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Die Täter hinter der Inflation

Schlichte Gemüter finden immer für alles Komplizierte eine einfache Erklärung: Hinter jedem Übel entdecken sie alsbald einen personalisierten Bösewicht. So sind – natürlich – die USA schuld an der russischen Invasion. So wurden bei der Pandemie sehr bald Bill Gates und Weltwirtschaftsforum als Täter entlarvt (interessanterweise sind hingegen die "Bilderberger" derzeit als Täter aus der Mode).

Noch häufiger werden die Bösewichte in der Wirtschaft gefunden und an den Pranger gestellt. Vor allem in Zeiten der Inflation können diese ihrer Entlarvung nicht entgehen: die Spekulanten und Kapitalisten. Sie würden bestimmte Produkte willkürlich dramatisch verteuern.

Besonders in der Politik sind solche Verschwörungstheoretiker zahlreich. Also dort, wo man besonders wenig Ahnung von Wirtschaft, aber viel vom Denunzieren hat.

Dabei liegt auf der Hand, dass ihre Theorie Unsinn ist: Sind doch die Preise der sich verteuernden Produkte früher oft jahrelang recht konstant geblieben. Hat es da etwa keine Kapitalisten gegeben?

In Wahrheit aber sind die wahren Ursachen von Preissteigerungen ganz andere. Diese können neben psychologischer Panik (die aber bloß kurzfristig wirkt) immer nur sein:

  • Erstens Monopole statt Wettbewerb,
  • zweitens steigende Nachfrage,
  • drittens Rückgang des Angebots oder
  • viertens überschießendes Geldangebot.

In Wahrheit ist völlig klar: In Hinblick auf die ersten beiden Ursachen gibt es derzeit nicht die geringsten Hinweise, dass da eine dramatische Änderung eingetreten wäre, die das plötzliche Hinaufschnellen der Inflation auf Werte wie in den 70er Jahren erklären würde. Die vierte Ursache, das zu hohe Geldangebot, sorgt zwar seit Jahren für signifikante Inflationswerte, aber auch da gibt es keine Änderung in den letzten Wochen.

Natürlich ist es die dritte Ursache. Es ist der Krieg, so wie es in den 70er Jahren Nahostkriege und Ölverknappung durch die Araber waren. Es ist das durch den Krieg bedrohte Angebot an Gas, Weizen, Dünger und Stahl, die direkt und indirekt für die Inflation sorgen. Wenn eine Ware knapper zu werden droht, steigen unweigerlich die Angebote der Käufer aus aller Welt, um doch noch Lieferungen zu erhalten. Daher ist es ebenso unsinnig, entweder nach Wirtschaftsverbrechern zu suchen oder durch Erhöhung der Geldmenge die Inflation noch mehr anzuheizen. Steil wachsende Staatsverschuldungen tun aber genau das – auch wenn sie zur angeblichen Inflationsbekämpfung erfolgen.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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