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Eine Inflation mit vielen Ursachen und Folgen

Gewiss, Dinge im Nachhinein besser zu wissen, ist einfach. Aber eines ist durchaus nachweisbar, dass an dieser Stelle schon oft gewarnt worden ist: nämlich vor den schlimmen Folgen der jahrelangen Null- und Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank, mit der aus politischer Opportunität Europas Schuldenregierungen bei ihren Lotterbudgets geholfen worden ist. Und weiter wird.

Doppelt schlimm wird alles, wenn noch zusätzliche Faktoren die Inflation antreiben, für welche die Notenbank an sich nichts kann:

  1. die politisch angeordnete Energiewende;
  2. ein heftiger Krieg in Europa und die dadurch ausgelöste Energieknappheit;
  3. die Notwendigkeit, mehr für Landesverteidigung zu tun;
  4. die Corona-Epidemie und die verlogenen Versprechen, "koste es, was es wolle," die Bürger vor den Konsequenzen zu behüten;
  5. der durch populistische Parlamente immer weiter betriebene Ausbau eines Wohlfahrtsstaates auf Schulden;
  6. die Lieferkettenprobleme vor allem durch Chinas Lockdown;
  7. der Arbeitskraft-Mangel infolge des Geburtendefizits;
  8. und die Pensionskosten als Folge des viel zu niedrigen Antrittsalters.

Aber jenseits von all dem beträgt nach seriösen Berechnungen der von der EZB selbst verschuldete Anteil an der Inflation 3,5 Prozent. Die EZB-Verteidiger haben das als bloßes Problem einiger "Gstopfter" hingestellt, die das Schmelzen ihrer Vermögen bejammern. Inflation sei sonst harmlos. In Wahrheit sind aber ihre Folgen fatal:

  • Erstens spart auch der breite Mittelstand, um für Alter und Notfälle vorzusorgen;
  • zweitens sind Schulden nur kurzfristig belebend, führen aber langfristig immer zur Stagflation, also zu einer heftigeren Wirtschaftskrise als jener, die man durch Billiggeld vermeiden wollte;
  • drittens führt Inflation zu Kapitalflucht in andere Währungen, in Gold oder Immobilien (deren Wert seit längerem um 8 bis 10 Prozent pro Jahr steigt);
  • sie führt viertens zu gefährlichen Experimenten, als die sich die Kryptowährungen trotz scheinbarer Inflationssicherheit erweisen;
  • fünftens wird die Bekämpfung umso schmerzhafter, je länger man mit einem Eingreifen zuwartet;
  • und sechstens hat Inflation die Tendenz, sich ständig zu beschleunigen – bis hin zu den Szenen der 1920er Jahre, als die Frauen rasch zum Bäcker gelaufen sind, wenn ihre Männer in der Fabrik das Lohnsäckchen erhalten haben …

Wir lernen (wieder einmal): Wenn jahrelang nur Symptomkuren stattfinden, dann sollte man sich nicht wundern, dass am Ende Krankheiten umso heftiger wüten.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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