Fünfzehn gute Nachrichten in stürmischen Zeiten
29. Juni 2022 00:05
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 8:30
Gewiss wäre es falsch, sich mit oberflächlichem Gesundreden über die vielen gegenwärtig eskalierenden Probleme und Gefahren hinwegzuturnen. Dennoch tut es gut und ist vor allem auch richtig, ebenso wie die negativen auch die vielen positiven Entwicklungen in der Welt zu sehen – auch wenn man auf manche erst dann aufmerksam wird, wenn sie wieder gefährdet erscheinen. Aber das Positive macht Mut. Und beweist, dass keineswegs alles immer schlechter wird – wie es die Lust der Medien an schlechten Nachrichten scheinen lässt (mit nachträglicher Ergänzung).
Die fünfzehn erfreut stimmenden Entwicklungen im Einzelnen:
- Erst die Blockade der ukrainischen Häfen durch die russische Flotte und die in Folge drohende Hungersnot macht die langfristige Entwicklung der weltweiten Ernährungslage bewusst. Denn Hunger, Hungersnöte, ja auch Fehlernährung haben seit Jahrtausenden zum Los der Menschheit gehört. Seit längerem aber nicht mehr. Sie haben vielmehr – wenn man einmal von der explosiv zunehmenden Adipositas absieht – nach allen vorhandenen Berechnungs- und Zählmethoden dramatisch abgenommen. Und zwar trotz der rapiden Zunahme der Weltbevölkerung. Egal ob man von Jahrzehnt zu Jahrzehnt vergleicht oder von Jahrhundert zu Jahrhundert.
Von den vielen Weltuntergangspropheten ist keiner so dramatisch widerlegt worden wie der vor rund 200 Jahren lehrende Ökonom und Theologe Malthus. Er schlug damals weltweit gehörten Alarm, dass die Erde keinesfalls jene Milliarde Menschen ernähren könne, auf die sie um 1800 angewachsen war. Jedoch Wunder, über Wunder: Im 21. Jahrhundert ernährt sie acht Milliarden Menschen besser denn je. Dank der grünen Revolutionen in der Landwirtschaft (die von den heutigen Grünen aggressiv verurteilt werden), dank der (von manchen Rechtspopulisten verachteten) Wissenschaft, dank des globalen Agrarhandels.
Das lehrt, dass man sich auch von den heutigen Weltuntergangspropheten nicht allzu sehr fürchten sollte. Sie leben ja davon, dass das Angstmachen politisch und medial ein gutes Geschäft ist.
- Dass die Menschen klüger geworden sind, konnte man in den vergangenen Tagen auch ein wenig daraus schließen, dass die Demonstrationen gegen das Treffen der G7 so kümmerlich verlaufen sind. Dabei hat es diesmal wieder in Deutschland stattgefunden, wo früher die Proteste von Narren und Extremisten gegen frühere G7-Gipfel besonders gewalttätig aus dem Ruder gelaufen sind. Heute finden die Proteste von "Attac" und anderen Narrenvereinen fast nur noch auf den Bildschirmen der diversen Zwangsgebührenanstalten statt.
- Apropos Gebührenrundfunk: In Österreich ist – natürlich ganz zufällig – kaum berichtet worden, dass der französische Präsident Emmanuel Macron vor seiner Wiederwahl angekündigt hat, die Gebühren für den sogenannten öffentlich-rechtlichen Rundfunk abzuschaffen. Damit ist ein weiteres Land in die richtige Richtung unterwegs.
Zwar wird die Freude dadurch getrübt, dass dann statt der Zwangsgebühren ersatzweise Steuergeld fließen soll. Aber dennoch kann man annehmen, dass dabei künftig ein wenig mehr darauf geschaut wird, wofür das Geld ausgegeben wird, und dass es nicht mehr nur die bisher so privilegierten Anstalten bekommen, in denen sich – auch in Frankreich – fast lauter linksradikale Journalisten angesammelt haben (wie überall, wo es für wenig Leistung automatisch viel Geld gibt), sondern auch Konkurrenz-Institute, wenn sie nachweislich Qualität produzieren.
- Apropos Frankreich: In Paris müssen künftig Fahrer von Motorrädern und Rollern ähnlich wie Autos für das Parken zahlen, wenn auch weniger. Das ist durchaus gerechtfertigt, blockieren doch auch die Einspurigen oft knappen Parkraum, sind auch sie nicht sonderlich umweltfreundlich und sind sie doch überdurchschnittlich oft in Unfälle verwickelt.
In Wien freilich haben sie offensichtlich eine bessere Lobby als in Frankreich und brauchen nichts zu zahlen. Obwohl sie in Sachen Lärm sogar das für die Menschen weitaus schlimmste Fahrzeug sind. Aber Lärmschutz steht ja in keinem Wahlprogramm.
