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… aber nicht nur das in die Politik, sondern mindestens ebenso auch das Vertrauen in Medien, Justiz und "Experten". Daher ist es eine verlogene Chuzpe, wie sich ORF&Co in den letzten Tagen rund um die Uhr an einer Umfrage eines sehr SPÖ-nahen Instituts begeilt haben, das ein Sinken des Vertrauens in die Politik konstatiert hat. Das Institut hat dabei ganz gezielt nur das Vertrauen in das "politische System" untersucht, ganz offensichtlich mit dem Hintergedanken, um dadurch eine Regierung anzupinkeln, der die SPÖ nicht angehört (es macht diese Studien jedenfalls erst, seit die SPÖ in der Opposition sitzt). Es hat jedoch nicht das Vertrauen in Medien, Justiz und Experten untersucht, obwohl das genauso wichtig für das Funktionieren eines Staates wäre. Und es hat auch nicht untersucht, ob die Opposition mehr Vertrauen genießen würde als die Regierung ohne SPÖ.
Beginnen wir mit dem Vertrauensverlust gleich beim Gebührensender selber, der sich so wegen des Vertrauensverlustes der Politik begeistert:
Aber auch die "Experten" haben längst massiv an Nimbus verloren (wie auch immer man zum "Experten" wird – sind doch für die Medien sogar schon die Exponenten der linksradikalen und nach manchen Maßstäben sogar linksextremistischen NGOs "Experten"). Daran trägt vor allem die Instrumentalisierung der wirklichen und vermeintlichen Experten durch Medien und Politik Schuld, die immer nur jene Experten auftreten lassen, die ihnen ins Konzept passen – dafür diese dann so präsentieren, wie wenn sie allwissend wären.
Aber auch die Wissenschaftler selber geben nur ungern zu, dass auch sie sich irren können, dass keiner von ihnen die ganze, die absolute und die ewig gültige Wahrheit gepachtet hat, dass vielen Experten-Meinungen die Auffassungen anderer Experten gegenüberstehen. Auch Wissenschaftlern fehlt oft die Demut, zuzugeben, dass sie nur vorläufiges Wissen haben, das immer dem Risiko von Gegenbeweisen ausgesetzt ist (was ohnedies nur für die Naturwissenschaftler gelten kann, während die Gesellschaftswissenschaftler in der Regel ohnedies nur reine Ideologie und Meinung verbreiten, also in Wahrheit gar nicht als Wissenschaftler bezeichnet werden sollten).
Das heißt keineswegs, dass naturwissenschaftliches Wissen nicht ernst zu nehmen wäre. Sogar sehr viel davon ist so gut bewiesen, dass man es als vorläufig gesichert ansehen kann, dass man mit gutem Gewissen darauf aufbauen kann. Trotzdem muss seriöse Wissenschaft immer mit der Möglichkeit einer Widerlegung durch Gegenbeweise rechnen.
Denn, so sagt ein weises Sprichwort: Die Wissenschaft irrt zwar – aber sie irrt sich empor. Scheitern ist fester Bestandteil des Wissenschaftlerlebens. Fehler und Irrtümer sind aus der wissenschaftlichen Praxis nicht wegzudenken und ihr Verschweigen würde nur zu einem Zerrbild von Wissenschaft führen. Freilich geben die wissenschaftlichen Akteure die Möglichkeit von Irrtümern oft nur ungern zu – weil es dem wissenschaftlichen Ruf, dem Ego und dem Zugang zu Geldquellen schaden könnte.
An diesem Fehler, Wissenschaft als unfehlbar hinzustellen, haben Medien und Politik ein hohes Ausmaß an Schuld. Sie suchen sich schon aus taktischen Gründen immer gerne erwünschte Experten-Aussagen, um dann auf einer scheinbar unwiderlegbaren Wahrheit aufzubauen. Oder sie glauben, ihren Sehern, Lesern, Wählern keine Zweifel und Widersprüche präsentieren zu dürfen. Sie verstärken so die trügerische Allwissend-Zu-Sein-Aura, mit der sich viele Wissenschaftler gerne umhüllen.
Diese Aura aber ist gefährlich. Denn sobald die Menschen draufkommen, dass etwas verschwiegen worden ist, dass sich "Experten"-Aussagen als wahrscheinlich falsch herausgestellt haben, dann verlieren sie gleich total das Vertrauen in die Wissenschaft. So wie es jetzt bei der Corona-Pandemie einem Teil der Bevölkerung vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit passiert ist.
Gerade bei einer ganz neuen Entwicklung wird oft die für die Wissenschaft nötige Ruhe, die breite Suche nach Beweisen und Gegenbeweisen völlig außer Acht gelassen. So wurde etwa – um nur ein Beispiel zu nennen – allzu schnell von Immunisierung, von "Vollimmunisierung" durch die Impfung gesprochen. Dieser Ausdruck ist aber falsch und war immer übertrieben. Das haben dann die Impfgegner natürlich sofort missbraucht. Impfungen geben eben nur eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Schutz, aber das ist eben alles andere als eine Vollimmunisierung.
Genauso übertreibt die Politik und verspielt damit Vertrauen. Sie tut das auch unter Druck der Medien und der Öffentlichkeit, die alle immer glasklare Aussagen und Entscheidungen verlangen, die mit Zweifel und Ungewissheit nicht gerne leben wollen. Allzu oft hat die Politik deshalb in allzu vielen Ländern schon versprochen, dass es keine weiteren Lockdowns geben werde. Und schon allzu oft hat sich das als falsch erwiesen. Natürlich merken es die Menschen, wenn Versprechen gebrochen werden. Und merken es sich.
Der Vertrauensabbau in und durch die Politik ist aber nicht nur eine Folge von Corona – auch wenn Corona in den ersten Monaten noch einmal überall zu einem kurzzeitigen Vertrauenszuwachs gegenüber der Politik geführt hat. Zu diesem Anfangserfolg haben folgende zwei Faktoren geführt:
Daraus haben viele Menschen den Schluss gezogen: Die Politik weiß, was sie tut, wir fühlen uns geborgen. Erst als die Politik alle paar Wochen den Kurs änderte, und erst als der erhoffte Erfolg nie eintrat, kippte der Vertrauenszuwachs umso heftiger ins Gegenteil.
Aber Ursache des Vertrauensverlustes ist eben nicht nur Corona. Ein paar weitere aktuelle Beispiele zeigen, dass viele Aspekte zusammenspielen, damit ein solcher Verlust eintritt:
Nein, zu all dem und all denen kann man kein Vertrauen haben. Genauso wie das Vertrauen in Sebastian Kurz kleiner geworden ist, der eine solche Justizministerin und eine solche Verkehrsministerin ins Amt gebracht hat, nur weil er geglaubt hat, mit deren Partei eine Koalition bilden zu müssen, und der nicht imstande war, sich Typen wie einen Thomas Schmid vom Hals zu halten. Genauso wie das Vertrauen zu Herbert Kickl sogar dramatisch kleiner geworden ist, seit er und der ihm hörige Teil seiner Partei täglich die abstrusesten und die Gesundheitsversorgung der Österreicher dramatisch beeinträchtigenden Corona-Behauptungen ausgestoßen haben.
Vertrauen ist die wichtigste, die einzige Währung sowohl von Medien wie Politik. Aber am Ende ist nichts mehr davon da, wenn ständig so viel Schindluder damit betrieben wird.