Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Nun dürfte es im kommenden Winter also auch in Schulen kälter werden (was nur in sommerlichen Hundstagen manchen als Erhöhung der Lebensqualität vorkommen mag …). Die Gaskrise wird in den kommenden Monaten zu noch vielen anderen gewaltigen gesellschaftlichen Problemen führen, derer wir uns zum Teil noch gar nicht bewusst sind. Niemand hat den Eindruck, dass sich die Politik schon ordentlich auf diese vorbereitet hat. Weder in Österreich noch in Europa. Es fehlt der Mut, klare Prioritäten zu setzen und heilige grüne Kühe über Bord zu werfen. Es fehlt aber auch die Bereitschaft, die Energieprobleme in ihrer Gesamtheit zu sehen. Und es fehlt noch mehr der Wille, zügig an Lösungen für die Energieknappheit zu arbeiten.
Die Schulen sind da nur ein besonders anschauliches Beispiel. Wobei es an sich ja zweifellos richtig ist, dass das Prinzip des Energiesparens auf allen Ebenen bewusst gemacht und umgesetzt werden sollte. Also auch in den Schulen. Freilich werden sich dort noch viele daran erinnern, dass man noch vor kurzem den Schulen geraten hat, Coronas wegen – viel und lang zu lüften. Was mit Energiesparen halt gar nicht gut zusammengeht.
Aber gewiss gibt es mancherorts überheizte Klassenzimmer. Gewiss ist es Vergeudung, wenn tagelang unbenützte Klassenzimmer voll durchgeheizt werden. Gewiss ist es auch Kindern zumutbar, wenn sie während des Winters im Pullover statt im bloßen T-Shirt in den Klassen sitzen. Gewiss ist es schwierig, Direktoren und Schulwarten jetzt das Energiesparen gleichsam zusätzlich ins Pflichtenheft zu schreiben. Gewiss ist für das Schulsystem und die (Aus-)Bildung der nächsten Generation manches andere viel katastrophaler, so vor allem, wenn angesichts des zunehmenden Lehrermangels immer öfter ganze Fächer ausfallen oder nur noch von Studenten unterrichtet werden.
Denn während das Energieproblem eine – relativ – neue Herausforderung ist, sind die Pensionierungsdaten der Babyboomer-Generation und die dadurch zwangsläufig auftretenden Probleme seit vielen Jahren bekannt, so wie es auch in fast allen anderen Berufen zuwenig Nachwuchs gibt (außer bei Genderkontrollorinnen und staatlich bezahlten Planetenrettern). Dennoch hat nach und vor der schwarz-blauen Regierung Schüssel keine einzige Koalition auch nur ein Schräubchen am Pensionssystem zu drehen versucht (weil alle Parteien überzeugt waren und sind, dass sie dann Wahlen verlieren würden – siehe etwa Vranitzkys Pensionistenbrief).
Aber dennoch wäre es ein zusätzliches Bildungsdefizit, müssten nun auch wegen der Gaspreisverteuerung Unterrichtseinheiten und Schulveranstaltungen ausfallen, weil halt Direktoren mit ihrem Budget auskommen und deshalb dann etwa Ausflüge oder Skikurse oder Freigegenstände streichen müssen.
Die Schulen sind dabei nur eine kleine Spitze des Eisbergs an Problemen, auf die wir mit hoher Geschwindigkeit angesichts der Energiekrise zusteuern.
Freilich können diese Probleme nicht in der Manier der Milliardenjongleurin Rendi-Wagner dadurch gelöst werden, dass man halt immer mehr Geld drucken lässt (präziser: bis zum Staatsbankrott Milliarden an Zusatzschulden auf die Zukunft macht), wann auch immer die Krise Probleme auslöst.
Schon ein wenig ehrlicher, aber auch keine echte Lösung für das Energieproblem ist das, was jetzt Frau Gewessler und ihre Mitstreiter alles an Mikro-Energiespartipps im Stil des Bruno Kreisky (Nassrasieren statt Elektrorasieren – was ja höchstwahrscheinlich sogar zu einem Mehrverbrauch an Energie führen würde) oder Wolfgang Schüssel geben (bei Elektrogeräten den Stecker ziehen, damit sie nicht auf Standby bleiben). Jetzt hören wir halt:
Zwar sei nichts gegen Sparsamkeit im Kleinen und gegen gute Ratschläge für die Hausfrau gesagt (oder in der grünen und ORF-Sprache: für den/die/das Hausfrau/Hausmann/Hausdivers). Auch viel Kleinvieh macht Mist, und jede Verschwendung tut weh.
Aber wirklich zielführend wäre es nur, würde Europa sich dem Energiesektor als gesamthaftes Problem stellen. Es hilft nichts – wie es derzeit geschieht –, wenn jedes Land für sich immer mehr Geld in die Hand nimmt, um irgendwo in der Welt noch etwas an dem rar, daher drei- bis viermal so teuer gewordenen Gas zu ergattern.
Europa und Österreich verwandeln sich aber überhaupt in ein Absurdistan,
Würde das alles von Europa wie jedem einzelnen Staat zügigst in Angriff genommen, dann würde man auch ein oder zwei Jahre vieles von dem ertragen, was uns an Einschränkungen und Schuldenaufnahmen bevorsteht. Dann würde auch viel rascher und eindeutiger signalisiert werden, dass die Erpressungen des Diktators in Moskau am Ende schwere Selbstbeschädigungen für ganz Russland selbst sind.
All diese skizzierten Absurditäten werden noch übertroffen von der Dummheit der österreichischen "Übergewinne-Wegsteuern"-Debatte. Denn:
Das alles heißt gewiss nicht, dass es gleichgültig sein soll, wenn sich Menschen bei allem Sparen Strom und Gas nicht mehr leisten können. Im Prinzip ist daher der Weg der Regierung sicher richtig, durch öffentliche Förderung (die durch die zusätzlichen Dividenden von Verbund & Co finanziert wird) einen knapp bemessenen Grundbedarf zu sichern. Es ist aber nach wie vor mehr als zweifelhaft, ob es ohne ein bürokratisches und letztlich dennoch ungerecht bleibendes Überregulierungs-Monster gelingen kann, diesen Grundbedarf auf dem Weg der Strom/Gas-Rechnung zu fördern (nur Frau Rendi glaubt ja, dass die Stromlieferanten wissen, wieviel ihre Kunden verdienen …). Höchstwahrscheinlich ist der derzeit versuchte Weg besser, den Armen und Familien durch direkte Förderung zu helfen.
Aber die Anerkennung, dass in dieser Hinsicht die Regierung richtig unterwegs sein dürfte, bedeutet absolut keine Rechtfertigung für die katastrophalen Unterlassungen und Fehler Österreichs wie der EU in all den zuvor aufgelisteten Punkten. Und schon gar nicht bedeutet diese Kritik am Verhalten Österreichs und der EU, dass man – wie es die FPÖ de facto verlangt – den Erpressungen eines neokommunistischen Diktators nachgeben und ihn alles erobern lassen soll, was er will.