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Trotz der langen Schatten von Krieg, Inflation und Staatsanwaltschafts-Skandalen dürfen einige andere Sauereien nicht ganz untergehen. Auch wenn die Verbrechen Russlands gegen die Menschlichkeit die schlimmsten seit vielen Jahrzehnten sind, auch wenn uns die (nicht nur durch den Krieg verursachte) Inflation alle hart treffen wird, auch wenn durch die Umtriebe der Justiz der österreichische Rechtsstaat schwer beschädigt ist, so löst doch auch der vom ORF angeführte Medienmainstream durch seine manipulativen Einseitigkeiten und Wahrheits-Verfälschungen wachsenden Zorn aus. Dieser Zorn wird freilich zum Glück durch die ebenfalls wachsende Hoffnung konterkariert, dass es dem ORF bald an den Kragen gehen könnte.
Denn nach Großbritannien hat nun auch Frankreich beschlossen, die jeweiligen Zwangsgebühren für den "öffentlich-rechtlichen" Rundfunk abzuschaffen. Der ORF in Österreich kann überhaupt nur dank der Einhebung von Zwangsgebühren überleben. Die nun in dichter Folge gemeldeten ausländischen Beispiele machen allen erzürnten Gebührenzahlern Hoffnung, dass es bald auch in Österreich so weit sein könnte (was übrigens wohl schon längst der Fall wäre, würden ÖVP und FPÖ endlich ihre Mehrheit im Sinn ihrer Wähler nutzen und nicht gegeneinander Krieg führen).
Neben dem Leithammel ORF erzürnen auch große Teile des sonstigen Medienmainstreams. Dieser wird freilich ohnedies immer mehr zum Wurmfortsatz des ORF. Auch deshalb, weil die Printmedien aus Geldmangel in immer größerem Umfang die APA übernehmen, deren größter Eigentümer wiederum – der ORF ist, dessen Linie sich die APA zunehmend angepasst hat.
Die vier jüngsten Anlässe des Zornes über dieses giftige Medienamalgam:
An der aktuellen Spitze steht die tagelange Hetzberichterstattung über den "Seniorenbund". Anlass: Dieser agiert einmal als ÖVP-Teilorganisation und einmal als rechtlich unabhängiger Verein, der vor allem Reisen und Veranstaltungen organisiert. Für diesen Verein hat der Seniorenbund in der Corona-Krise staatliche Unterstützung bekommen. Vor allem Pink und Grün erregen sich darüber maßlos. Denn für eine Partei-Organisation sind solche Subventionen unzulässig. Verein und Partei lassen sich aber nur schwer auseinanderhalten. Und wenn sich diese beiden Parteien über etwas erregen, erregt sich quasi automatisch auch der ORF.
Auch wenn auf Grund dieses Chamäleon-Charakters rechtlich wohl alles in Ordnung war, kann man diese seltsame Doppelgesichtigkeit zweifellos kritisieren, auch hart – würden die Kritiker nicht zwei ganz wesentliche Aspekte ignorieren, die der ganzen Affäre ein völlig anderes Gesicht geben, die seriöse Berichterstattung und Politik eigentlich im gleichen Maße beachten müssten. Zumindest dann, wenn sie nicht komplett auf einseitige Hasshetze programmiert sind.
Die erste alles ändernde Tatsache: Eine hochrangige Funktionärin des Seniorenbundes hat berichtet, dass ihre Organisation in der Corona-Krise vom Sozialministerium ausdrücklich dazu aufgefordert worden sei, wie andere Vereine um staatliche Kompensation für die finanziellen Corona-Schäden anzusuchen. Das Sozialministerium hat diese Aussage nicht dementiert, weshalb sie wohl stimmen dürfte. Das heißt aber: Wenn das Ganze ein Skandal war, dann war es primär einer im Sozialministerium.
Noch eine zweite ebenso wesentliche Tatsache wäre in diesem Zusammenhang im gleichen Umfang zu berichten – würde es sich um es sich um seriöse, faktenorientierte Medien handeln. Dieser Tatsache heißt: Auch der SPÖ-Pensionistenverband hat Corona-Unterstützung bekommen. Darüber berichten sie aber alle nicht.
Der Pensionistenverband arbeitet sogar mit einem ganz ähnlichen Trick wie der Seniorenbund: Während dieser einen privaten Verein gegründet hat, hat sich der Pensionistenverband klammheimlich als ganzer in einen Verein ohne formelle statutarische Bindung an die Partei verwandelt, was aber wohl 99 Prozent der Mitglieder wie auch der Österreicher aus gutem Grund nicht bewusst ist.
Dieser Pensionistenverbands-Trick hat also absolut den gleichen Hautgout wie jener des Seniorenbundes. Bei beiden dient er dazu, dass ein "unabhängiger" Verein an zahllose Subventionen herankommt.
Medien, die das bewusst ignorieren und sich tagelang einseitig nur über den Seniorenbund aufregen, verlieren jede Glaubwürdigkeit.
Zum gleichen Ergebnis führt ein ganz anderes Thema der Berichterstattung, bei dem ebenfalls krasse Einseitigkeit zu konstatieren ist: Das waren zwei katastrophale Vorfälle in Schulen während der letzten Tage.
