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Dass es das noch geben darf! Mitten in einer Zeit, wo vielerorts beliebiger (nur bitte möglichst nicht heterosexueller) Sex mit wem auch immer, Geschlechterwechsel nach Belieben zur politisch und medial angesagten Lehre erhoben worden ist, wo von Schulen, Behörden und selbst manchen Kirchen die Schwulenfahnen flattern, wagt es der höchste US-Gerichtshof wider allen linken Zeitgeist, wider alle geradezu verordnete Hemmungslosigkeit den Schutz des menschlichen Lebens zu erlauben.
Wohlgemerkt: Der Supreme Court hat den US-Bundesstaaten diesen Schutz lediglich erlaubt, nicht ihn angeordnet. Er halt also keineswegs so gehandelt, wie es in den meisten linken Mainstreammedien dargestellt wird. Er hat keineswegs landesweit die Abtreibung von ungeborenen Kindern verboten. Er hat vielmehr den einzelnen US-Bundesstaaten wieder erlaubt, die Abtreibung zu verbieten oder einzuschränken. Er hat also genau das getan, was der Kern, der Sinn der Demokratie ist, was aber Anhängern einer elitären Justizdiktatur nicht gefällt: Er hat es wieder in die Hände der demokratisch gewählten Gesetzgeber gelegt, über die Strafbarkeit von Abtreibungen zu entscheiden. Und das sind nach US-Recht die einzelnen Bundesstaaten.
Mit anderen Worten: Die Empörung aller Linksparteien und ihrer Journalisten richtet sich dagegen, dass die vom Volk gewählten Parlamente und damit die Bürger über eine wichtige Grundsatzfrage entscheiden dürfen, und dass nicht der Richterstaat einzementiert worden ist. Wir lernen (wieder einmal): Manche sind halt nur dann für die Demokratie, wenn deren Entscheidungen in ihrem Sinn ausfallen. Diese "Manchen" nennt man auch Linke …
Noch grotesker an der Aufregung aller Linken und selbsternannten Frauenaktivisten: Der Supreme Court hat auch in jenem Bundesstaat, um dessen Gesetz es diesmal einzig gegangen ist, nicht etwa ein Gesetz mit absolutem Abtreibungsverbot abgesegnet, sondern eines, das Abtreibungen ab der 15. Schwangerschaftswoche verbietet – und nicht mehr wie bisher ab der 24. Woche. Das heißt: Die zahllosen linken Empörten regen sich über die Genehmigung eines Gesetzes auf, das noch immer großzügiger für abtreibungswillige Frauen ist als das österreichische Recht.
Richtig ist freilich, was das amerikanische Höchstgerichtsurteil wahrscheinlich bedeutet. Die Höchstrichter werden sich auch bei anderen Bundesstaaten nicht einmischen, wenn diese Abtreibungen in einem viel früheren Stadium einer Schwangerschaft verbieten.
Politisch bedeutet das Urteil zweifellos einen späten Sieg für Donald Trump. Dieser hatte das Glück, gleich drei der neun (jeweils ohne Ablaufdatum bestellten!) Höchstrichter vorschlagen zu können, während Joe Biden möglicherweise nur eine einzige Richterin bestellen wird können.
Mehr wird er schon gar nicht können, wenn die Parlaments-Zwischenwahlen im Herbst wirklich so ausfallen sollten, wie alle Prognosen sagen. Diese prophezeien den Demokraten nämlich eine bittere Niederlage im November. Freilich können noch einige Monate lang unvorhergesehene Wendungen passieren. Man erinnere sich etwa: Vorgänger Trump hatte beste Aussichten auf eine Wiederwahl, bis dann Corona ausbrach und im Gefolge die Wirtschaft abstürzte.
Wie aber ist die Entscheidung der Höchstrichter inhaltlich zu bewerten?
Nun, es kann gar keine Frage sein, dass eine Reihe der Frauen, die abgetrieben haben, in ganz, ganz schwierigen Situationen gewesen sind. Ein kleiner Prozentsatz ist auch als Folge von Vergewaltigungen schwanger geworden. Diese sind freilich nur ganz wenige Fälle, auch wenn sie von Abtreibungsbefürwortern ständig als Beispiel angeführt werden. Es wäre jedoch realitätsfremd, für den Fall von Vergewaltigungen eigens Abtreibungen zu erlauben. Denn dann würden mit Sicherheit plötzlich viel mehr angebliche Vergewaltigungen angezeigt werden, auch wenn es in Wahrheit um durchaus einvernehmlichen Geschlechtsverkehr geht.
