehr ins Kriminelle hinein gesteigert und schließlich in der Mord- und Entführungsserie der Baader-Meinhof-Bande (die sich selbst RAF nannte) gegipfelt. Viel zu lange wurden deren Taten mit erkennbarer Sympathie begleitet, ohne dass diese bei Erreichen der Rechtswidrigkeit konsequent beendet worden wäre. Statt dessen wurde der inhaltlichen Berichterstattung über die Forderungen und Pamphlete der Extremisten großer Raum gegeben. So, als ob diese Inhalte von demokratisch legitimierten Autoren kämen.

Die Medien haben damals ebenso wenig begriffen, wie sie es heute begreifen: Wenn eine in der Desorientierung und Profilierungssuche der Postpubertät steckende Generation merkt, dass das eigene, bisher von niemandem ernstgenommene Geschwätz durch rechtswidrigen Aktionismus plötzlich öffentlich wahrgenommen wird, dann stachelt sie das zu immer neuen Aktionen auf. Dann sind sie ja plötzlich wichtig. Dann treibt das auch andere generationstypisch zu Fanatismus bereite Jugendliche zu rechtswidrigen Aktionen.

Gewiss: Auch 1968 und danach war es nur eine Minderheit der damaligen Generation, die lautstark Verbrecher wie Ho-Tschi-Minh, Stalin und Mao verehrte und "Kampf dem Kapitalismus" brüllte. So ist es auch heute nur eine Minderheit, die demokratische Diskussionen und Entscheidungen durch sich ständig steigernden Rechtsbruch zu ersetzen versucht. Aber je öfter Medien über ihre "Aktionen" – welch verlogener Euphemismus! – berichten, umso öfter glauben Jugendliche, durch noch radikalere Rechtsbrüche noch erfolgreicher aus der vermeintlichen Marginalität ihres Lebens ausbrechen zu können.

Genau diesen historischen Fehler begehen derzeit angesichts dert Klimafanatiker Politiker, Rektoren und Journalisten, die jede eventuelle (aber fast immer sehr zart bleibende) Verurteilung der diversen "Aktionen" mit ausführlicher Darstellung der Inhalte der Klima- und sonstigen Woke-Terroristen verbinden. Vor allem läuft dieses Eingehen auf die Parolen immer auf den Satz hinaus: "Aber Recht haben sie eigentlich in der Sache ja schon." Und damit ist neuem Terror die Tür geöffnet.

Selbst die sonst zu Recht oft gescholtene Fifa hat den Zusammenhang weit besser erkannt als die Medien: Seit Jahren darf bei keiner Fernsehübertragung irgendein "Flitzer" gezeigt werden, der mit irgendwelchen Parolen aus dem Zuschauerraum kommend über das Spielfeld läuft. Die Fußballmenschen wissen nämlich genau: Gelänge es so, ins Fernsehen kommen, wären wohl als Nachfolgetäter bald mehr solche "Flitzer" auf dem Platz als Fußballspieler.

Während im Verhalten der Medien – oder gar der unsäglichen Kulturszene – viele Ähnlichkeiten zwischen 1968 und heute zu entdecken sind, reagierte 1968 die Politik ganz unterschiedlich und stellte sich in vielen Ländern dem Terror, aber auch dessen Sympathisantenumfeld entschlossen entgegen. Der wohl Mutigste und Bekannteste dabei war Helmut Schmidt aus Deutschland, wo der 68er Terrorismus ja besonders übel wütete. Er bekam aber eine klare Unterstützung durch die große Mehrheit der Bevölkerung.

Wen jedoch soll heute die schweigende Mehrheit unterstützen? Nirgendwo gibt es im In- oder Ausland – mit Ausnahme von ein paar großartigen Denkern wie Norbert Bolz oder Jordan Peterson – jemanden, der den Rechtsstaat, also Law and Order, gegen den sich als politisch korrekt tarnenden woken Terrorismus verteidigen würde. Der die Naturwissenschaft – die genau zwischen Frau und Mann zu unterscheiden weiß – gegen das irre Geschwafel vom "sozialen Geschlecht" und der Vielzahl der "diversen" Geschlechtern verteidigt. Der den Transkult als eindeutiges Verbrechen erkennt, wenn sich Jugendliche aus einem Spleen heraus umoperieren lassen. Der die Sprache der Menschen gegen das genderistische Gelalle schützt. Der die Redefreiheit verteidigt. Der Europas wirtschaftlichen Wohlstand gegen Millionen in seine fetten Benefizien "Flüchtende" zu wahren versucht.

Ganz im Gegenteil: Überall hat man den Eindruck, dass die Politik immer wieder Stück um Stück dem Irrsinn nachgibt. Nicht erst seit die Grünen in Deutschland und Österreich in die Regierungen vorgedrungen sind, wird mit Intensität – um das "Klima zu retten" – an der Zerstörung der europäischen Wirtschaft und damit des europäischen Nachkriegswohlstandes gearbeitet, während in anderen Erdteilen munter neue Kohlekraftwerke entstehen (was jede Anstrengung in Europa sinnlos macht, selbst wenn Greta Thunberg und Konsorten mit ihren Thesen Recht hätten).

Das beweist, wie sehr sich Jugendliche zu immer neuem Schwachsinn motiviert sehen, wenn ihnen die Umwelt keine klaren Grenzen setzt.