Das Massaker, das ein 18-Jähriger in einer amerikanischen Volksschule angerichtet hat, hat auch in den österreichischen Medien breites Echo gefunden. An sich zu Recht. Die Sache wird aber anrüchig, weil in den Berichten die Frage nach dem Motiv so gut wie nie angeschnitten wird. Dabei ist diese Frage für seriöse Journalisten ganz eindeutig die wichtigste bei jedem Mordbericht. Zum texanischen Massaker erfährt man hingegen nur recht lakonisch, dass man da nichts darüber weiß.
Damit lassen sich die Medien abspeisen. Seltsam. Denn sonst spekulieren sie auch dann sehr intensiv über das Motiv eines Großverbrechens, wenn sie nichts Konkretes wissen.
Durch die Kriminalistenfrage "Cui bono?" – wem nützt die Tat? – stößt man zumindest auf ein mögliches Motiv: Das ist die Tatsache, dass in der Nähe des scheinbar grundlosen Massakers wenige Stunden später eine große Versammlung der amerikanischen Waffen-Lobby angesetzt war, die das in der US-Verfassung festgelegte Recht jedes Amerikaners auf Waffenbesitz traditionell verteidigt. Samt einem Redner namens Donald Trump.
Es ist ganz eindeutig: Wer diese Lobby bekämpfen, wer Trump lächerlich machen, und wer den gegen den Waffenbesitz kämpfenden Demokraten ein starkes Argument für eine Renaissance ihrer darniederliegenden Popularität liefern will, hätte sich gar nichts Besseres ausdenken können als ein solches Massaker.
Wohlgemerkt: Es sind keinerlei Beweise für ein Motiv bekannt geworden. Aber das Erstaunliche ist, dass auch die sonst immer so spekulationsfreudigen Mainstreammedien an dieser Frage total desinteressiert sind. Sie diskutieren einzig die Frage des Waffenbesitzrechts, um Trump und die Republikaner als Ganzes mitschuldig zu machen, die für den Waffenbesitz eintreten. Das ist so, wie wenn bei Morden in Österreich nur über die Frage diskutiert wird, warum man nicht endlich den Besitz von Küchenmessern oder Autos verbietet, zwei der häufigsten Mordinstrumente.
Persönlicher Einschub: Ich selbst habe außer beim Bundesheer nie eine Waffe in der Hand gehabt (wenn man nicht das Auto und Küchenmesser als solche wertet …). Ich finde auch strenge Waffengesetze durchaus sinnvoll. Aber ich verstehe auch die Argumentation der amerikanischen Waffenfreiheit (Die lautet etwa so: Die Bösen finden immer zu Waffen, daher darf man es den Anständigen nicht erschweren, sich dagegen verteidigen zu können).
Vor allem aber finde ich die Medien zum Kotzen, die das Wichtigste an jedem Bericht zu einem Mord auslassen.
Ebenso zum Kotzen finde ich die Berichterstattung über den Skandal an einer Wiener Pflichtschule. Dort hat sich in den Jahren zwischen 2004 und 2019 ein Lehrer an mindestens 25 Buben vergangen, wie jetzt bekannt geworden ist. Gewiss, die Buben sind nicht ermordet, sondern "nur" missbraucht worden. Aber ist das ein Grund, die Causa medial so herunterzuspielen?
Immerhin liegt Wien den hiesigen TV-Konsumenten und Lesern um Tausende Kilometer näher als Texas. Die Nähe macht nach jeder Regel eines guten Journalismus eine Tat für Leser und Seher relevant. Immerhin leben die Opfer und ihre Familien in unmittelbarer Nähe. Immerhin haben ORF und andere Mainstreammedien oft viel ältere Missbrauchs-Fälle wochenlang intensiv ausgewalzt – freilich nur dann, wenn sie im kirchlichen Ambiente passiert sind.
Spielt man das deshalb herunter, weil der inzwischen Selbstmord begangen habende Täter offensichtlich homosexuell-pädophil war, und das nicht in die Pro-Schwulen-Vorurteilslinie vieler Medien passt? Oder spielt man es deshalb herunter, weil ja die Gemeinde Wien die Hauptverantwortliche ist?
Das erinnert zum Kontrast daran, wie konsequent die meisten Medien den überhaupt umfangmäßig größten und tatmäßig schlimmsten Fall von Kindesmissbrauch in Österreich verräumt haben: Das war der erst nach vielen Jahren bekannt gewordene massenhafte Kindesmissbrauch, bei dem zwangsweise in einem Fürsorgeheim der Stadt Wien untergebrachte Kinder ständig wie in einem Bordell zum Opfer gemacht worden sind. Auch dieser Fall ist blitzschnell wieder aus den Medien verschwunden. Es war ja kein Priester involviert.
Und was ist schon massenweiser Kindesmissbrauch in Wien für ORF & Co, wenn man meint, wieder einmal Donald Trump anpinkeln zu können …
Diese skandalösen medialen Verzerrungen erinnern schließlich auch an die manipulative Berichterstattung der gleichen Medien zu den letzten, gemeinsam zum Unterschreiben aufgelegenen Volksbegehren. Vorher wie nachher haben die Medien aber nur über eines davon intensiv berichtet: über das sogenannte Antikorruptionsvolksbegehren, das von pinken und roten Aktivisten getragen worden ist. Dass dieses nur sehr mager unterschrieben worden ist, und dass ausgerechnet das Begehren des von den Medien besonders gehassten FPÖ-Niederösterreichers Waldhäusl am besten abgeschnitten hat, haben sie praktisch alle elegant ignoriert.