Ebenso kann niemand bezweifeln, dass leichter Zugang zu Abtreibungen auch zu leichtfertigem Umgang mit sexuellen Aktivitäten führt. Sei es in Hinblick auf die Partnerwahl, sei es in Hinblick auf die Benutzung von Verhütungsmitteln.
Letzten Endes ist die Bewertung von Abtreibungen abhängig von der Frage, ab wann Leben entsteht. Da meinen die einen, menschliches Leben wäre erst dann vorhanden, wenn ein ungeborenes Kind auch außerhalb des Mutterleibs lebensfähig ist. Für die anderen entsteht mit der Zeugung neues Leben, weil da jedenfalls von Natur aus ein irreversibler Prozess in Gang gekommen ist.
Jedenfalls aber wäre es infam, die Frage nach dem Beginn des Lebens danach zu beurteilen, was einem selbst angenehmer wäre, oder einer Gruppe, für die man zu sprechen vorgibt (oder deren Stimmen man gerne am Wahltag haben will).
Es ist auch Unsinn zu glauben, der Kampf gegen Abtreibungen wäre nur ein Anliegen der katholischen Kirche. Zwar hat diese da immer sehr konsequent Stellung bezogen. Aber auch alle anderen Religionen sind fast alle recht ähnlicher Auffassung. Ebenso sind viele ganz areligiöse Menschen eindeutige Gegner von Mord und Abtreibung als einer seiner Unterarten. Wenn man davon ausgeht, dass da im Leib einer Mutter ab der Zeugung Leben entstanden ist, dann ist es jedenfalls schlüssig, Abtreibung als eine Unterart des Mordes anzusehen. Egal, an was man glaubt.
Noch größerer Unsinn sind die Parolen linker Frauenaktivisten "Mein Körper gehört mir". Dieses Prinzip kann niemals einem anderen Lebewesen gegenüber relevant sein. Das andere Wesen hat vielmehr immer einen genuinen und unverzichtbaren Schutzanspruch. Daher ist es schon recht eigenartig, wenn Linke, die mit Hinweis auf den Schutzanspruch anderer Menschen auch sehr rigide Anti-Corona Maßnahmen unterstützt haben, plötzlich den Schutzanspruch eines Embryos wütend leugnen.
Auch mit einer Notlage und Verzweiflung kann nie ein Mord gerechtfertigt werden. Das kann nur in Fällen der Notwehr oder des Notstandes der Fall sein, also etwa wenn eine physische Gefahr für die Mutter selbst droht.
Hingegen gibt es Verzweiflung oder vermeintliche Notsituationen oft. Die Tatsache, unerwartet Mutter zu werden, verändert das gewohnte Leben nun einmal gewaltig. Daher löst die erste Nachricht vom Frauenarzt über eine Schwangerschaft zweifellos bei vielen einen ordentlichen Schock aus. Dieser Schock, diese Verzweiflung erweist sich freilich bei späterer, ruhiger Betrachtung oft als völlig übertrieben, als falsch heraus. Ein Kind bedeutet in aller Regel viel mehr Freude, als der ins Wasser gefallene Urlaub bedeutet hätte. Aber es ändert eben auch gewaltig das gewohnte Leben.
Noch ein letzter Vergleich: Wäre die momentane Verzweiflung ob der ungeplanten Schwangerschaft wirklich Rechtfertigung für eine Abtreibung, also für einen Mord an Ungeborenen, dann wären auch viele der sogenannten "Femizide" gerechtfertigt, die im letzten Jahr – zu Recht – so viel Aufmerksamkeit erfahren haben. Denn zweifellos waren auch viele der mordenden Ehemänner oder Partner subjektiv verzweifelt und wussten nicht ein noch aus.
Es bleibt also ein einziges Argument für die Freiheit zur Abtreibung: Das ist die Tatsache, dass das Leben durch sie viel bequemer ist – auch wenn es das Leben eines anderen Wesens ziemlich unbequem endet.