- Noch einmal Frankreich: Auf Betreiben der Pariser Regierung hat ein Verwaltungsgericht die Erlaubnis für islamische Ganzkörper-Burkinis in öffentlichen Bädern wieder aufgehoben, die eine linke Mehrheit im Stadtrat von Grenoble beschlossen hat. In Wien bleiben sie erlaubt. Und auch die österreichische Regierung, in der ja Grüne sitzen, wird nicht dagegen aktiv.
Aber freuen wir uns zumindest ein wenig über Frankreich. Und darüber, was dort die Angst vor dem Erfolg von Marine Le Pen alles an Gutem bewirkt.
- Noch einmal G7: Der deutsche Bundeskanzler Scholz hat am Rand des Gipfeltreffens gesagt, dass in Deutschland durch die deutlich vergrößerten Verteidigungsausgaben "die größte konventionelle Armee" Europas (außerhalb Russlands) entstehen wird. Nun sei nicht darüber räsoniert, ob diese Ankündigung auch realisiert werden wird (was in der Welt der Politik ja keineswegs sicher ist). Aber das wirklich Erstaunliche ist: Eine solche Ankündigung aus Deutschland wird heute europaweit mit echter Freude begrüßt – während es noch nicht so lange her ist, dass sie vielerorts Angst und Schrecken ausgelöst hätte.
- Ein beeindruckendes Zeichen von Mut hat der italienische Stardirigent Ricardo Muti gesetzt. Er hat dem in Amerika zunehmend unerträglichen Rassismus der Antirassisten (das sind weiße Linksradikale in Verbindung mit selbsternannten schwarzen Aktivisten) widerstanden. Er lässt in Verdis "Maskenball" auch weiterhin das Wort "Negri" singen. Noch dazu in Chicago. Politisch-neurotische Linke nehmen hingegen den Ausdruck ja seit einiger Zeit voller Empörung nur noch mit angeekelter Miene als "N-Wort" in den Mund. So wie man einst in Europa den Namen des Teufels nicht nennen durfte, oder Jesiden heute noch nicht den des Schaitan.
- Mutig haben sich in jüngster Zeit auch viele Sportverbände gezeigt: Sie haben nach der Reihe die wie die Pilze aus dem Boden sprießenden "Trans-Personen" von Wettkämpfen ausgeschlossen. Das sind meist Männer, die sich mehr oder weniger erfolgreich zu Frauen umoperieren haben lassen. Oder die zumindest gemäß der neuesten linken Verrücktheit vorgeben, sich als solche zu fühlen. Sie haben natürlich gegenüber echten Frauen einen ziemlichen Vorteil in Sachen Muskelaufbau, was jeden Wettkampf zur Farce machen würde. Aber natürlich fühlen sie sich gleich wieder arg diskriminiert.
- Erfreulich gelassen haben die Niederlande auf das dortige "Partygate" reagiert, das ganz stark an die Aufregung über die Afterwork-Partys im Büro Boris Johnsons erinnert: Das Königspaar hatte im Dezember eine Party zum 18. Geburtstag seiner ältesten Tochter gegeben. Auch in den Niederlanden hat das damals die Corona-Regeln verletzt. Aber in Wahrheit können das nur weltfremde Menschen kritisieren, die noch nie versucht haben, einer 18-Jährigen etwas auszureden. Oder ihr beizubringen, dass sie halt erst in ein oder zwei Jahren – vielleicht – ihr Erwachsenwerden feiern kann. So wie Johnsons Umtrünke in England nur jene empört haben, die nicht begreifen, dass jeder gute Chef gerade hart arbeitende Mitarbeiter durch solche Feiern bei Laune halten sollte und nicht wie in einem Straflager halten darf.
- Auch das ukrainische Drama bietet Anlass zu einigen erfreuenden Aspekten: Ausgerechnet der kasachische Präsident Tokajew, der erst vor einigen Monaten nur durch russische Truppen vor dem Volkszorn seiner Untertanen gerettet worden ist, weigert sich, die von Russland (weitgehend) eroberten ostukrainischen Separatistenrepubliken Donezk und Luhansk als selbständige Staaten anzuerkennen, wie von Moskau verlangt. Ja, noch mehr: Im krassen Unterschied zu Putin lobt er auch, "dass die USA und der Westen insgesamt solide dastehen, was die wirtschaftliche Entwicklung betrifft". Da versucht sich einer ganz offensichtlich sehr rasch wieder von einem auch ihm unheimlich gewordenen Diktator freizuschwimmen.
