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Es war niemand geringerer als die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, die hochoffiziell und wörtlich betonte, "dass die Ukraine zu uns gehört". Dieser Satz hat kräftig ins Nachdenken gebracht – umso mehr, als er anscheinend nirgendwo auf Widerspruch gestoßen ist. Außer höchstwahrscheinlich in Moskau. Aber dort ist man ja ganz automatisch empört, wenn ein Satz proukrainisch klingt.
Nein, das Erstaunen hängt gar nicht mit der Ukraine zusammen. Außer einigen Links- und Rechtsradikalen würde es niemanden stören, wenn die Ukraine Mitglied der EU würde. Kaum ein Volk Europas hat ja in den letzten Jahrzehnten deutlicher gezeigt, dass es für Europa auch zum größten Einsatz bereit ist.
Ins Staunen bringt vielmehr die Tatsache, wie über ein Land gesprochen wird, das jedenfalls derzeit eindeutig kein EU-Mitglied ist. Es wäre aber sehr vordergründig, wenn man sich über das "Gehört zu uns" deshalb ärgern würde, weil im "Gehört zu uns" ja ein Besitzanspruch mitklingt. Dieser ist jedoch (außer für Russland und dessen Sympathisanten) nicht schlimm, da die Ukraine ja selbst durch ihren Beitrittsantrag ganz offiziell erklärt hat, "dazu gehören" zu wollen. Die Worte von Frau Metsola könnten daher als eine der Stimmen abgelegt werden, die diesen Beitrittsantrag annehmen wollen.
Faktum ist jedoch, dass der Beitritt der Ukraine noch keineswegs Realität ist. Die Ukraine "gehört" also noch keineswegs "zu uns". Daraus ergibt sich aber, dass damit EU-offiziell Folgendes ganz eindeutig festgehalten ist (sonst wäre dieser Satz völlig jedes Sinnes entleert): Es gibt Völker außerhalb der EU, die gehören zu uns, und es gibt solche, die nicht zu uns gehören. Bei den einen wollen wir (oder der Großteil der EU-Europäer), dass sie dazugehören. Bei den anderen nicht.
Das heißt aber: Wir dürfen sehr wohl unterscheiden, sehr wohl diskriminieren (was ja nur ein anderes Wort für "unterscheiden" ist, was freilich die politisch Korrekten mangels Lateinkenntnissen nicht wissen). Wir dürfen und müssen, wenn nicht die ganze EU sinnlos sein soll, diskriminieren zwischen denen, die wir dabei haben wollen, und jenen, die wir nicht dabei haben wollen.
Nichts anderes hat vor wenigen Tagen auch der ungarische Ministerpräsident gesagt, als er gesagt hat, wir wollen Nichteuropäer nicht hier haben, wir wollen uns nicht mit ihnen vermischen, die gehören nicht zu uns. An dieser Tatsache, ändert das semantische Detail überhaupt nichts, ob er das "kulturell" gemeint hat oder "rassisch".
Sind doch diese Begriffe überhaupt nicht klar definierbar. Für "Kultur" – wenn damit nicht bloß die Hochkultur gemeint ist, also grob gesprochen das, wofür man meist Eintritt zahlen muss, – gibt es ungefähr so viele Definitionen, wie es Definitionsversuche gibt. Man tut sich aber verdammt schwer, kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen skandinavischen Samen und sizilianischen Mafiosi zu finden. Aber dennoch gehören beide eindeutig zur gleichen Union.
Und in Sachen "Rasse" hat auch der ungarische Ministerpräsident sehr rasch wieder aufgehört, diesen Begriff in Hinblick auf Menschen zu verwenden. Zwar verwendet die Biologie ihn ganz problemlos in Hinblick etwa auf Hunderassen. Aber in Hinblick auf die Menschen sind zumindest die Versuche der Nazis, die Rassen wissenschaftlich zu unterscheiden, jämmerlich gescheitert. Und da diese Unterscheidung auch zur Begründung für den wohl schlimmsten Völkermord der europäischen Geschichte verwendet worden ist, ist das Wort "Rasse" in Hinblick auf Menschen seither verständlicherweise in Europa verpönt.
