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Keine Sommerpause für den Ärger

Eigentlich ist Sommer mit Sonne, Ferien und guter Laune. Dass die Scheinaktivität von vier Parlamentsparteien in dem unsäglichen "ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss" endlich Pause macht, trägt zwar zur Lebensqualität der Bürger bei, aber leider gibt es genug andere Ärgernisse, die einen an diesem Land zweifeln lassen.

Da herrscht erstens allüberall große Sorge, ob wir im Winter heizen werden können. Gas, auch wenn wir es woanders kaufen können als beim Kriegsverbrecher Putin, wird immer teurer und ist schwer in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Da zeigt die Montanuniversität Leoben auf – eine unserer mittlerweile wenigen Spitzenuniversitäten. Dort wurde nämlich ein umweltverträgliches Verfahren für Fracking entwickelt. Dabei werden mit hohem Druck künstliche Risse in tiefen Gesteinsschichten erzeugt, wodurch darin enthaltenes Gas gewonnen werden kann. Österreich könnte so mit eigenem Gas 30 Jahres-Lieferungen aus Russland ersetzen.

Aber was meinen die ach so fürsorglichen Energiepolitiker? Da es ein paar Jahre dauern würde, diese Förderart zu etablieren, machen wir’s lieber gleich gar nicht. Fragt sich nur, ob sie glauben, dass in fünf Jahren wieder alles für immer gut sein wird? Wenn man heute nicht anfängt vorzusorgen, dann haben wir in ein paar Jahren wieder ein Problem. Aber dazwischen wird ja gewählt, dann können sich andere mit denselben Ausreden um Entscheidungen drücken.

Wenn wir schon beim Thema Energie-Engpässe sind, ein zweites Ärgernis: Da gibt man uns von grüner Seite "praktische Tipps" zum Energiesparen. Geben Sie doch einen Deckel auf den Topf, wenn Sie Wasser kochen, rät Ministerin Gewessler. Duschen sollen wir kürzer. Alle Standby-Funktionen abschalten. Hat aber irgendjemand gesagt: In Zeiten knapper Energie verbannen wir die E-Scooter aus dem Straßenverkehr, denn die fressen nur Strom und gefährden auch noch Menschenleben? Damit ließe sich mehr bewirken.

Dann gibt es drittens einen Bundespräsidenten, der sich der Wiederwahl im Oktober stellt und daher plötzlich die Bürger landauf, landab an sich erinnern möchte. Interessanterweise muss ihm im Hinterkopf sogar klar sein, dass da etwas Unvereinbares im Gang ist. Denn er betont, dass das "keine Wahlkampfreisen" wären. Bei voller Gage Wähler angeln, hat natürlich nichts mit Wahlkampf zu tun. Aber warum verlangt man dann vom FP-Kandidaten Rosenkranz, dass er sein Amt während des Wahlkampfes ruhend stellt? Falls die Forderung insinuiert, dass ein Volksanwalt nur mit ganzer Kraft seinen Job ausfüllen kann, dann lautet der Umkehrschluss, dass das Amt des Bundespräsidenten – zumindest wie Alexander van der Bellen es ausübt – nicht tagesfüllend ist. Er hat ja auch genug Zeit, das Hunderl Gassi zu führen.

Da wird viertens das Außenministerium an den medialen Pranger gestellt, weil es über Einschaltungen in Social Media-Kanälen versucht, junge afrikanische Männer davon abzuhalten, den Schleppern Unsummen dafür zu zahlen, dass sie sie entweder im Mittelmeer ertrinken oder in Europa illegal stranden lassen. Es ist wenig, aber verdienstvoll, dass überhaupt versucht wird, die "Flüchtlinge" darüber in Kenntnis zu setzen, dass der Traum vom besseren Leben in Europa der harten Realität nicht standhält. Und wir müssen wirklich für jeden Versuch dankbar sein, die illegale Migration zu reduzieren. Experten raten dazu, in den Herkunftsländern aufzuklären.

Auch wenn solche abschreckenden Informationen spät kommen: In Griechenland sind 30.000 Migranten und auf dem Balkan weitere 15.000 marschbereit in unsere Richtung. Im Iran warten zwei Millionen Afghanen, die über die Grenze in die Türkei  wollen – wo ohnehin schon vier Millionen Syrer und Afghanen in Wartestellung sind – alle mit dem Ziel Europa. Sechs Millionen sollen in Ägypten warten, um sich Richtung EU einschiffen zu können. Noch lässt Ägypten keine Schlepperfahrten zu.

Aber hat die EU endlich etwas unternommen, die afrikanischen Mittelmeerstaaten zu überzeugen, dass es ihnen etwas bringen könnte, wenn sie das Schlepperunwesen stoppen? Eben. Da sind Aufklärungsinserate immerhin einen Versuch wert. Auch wenn sich der abgehobene ORF darüber empört.

Und schließlich – um ein Sommerthema aufzugreifen, das im Grunde nicht nur ein harmloses Witzchen ist – übt das ORF-Radio auch noch Zensur. Da gibt es ein dümmliches Liedchen, das die Charts stürmt. Also gefällt es vielen Menschen. Aber nicht den ORF-Radio-Gewaltigen. Die verbieten nämlich das Liedchen (außer, wenn sie es als die Nummer 1 der Charts vorstellen müssen) – weil "das Lied sexistisch ist". Wäre ja nicht das erste erfolgreiche Lied, das derb ist. Die Rolling Stones verbietet niemand. Zuerst vermutete das Tagebuch, dass sich die Zensoren im ORF daran gestoßen hätten, dass die Worte "geil" und "Puff" mit dem eher in Migrantenkreisen verbreiteten Namen "Layla" (so heißt das Machwerk) gebraucht werden. Dann stellte sich aber auch noch heraus, dass das dazu verfertigte Musik-Video zeigt, dass diese Layla eine Transfrau ist.

Also langsam passt nichts mehr zusammen. Da müssen wir einen ganzen Monat lang die Sexualität einer kleinen Gruppe "feiern", aber dann ist es "sexistisch", sich räkelnde Transfrauen mit einem "Puff" in Verbindung zu bringen. Was alles wirklich unwichtig wäre, würde der ORF sich nicht als oberste Zensurbehörde aufspielen. Das sollte eigentlich in einem freien Land undenkbar sein – bei uns ist es aber bittere Realität.

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