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Immer wieder verteidigt die EU mit folgendem Argument die strengen Klimaregeln, die sie ihren Mitgliedsländern aufbürdet: Man setze damit weltweite Standards. Das sei zwar vorerst belastend, das schaffe am Ende große Vorteile. Denn: "Wer die Standards setzt, gewinnt den Markt."
Jedoch ist das eine neoimperialistische Illusion. Europa glaubt, dass sich historische Erfolge in der Zukunft einfach fortsetzen werden. Zwar haben beim metrischen System, bei der Temperaturmessung in Celsius und vielen anderen technischen und wissenschaftlichen Standards einst die Vorgaben aus Europa tatsächlich einen Siegeszug um die Welt angetreten. Lediglich die USA konnten einige altertümliche Maßeinheiten erfolgreich gegen die eurokontinentale Konkurrenz verteidigen, wie die Meilen oder die Barrel im globalen Erdölgeschäft.
Besonders erfolgreich waren die Europäer sprachlich: Die kleine Halbinsel am Westende Asiens hat Englisch zu "der" dominierenden Weltsprache gemacht. Aber auch Französisch oder Spanisch haben noch immer weit über ihr Mutterland hinaus Bedeutung.
Jedoch ist klar: All diese von Europa ausgegangenen Standards sind nur als Nebenprodukte des Kolonialismus und der wirtschaftlichen Dominanz Europas so erfolgreich gewesen. Das heißt aber umgekehrt, ohne Kolonien, ohne wirtschaftliche oder gar militärische Dominanz ist es eine reine Illusion zu glauben, Europa könne globale Standards durchsetzen.
So ist es mehr als zweifelhaft, ob etwa bei Containerschiffen jetzt alle dem Beispiel des dänischen Riesen Maersk folgen und zur Planetenrettung auf 15 Prozent teurere Treibstoffe umstellen werden. Viel wahrscheinlicher ist: Europa wird Lob einstreifen, zumindest Selbstlob, den Gewinn werden andere haben. Man denke etwa an die in Europa mit viel staatlichen Subventionen und Regeln geförderten Solarpaneele – die heute überwiegend in China produziert werden.
Noch drastischer ist ein Blick auf die Liste der hundert wertvollsten Unternehmen: Nur noch 12 davon kommen aus der EU!
Die Europäer sollten lernen, im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Da lachen 7,40 Milliarden nur noch, wenn die 0,45 Milliarden EU-Menschen den Ton angeben wollen. Aber zugegeben: Den Verlust der eigenen Bedeutung realisiert man nur ungern. So leiden ja auch noch heute manche daran, dass die Bedeutung der alten Römer, Griechen, Ägypter oder Mesopotamier nur noch etwas für die Geschichtsbücher ist …
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".