Das hindert freilich das regierungsoffizielle "United States Census Bureau" nicht daran, die Einwohner der USA feinsäuberlich nach ihrem "Race origin" einzuteilen. Also scheint es doch irgendsoetwas wie menschliche Rassen zu geben.
Diese Rassen-Einteilung wird von den Schwarzamerikaner sogar überaus penibel forciert. Während alle politisch-korrekten Europäer so tun müssen, als würden sie den Unterschied in der Hautfarbe einzelner Menschen gar nicht merken, haben es viele Schwarze, insbesondere im Zeichen der militanten Blacklivesmatter-Bewegung, geradezu zur Religion gemacht, diese Unterschiede zu betonen.
Sie verlangen etwa, dass Schwarze ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend auch einen Anteil an den Universitätsabsolventen haben. Ganz unabhängig von Leistung und Können. Dem haben manche US-Universitäten auch tatsächlich schon nachgegeben und schenken Noten her, um nur ja nicht als "rassistisch" zu gelten.
Diese Fehlentwicklung geht aber auch noch viel weiter: Neuerdings ist es für weißhäutige Menschen fast lebensgefährlich geworden, sich sogenannte Dreadlocks in die Haare zu flechten. Selbst eine progressive Reggae-Band musste wegen dieses "Verbrechens" unter schwarzen – oder linken – Protesten unlängst sogar in der Schweiz ein Konzert absagen (obwohl ein Bandmitglied eine farbige Großmutter hat ...).
Ähnlich ist es für weiße Musiker neuerdings zunehmend schwierig geworden, Jazz spielen zu dürfen und nicht unter Rechtfertigungszwang zu kommen.
Ebenso traut sich kaum ein Regisseur mehr, den "Othello" mit einem Nichtschwarzen zu besetzen. Das hat absurderweise zur Folge, dass Oper wie Drama dieses Namens immer seltener aufgeführt werden (können), da sowohl sängerisch wie schauspielerisch die Anforderungen sehr groß sind und da man eigentlich froh wäre, überhaupt einen geeigneten Akteur zu finden. Das besonders Absurde: Shakespeare wie Verdi sind beide eindeutig weiße Europäer gewesen. Und bei beiden ist der Othello eine durch und durch edle, wenn auch tragisch endende Figur. Aber "dank" des – eigentlich zutiefst rassistischen – Antirassismus bekommt man sie eben immer seltener zu sehen. Denn die progressiv sein wollenden Theaterdirektoren beugen sich demütig dem Diktat.
Diese kranke Absurdität findet übrigens mit umgekehrten Vorzeichen keineswegs statt: So habe ich erst unlängst in der Wiener Staatsoper einen schwarzen "Figaro" gesehen – und es gab nicht einmal in "Falter", ORF oder "Standard" Proteste dagegen oder eine Diskussion darüber, ob hier nicht eine "kulturelle Aneignung" stattfindet. So habe ich vor nicht allzu langer Zeit ein schwarzes Mädchen auf einem Kirtag im Dirndl gesehen – und alle haben sie "süß" gefunden (was wahrscheinlich für Linke wiederum sexistisch ist …).
Bei Dirndl & Co wird jedenfalls nirgendwo von "kultureller Aneignung" gesprochen, egal wer sie anhat. Dieses "Delikt" ist vielmehr von den schwarzen Rassisten (und in ihrem Gefolge den üblichen linksradikalen Universitätsprofessoren, die jede Sekunde krampfhaft aufpassen, immer schön progressiv zu sein) nur für angebliche Untaten von Weißen erfunden und verfemt worden. Womit sich die Schwarzen eindeutig selbst kulturell (oder rassisch?) scharf abgegrenzt haben.
