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Noch nie ist die EU so massiv zwischen die Fronten der Weltpolitik geraten: Wieweit soll sie Wirtschaftssanktionen in großem Maßstab umsetzen? Nichts anderes verlangt die amerikanische Regierung von den Europäern.
Hat man bei Donald Trump ähnliche, aber noch viel weniger weitgehende Forderungen zu ignorieren versucht, indem man ihn selbst ignoriert hat, so kann man das bei Joe Biden nicht mehr. Ist er doch der erklärte Liebling fast aller EU-Politiker.
Biden will nämlich sowohl gegen Russland als auch gegen China mit wirtschaftlichen Sanktionen vorgehen. Das geht weit über Trumps Pläne hinaus. Das geht auch weit über alles Bisherige hinaus, wo Sanktionen nur gegen weniger mächtige Staaten wie Iran oder Belarus politisch eingesetzt wurden, oder einst gegen Länder wie Südafrika und Rhodesien. Ansonsten gab es einzelne Sanktionen wegen Dumping oder Terrorismushilfe. Aber selbst diese beschränkten Sanktionen wurden von den Europäern nur widerwillig umgesetzt – denn Sanktionen schaden ja immer auch dem, der sie ausübt.
Jetzt geht es aber um Wirtschaftskriege ganz anderen Kalibers. Diese werden Europa viel mehr kosten als die bisherigen Beispiele. Wenn etwa Moskau deutlich weniger Gas abgenommen würde, wäre das nicht nur für Russland, sondern auch für Europa eine Katastrophe. Von China gar nicht zu reden, das sowohl für Europas Exporte wie Importe von überragender Bedeutung ist. Und natürlich muss man jeweils mit massiven Gegenmaßnahmen rechnen.
Sind die auf politischer Ebene diskutierten Sanktionen also Unsinn – auch wenn sie jetzt ein netterer US-Präsident fordert?
Man zögert dennoch mit der Antwort, sobald die Frage so formuliert wird: Hätte man vor den beiden Weltkriegen nicht zumindest versuchen sollen, statt mit Mobilisierungen die Gegenseite mit Wirtschaftssanktionen unter Druck zu setzen, um ihr Verhalten zu ändern? Hätte da nicht eine kleine Chance bestanden, das größte menschliche, politische, wirtschaftliche Unheil der letzten 200 Jahre zu verhindern?
Auf "Was wäre wenn?" gibt es freilich nie klare Antworten. Jedenfalls sollte der (legitime) egoistische Blick auf den eigenen Wohlstand und die eigene Wirtschaft auch zumindest einkalkulieren, dass ein Ausbruch der derzeit drohenden Kriege viel katastrophaler werden kann, als es die Folgen von Sanktionen sind. Sobald geschossen wird, sind große Eskalationen kaum mehr vermeidbar. Auch wenn es "nur" um die Ukraine, beziehungsweise Taiwan zu gehen scheint. Oder einst "nur" um Polen, beziehungsweise Serbien ...
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".