Umgeben von all diesem Wahnsinn fühlen sich die Bürger alleingelassen. Von Politik wie Medien. Sie verstehen kaum noch die Sprache in den Fernsehsendern, für die sie Gebühren zahlen müssen. Sie verstehen noch weniger die Sprache jener großen Zahl an Asiaten und Afrikanern, die in Europas Städte "geflüchtet" sind. Sie müssen Fernsehprogramme bezahlen, die nur noch den Ausdruck "Gehirnwäsche" verdienen. Sie werden schutzloses Opfer der willkürlichen Blockadeaktionen. Sie können nicht zur Arbeit oder zum Arzt fahren. Aber ringsum werden die Blockierer, nachdem die Polizei sie liebevoll vom Asphalt gelöst hat, sofort wieder freigelassen. Lediglich den Bayern ist eingefallen, dass ein paar Wochen im Gefängnis sehr heilsam sein können.

Die Glasperlenspielchen im juristischen Elfenbeinturm, ob und welche zivil- oder verwaltungsrechtlichen Maßnahmen irgendwann irgendwie vielleicht gegen die Klebeterroristen eingesetzt werden können, gehen an der großen Mehrheit der Bürger als irrelevant vorbei. Diese registriert statt dessen glasklar, dass der Rechtsstaat gegen ein paar erpresserische Jugendliche und ideologisch entschlossene Staatsanwälte zuurückweicht und versagt.

Deren Aktionen haben in den letzten Stunden noch einen zusätzlichen Absurditätsgrad erreicht, als drei Extremisten sogar am Tag des Eisenbahnerstreiks durch Klebeaktionen den Verkehr in der zweitgrößten Stadt Österreichs lahmgelegt haben. Die verzweifelt irgendwo ersatzweise in Bussen oder Taxis oder Privatautos steckenden Bahn-Vertriebenen wurden auch auf der Straße blockiert, wo die Motoren dann am Stand laufen mussten. Umwelt hin, Umwelt her.

Enthüllend ist aber auch die Tatsache, dass etliche der Blockierer und Besetzer in ihren Pamphleten direkte Solidaritätsaufrufe für die streikenden Eisenbahner abgesetzt haben – obwohl doch Bahnfahren angeblich den Planeten retten wird, obwohl die jetzt schon hochprivilegierten Eisenbahner eine Gehaltserhöhung um 12 Prozent fordern, während sich die normalsterblichen Angehörigen anderer Berufe mit 7 bis 8 Prozent begnügen müssen.

Das beweist wieder einmal, wie sehr Linksradikal und Grünradikal in Wahrheit ident sind, kann doch ein wirklicher Umweltschützer mit Sicherheit ein Ausfallen aller Bahnverbindungen nicht gut finden.

Neben dieser ideologischen Entwicklung der Klebeterroristen schockiert auch eine andere Zahl über diese Generation: In Österreich üben laut Eurostat zehn Prozent der Jugendlichen zwischen 20 und 24 Jahren weder irgendeine Arbeit aus noch sind sie in irgendeiner Ausbildung. Zehn Prozent in einer Zeit, wo es auf fast allen Ebenen einen dramatischen Arbeitskräftemangel gibt! Ganz ungeniert und perfekt dazu passend gab vor ein paar Tagen ein interviewter Schüler einer Fernsehkamera sein Berufsziel kund: "AMS".

Er sieht ganz offensichtlich auch durch seine Familie keinen Grund, keine Notwendigkeit, zu arbeiten, Geld zu verdienen, Steuern und Sozialversicherung zu zahlen. Und die Gesellschaft dieses Staates ist ihm sowieso wurscht.

Aber das alles sehen eben auch die Bürger und sie denken sich immer empörter ihren Teil: Es gibt zwar viel zuwenige Pfleger, Straßenbahnfahrer, Hilfsarbeiter, Krankenschwestern oder Kindergärtner, aber der Wohlfahrtsstaat ermöglicht es so vielen jungen Menschen, spazieren (oder illegal pfuschen) zu gehen.

Und dann sehen die Österreicher noch etwas mindestens genauso Erschreckendes: Wie ein Teil der Staatsanwaltschaft hemmungslos die Macht an sich gerissen hat, sich private Handys schnappt, beliebig wider allen Datenschutz und wider den verbal behaupteten Schutz der Privatsphäre deren Inhalte nach außen spielt (auch wenn diese Inhalte strafrechtlich völlig irrelevant sind), und an allen demokratischen Entscheidungen vorbei ideologische Säuberungen vornimmt, wie wenn sie Stalin hieße.

 Offenbar kann kein Parlament, kein Richter, keine Regierung, kein Volk mehr (von dem angeblich das Recht einst ausgegangen ist) diese putschenden Staatsanwälte einbremsen. Im Grund ist es wie bei den sanktionslos blockierenden und besetzenden Jugendlichen: Sobald eine radikale, von irgendwelchen Verschwörungstheorien erfasste Gruppe sieht, man kommt mit ständigem Rechtsbruch durch, steigert das ihre Lust und ihren Machtrausch. Und sie wird daher ihre Taten immer weiter intensivieren.

Kann man es da den vielen Österreichern wirklich sehr ankreiden, dass sie in ihrer Verzweiflung glauben, nur ein starker Mann könne in diesem autophag gewordenen Staat, der wie eine sich selbst auffressende Schlange immer mehr selbstbeschädigend wird, für Ordnung sorgen?

Gewiss, dieser Glaube an den starken Mann ist naiv und gefährlich, ist bar jeder historischen Lernbereitschaft. Aber es ist ziemlich logisch, dass sich die Durchschnittsbürger nach ihm sehnen, die sich von diesem Staat so alleingelassen fühlen..

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