Zurück zur EU und zu denen, die "zu uns gehören" und denen, die "nicht zu uns gehören". So formuliert man diese Differenzierung halt EU-offiziell – ohne jede weitere Begründung, ob man das Dazugehören jetzt etwa "kulturell" oder "rassisch" gemeint hat. Dass dieser Unterschied tief in den Genen der EU steckt, erkennt man auch an den seit Jahrzehnten andauernden Versuchen, einen EU-Patriotismus mit Fahne, Hymne und Pässen zu inszenieren. Das ist ein netter und gar nicht zu kritisierender Versuch – obwohl Beethovens Neunte auch vorher schon wunderbar gewesen ist, bevor noch irgendjemand an eine europäische Union/Gemeinschaft/Wirtschaftsgemeinschaft gedacht hat. Das ist also auch eine kulturelle Aneignung.
Jeder Patriotismus, jede Unterscheidung geht zwangsläufig auf die urmenschliche Denkfigur zurück, dass es die Unsrigen und die Anderen gibt, geben muss. Das geht auf die menschliche Urerfahrung zurück, dass man sich gegen die Anderen schützen muss, dass die Anderen fremd, unheimlich und potenziell gefährlich sind. Das ist ja auch der wichtigste Grund, warum sich Menschen zu Sippen, zu Dörfern, zu Staaten zusammengeschlossen haben.
Das geht auch daraus hervor,
All das hätte ohne fundamentale, ohne immer a priori mitgedachte Unterscheidung zwischen "Wir" und den "Anderen", zwischen der eigenen Gemeinschaft und anderen Nationen und Gruppen überhaupt keinen Sinn gemacht. Diese Unterscheidung zwischen "Wir" und die "Anderen" ist in Wahrheit das Fundament jedes europäischen Zusammenschlusses. Das in letzter Zeit so häufige Gerede von den "europäischen Werten" ist ohne diesen obersten Grundwert gar nicht denkbar.
Jenseits aller semantischen Unschärfen (also etwa jenseits der Frage, was daran kulturell ist, was rassisch, was durch gemeinsame Geschichte geschaffen, was einfach Folge voluntaristischen Kollektivwollens) scheint alles soweit klar und in Ordnung zu sein – gäbe es nicht in europäischen und (wie etwa in Österreich) einigen nationalen Höchstgerichten weltfremde Richter. Diese haben die Notwendigkeit der Unterscheidung zwischen "Wir" und die "Anderen" nicht wirklich begriffen. Sie haben vor allem – mit minimal wenigen Ausnahmen – jedem von den Anderen de facto das Recht verschafft, jahrelang, meistens sogar lebenslang nach Europa einzuwandern.
Diese Richter haben aus der im Grund in jedem Menschen und jeder funktionierenden Gemeinschaft steckenden Unterscheidung "Gehören zu uns" und "Gehören nicht zu uns" ein "Alle gehören zu uns, die das wollen und die einen Fuß auf europäischen Boden oder in die Nähe einer europäischen Küste gebracht haben" gemacht.
Ähnlich schlimm agiert die EU-Antibetrugsbehörde(!) Olaf, die gegen die Grenzschutzagentur Frontex vorgeht, weil diese tut, was ihr schon im Namen festgehaltener Auftrag ist: Sie versucht Europas Grenzen gegen das Eindringen ungerufener Anderer zu schützen. Und diese schon am Meer abzudrängen.
Solche Richter, solche Behörden haben das wahrscheinlich nicht aus bösem Willen gemacht, sondern aus einer an Kinderbücher gemahnenden Schlicht-Romantik. Aber auch aus wirklichkeitsfremdem linken Denken heraus. Das ändert aber nichts daran, dass mit diese furchtbaren Entwicklung in Luxemburg, in Brüssel, in Straßburg und in der Wiener Innenstadt wahrscheinlich die seit Hitler und Stalin gefährlichste Sprengmine unter die europäische Einheit und unter den Glauben der Menschen an die Herrschaft des Rechts gelegt wurde.