- Eine der für Westeuropa übelsten Folgen des Krieges ist die dramatische Verschärfung der ohnedies durch die EZB-Politik gefährlich gewordenen Inflation. Eine der Maßnahmen Deutschlands dagegen war ein sogenannter "Tankrabatt". Dieser ist zwar ökonomisch nicht sonderlich klug. Aber heute soll es nur darum gehen, ob er von den Ölkonzernen auch weitergegeben worden ist. Das haben nämlich angesichts der weiter steil steigenden Preise viele Deutsche bezweifelt. Aber das ifo-Institut hat das inzwischen genau untersucht und – zum Bedauern vieler Verschwörungs-Liebhaber – herausgefunden, dass die Rabatte fast vollständig weitergegeben worden sind. Es sind also keine bösen Konzerne, es ist der Weltmarkt, es ist die globale Knappheit, die am ständig weitergehenden Steigen schuld sind. Dagegen kann man nur Zweierlei tun: entweder weniger verbrauchen – wozu der steigende Preis ziemlich brutal zwingt – oder mehr Öl fördern – was die OPEC versprochen hat (oder man kann Putin stürzen …).
- Die positivste Nachricht der allerletzten Stunden: Auch die Türkei stimmt nun dem Nato-Beitritt von Schweden und Finnland zu, dem wohl stärksten Beweis europäischer Geschlossenheit gegen die russische Aggression. Warum aber tut Machthaber Erdogan das nach dem bisher so heftigen Widerstand? Es ist wohl nicht anzunehmen, dass die Nordländer den Türken, wie von diesen verlangt, jetzt kurdische Flüchtlinge ausliefern werden. Viel eher dürften die USA verstanden haben, den türkischen Widerstand mit einer ganz anderen Konzession zu besänftigen: Es wäre jedenfalls wenig überraschend, wenn demnächst in der Türkei die bisher verwehrten F-18- oder F-35-Kampfflugzeuge aus Amerika landen werden.
- Die russischen Öl- und Gastaktiken scheinen jetzt zu etwas Überraschendem zu führen: zur Vereinbarung einer gemeinsamen Ölpreisbremse zwischen dem Westen und den Milliardenstaaten China und Indien. Sie beabsichtigen, Russland nur noch den gleichen, gemeinsam zu bestimmenden Preis für seine Energielieferungen zu zahlen. Wenn das wirklich funktioniert, dann steht dem seit 50 Jahren sehr effizienten Kartell der Ölproduzenten namens OPEC künftig auch ein Kartell der Ölkonsumenten gegenüber. Das eine Kartell wäre – auch ganz ohne russischen Zusammenhang – ökonomisch wie moralisch genauso gerechtfertigt wie das andere.
- Auch diese gute Nachricht sollte nicht ganz untergehen, selbst wenn sie schon ein paar Tage zurückliegt. Sie ist aber in Österreich überhaupt nicht beachtet worden: In Südtirol ist durch ein Referendum die rechtliche Möglichkeit einer verbindlichen Volksabstimmung wiederhergestelt worden, die eine politische Mehrheit abzuschaffen versucht hat. Das ist ein wichtiger Sieg für die direkte Demokratie.
- Zum Abschluss die einzige gute Nachricht, die ich aus Österreich gefunden habe. Sie stammt von Christoph Schönborn, dem Wiener Kardinal, den ich hier schon mehrmals kritisiert habe. Er hat deutlich, wenn auch von den Mainstream-Medien ignoriert, Kritik an diesen, an bestimmten Politikern und der Justiz geübt (natürlich ohne direkt ein Medium, die WKStA oder die Namen Krainer oder Krisper zu nennen): "Der Schutz der Menschenwürde in der Politik ist eine Frage der Rechtskultur eines Landes. Die Rechte eines Menschen werden durch die ständige Durchlöcherung der Unschuldsvermutung ausgehöhlt – und das ist gefährlich für die Gesellschaft." Schönborn kritisierte ausdrücklich die Veröffentlichung von Ermittlungsinhalten und verwies auf die Unschuldsvermutung, solange es kein Urteil gebe. Es ist absolut erfreulich, wenn eine außerhalb der Politik stehende Instanz einen der ärgsten politischen, juristischen und medialen Missstände in diesem Land so präzise anzusprechen wagt. Es gehört nämlich schon viel Mut dazu, sich so deutlich gegen die Infamie des Mainstreams zu stellen.
Nachträglich Ergänzung: Es dauerte nur einen Tag, bis bekannt wurde, dass die Türkei von den USA neue Kampfflugzeuge bekommt - wenn auch "nur" nachgerüstete und modernisierte F16. Die moderneren Maschinen werden von den USA prinzipiell nicht an die Türkei geliefert, seit diese ein russisches Raketenabwehrsystem gekauft hat. Die USA fürchten, dass auf diesem Weg Russland zuviel über die Tarnkappenfähigkeit der amerikanischen Flugzeuge erfahren könnte.
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