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Kaum eine andere Diskussion hat das heurige Jahr wirtschaftspolitisch so dominiert wie die Frage: Woher kommt die Inflation und damit alle durch sie bewirkten gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Nöte? Die einen haben die Schuld daran ganz der grob fahrlässigen Negativ-, Null- und Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zugeschoben. Die anderen haben ihre Ursachen ganz im russischen Energiekrieg als Nebenfront von Wladimir Putins Ukraine-Invasion und in den westlichen Sanktionen gegen Russland geortet. Blickt man näher hin, rückt jedoch eine ganz andere, kaum beachtete Dimension an die Spitze der Ursachenanalyse.
Bei dieser Analyse hilft der Blick auf die anderswo leider kaum beachtete Schweiz. Dort ist die Inflation zuletzt auf traumhafte 3,3 Prozent gesunken. Dabei bekommt die Schweiz von Russland keinerlei Sonderrationen Gas. Dabei hat die Schweiz keine Häfen für Flüssiggas, kein eigenes Erdgas. Dabei macht die Schweiz alle Sanktionen gegen Russland voll mit. Dabei hat ihre Nationalbank nie mehr Zinsen bezahlt als die EZB. Müsste da nicht die Schweiz genauso schlecht dastehen wie die EU?
In der EU erreichte die Inflationsrate jedoch erstmals seit einem halben Jahrhundert die Zweistelligkeit (und die Türkei überschritt als warnendes Beispiel populistischer Hemmungslosigkeit sogar die 80-Prozent-Linie).
Was ist das Geheimnis der Schweiz? Es ist in einem Wort das Vertrauen, das Vertrauen der Schweizer wie vieler anderer in das Westalpen-Land, in seine Notenbank und in die oft bewiesene Weisheit seines direktdemokratischen Souveräns. In der Schweiz ist undenkbar, dass die Notenbank viele Milliarden an Staatspapieren kauft, um der eigenen Regierung die Schuldenmacherei zu ermöglichen (wie es die EZB Italien und vielen anderen Euro-Regierungen ermöglicht). In der Schweiz ist undenkbar, dass das Volk der Politik populistische, also nicht notwendige Geldausgaben etwa zur Wählerbestechung erlauben würde. In der Schweiz ist (als logische Folge der erfreulicherweise fast überall steigenden Lebenserwartung) auf Wunsch des Volkes(!) das Pensionsantrittsalter wieder einmal erhöht worden.
Als Folge bekam man für einen Euro beim Wechseln zuletzt an etlichen Tagen nicht einmal mehr einen Franken – während es 1999 noch mehr als 1,60 gewesen sind.
Was am meisten erschüttert: Wie wenig im Rest Europas die Lehren aus dem Schweizer Beispiel beachtet oder gar diskutiert und befolgt werden.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".