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Die Habsburger, die Hohenzollern und die Nazis

Die deutschen Linksparteien kündigen eine große Ausstellung über die Rolle der Hohenzollern in der Nazi-Zeit an. Da auch in Österreich die Oberhoheit über die steuerfinanzierte Museumsszene in linksradikaler Hand liegt, drängt sich naturgemäß die Frage auf: Werden auch die Alpenrepublikaner bald mit einer großen Ausstellung über die Rolle der Habsburger in der Nazi-Zeit rechnen können? Ein solcher Vergleich des Verhaltens der beiden ehemaligen Kaiserhäuser wäre natürlich hochinteressant. Historisch wie moralisch wie auch rechtlich.

Er wird aber ganz gewiss in keiner Weise stattfinden. Denn er würde ja gar nicht in die linke Agitation und Geschichtsumschreibung passen. Dementsprechend sind die österreichischen Grünen, die hierzulande in Kulturdingen das Sagen bei der Verteilung des üppig fließenden Steuergeldes haben, keineswegs zimperlich, die Museen und Theater in ideologische Kampfinstrumente zu verwandeln. So wird jetzt das Volkskundemuseum im Wiener Palais Schönborn, das viele Generationen lang die Erinnerung an die österreichischen Volkskultur aufbewahrt hatte, zu einem schwulen "Queermuseum" umgemodelt.

Das ist die neue österreichische Identität nach grüner Art. Koalitionspartner ÖVP, der sich bisher immer als Verteidiger der österreichischen Werte verstanden hat, schweigt zu diesem seltsamen Identitätswandel. Man weiß nur nicht genau, warum. Ist es bloße Koalitionsdisziplin, wo man einander halt gegenseitig nicht attackiert (eine Regel, die freilich nur für die ÖVP gelten dürfte, sind die Grünen doch durchaus aggressiv, wenn sie in Sachen Migration gegen die ÖVP hetzen, oder gar wenn die Justizministerin in voller Breite ihre Bataillone gegen die ÖVP losschickt)? Oder begreift die ÖVP wieder einmal nicht, wie wichtig die Kultur ist und wie sehr sie ständig von den Linken instrumentalisiert wird? Dabei geht es nicht nur um Museen, sondern auch um die Theater, wo wir mit einer ganzen Reihe besonders schwacher, aber ideologisch "richtiger" Direktorenbesetzungen konfrontiert sind. Die zur weiteren Leerung der Theater führen werden (was man freilich jetzt geschickt hinter Corona verstecken kann).

Zurück zum Thema Habsburg. Kurzfristig klingt es ja verblüffend zu prophezeien, dass Österreichs Grüne mit absoluter Sicherheit nicht das Thema "Die Habsburger und die Nazi-Zeit" anschneiden werden. Obwohl sonst von Rot und Grün rund um die Uhr wirklich jedes Detail der Nazizeit thematisiert wird. Und parteipolitisch instrumentalisiert.

Doch die Habsburger eignen sich ganz und gar nicht dafür. War doch Otto Habsburg, der Sohn des letzten Kaisers, der unverdrossenste Advokat für ein Wiedererstehen des freien Österreich. Vom ersten bis zum letzten Tag der Nazi-Herrschaft über Österreich bettelte, argumentierte, appellierte er als rot-weiß-roter Pilger an die Westmächte, Österreich wiedererstehen zu lassen. Er war nicht zuletzt deshalb einer der von Adolf Hitler am meisten gehassten und vielleicht auch gefürchteten Österreicher. Und Angehörigen seiner Familie, derer die Nazis habhaft werden konnten, ist es gar nicht gut gegangen.

Noch aus einem weiteren Grund werden die staatlichen Kulturinstitutionen an dieses Thema gewiss nicht anstreifen: Haben doch die Zwillingsbrüder der Grünen, also die Roten, jahrzehntelang in einer wirklich beschämenden Haltung verhindert, dass Habsburg nach Österreich zurückkommen konnte. Während ihre Bundespräsidenten sich in der Hofburg der Habsburger breitgemacht und unter Porträts der Habsburger posiert haben, während die allermeisten der Millionen Touristen, die nach Wien kommen, dort die Spuren der Habsburger suchen und kein einziger das "Moderne Wien", auf das die Genossen so stolz sind.

Dabei wäre das Verhalten Otto Habsburgs in der Nazi-Zeit eigentlich ein zusätzlicher Grund, um als Österreicher stolz zu sein. Denn auf deutscher Seite haben sich ganz im Unterschied zu Otto die Hohenzollern, das Geschlecht der preußischen Könige und späteren deutschen Kaiser, damals ganz anders verhalten: Sie haben sich großteils an Adolf Hitler angebiedert und in die NS-Propaganda eingereiht.

Aber stolz Sein auf Österreich ist das absolut Letzte, was ein Linker will. Die NS-Zeit, wo ja die letzten Täter jetzt wohl alle tot sind, wurde und wird immer nur dazu benutzt, um irgendjemanden zu denunzieren, nie aber, um auch Positives herauszuarbeiten.

Zugegeben, auf linker Seite hat es damals nicht viel gegeben, worauf  man heute stolz sein hätte können. Dazu bieten die Jubel-Aufrufe des Karl Renner zum Anschluss ebensowenig Anlass wie die prominenten SPÖ-Stimmen, die noch nach 1945 die Fortsetzung des Anschlusses, halt jetzt ohne Hitler, verlangt haben, ebensowenig wie die erschreckend vielen Fraternisierungen 1934 und danach, als Rot wie Braun den gemeinsamen Hauptfeind in der schwarzen Regierung gesehen haben, oder die Februar und März-Tage des Jahres 1938, als die sozialdemokratische Mehrheit eine Kooperation mit der Ständestaat-Regierung abgelehnt hatte.

Und noch einen Grund gibt es, warum der österreichischen Linken der Verweis auf die deutsche Aufarbeitung der Beziehung der Hohenzollern zu den Nazis extrem unangenehm ist. Denn dort wird dem ehemaligen Herrschergeschlecht die ihm rechtlich eigentlich zustehende Rückgabe von Immobilien und Kunstobjekten mit dem Argument verweigert, dass es dem NS-Regime Vorschub geleistet hat. Wenn es nach diesem Maßstab gehen sollte, dann kann man dem ehemaligen österreichischen Herrschergeschlecht beantragte Rückgaben eigentlich ganz gewiss nicht verweigern. Aus schlechtem Gewissen wird der ganze Themenkomplex konsequent ignoriert. Da hat man es lieber, dass Österreich für seine menschenrechtswidrigen Habsburgergesetze sogar eine ausdrückliche Ausnahme beim Beitritt zur Menschenrechtskonvention erklärt hatte ...

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