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Das Agieren von Elon Musk wird seit Wochen nur in einer Hinsicht debattiert: Ist es gut oder schlecht für die Meinungsfreiheit, was der Käufer des Kurznachrichtendienstes dort jetzt ändert? So atemberaubend das auch ist, zumindest ebenso aufregend ist aber auch der Führungsstil des – zumindest bis vor kurzem – reichsten Amerikaners.
Denn Musk macht wirklich alle Management-Lehren zu Makulatur. Diese behaupten mit großer Intensität (und alle Gewerkschaften fordern das ein), dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter eine zentrale Aufgabe der Führungsspitze sei. Musk jedoch macht das absolute Gegenteil. Empathie ist seine Sache nicht.
Kaum hat er das Sagen bei Twitter bekommen, hat er die Hälfte der Belegschaft hinausgeworfen – um dann wieder ein paar zurückzuholen. Das macht man überall anders nur dann, wenn der Konkurs schon vor der Tür steht.
Die anderen wurden aufgefordert, alle aus dem bequemen Home-Office wieder täglich an ihren Arbeitsplatz zu kommen.
Statt langer Strategie-Sitzungen mit teuren Beratern in luxuriösen Klausurhotels wirft er durchaus unausgegorene Gedanken und Vorschläge in seinen eigenen Tweets in die Welt und orientiert sich dann an den Reaktionen in diesem globalen Brainstorming – oder auch nicht. Auch das signalisiert jedenfalls Verachtung für das bisherige Team.
Musk legt – ebenfalls ganz im Gegensatz zu Generationen von Tausenden um Seriosität bemühten Generaldirektoren – in jedem Auftritt und jeder Äußerung auf Originalität, auf Aufmerksamkeit Wert. Er führt seine Unternehmen aber zugleich auch so, wie im 19. Jahrhundert "die Fabrik" von den großen diktatorischen Gründern geführt wurde. Diese waren auch keine Sekunde bereit, dem eigenen Genie irgendwelche Fesseln anzulegen.
Eigentlich sagt die Ökonomen-Weisheit: Das kann nicht lange gut gehen. Dem hält aber die Realität entgegen: Bisher ist es gut gegangen und sensationell erfolgreich, wie Musks andere Projekte zeigen.
Das bekannteste ist das Elektroauto Tesla. Da hat Musk früher als alle anderen auf einen Trend gesetzt, der inzwischen von der EU zum Gesetz gemacht worden ist – und wofür er genau von jenen gepriesen wurde, die jetzt seinen Meinungsfreiheit-Kurs bei Twitter kritisieren.
Auch mit Starlink hat er nach den Sternen gegriffen – und damit der bedrängten Ukraine eine unzerstörbare Verbindung zur Außenwelt geschenkt.
Der Selbstdarsteller agiert wie ein Jongleur, der immer mehr Kugeln in die Luft wirft. Die ganze Welt schaut gebannt zu und wartet, dass eine herunterfällt.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".