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Verlogen 3: Die Lueger-Jäger

Ausgerechnet ein Museum – das schon seit einiger Zeit nur durch linksradikale Aktionen und in keiner Weise mehr durch museale Relevanz auffallende Mumok – veranstaltet jetzt eine Großveranstaltung, bei der Dutzende linke Politiker, SPÖ-Stadträte und Funktionäre zum Hass gegen Karl Lueger trommeln, den zweifellos wichtigsten Bürgermeister Wiens. Natürlich geschieht dies auf Steuerkosten.

Das ist nicht deshalb als verlogen zu bezeichnen, weil es an Lueger nichts zu kritisieren gäbe. Er hat ja immer wieder mit antisemitischen Äußerungen seine Wählerschaft aus dem Kleingewerbe gegen die als jüdisch geltende Industrie aufgehetzt, die für die Kleinen damals zur existenziellen wirtschaftlichen Bedrohung geworden war.

Widerlich und verlogen sind die auf unsere Kosten tagenden Linkshetzer jedoch deshalb, weil sie nur gegen Lueger, aber nicht gegen den durch mindestens ebenso üble antisemitische Äußerungen in die Geschichte eingegangenen Karl Renner hetzen. Dessen Denkmäler werden nicht verschandelt, den Straßentafeln des Karl-Renner-Rings wird keine beschimpfende Zusatztafel hinzugefügt. Und in den Geschichtsbüchern kommt er nur positiv vor.

Dabei gibt es zahllose eindeutig verächtliche Äußerungen von ihm, wie "jüdische Schleichhändler", wie "jüdisches Großkapital", wie "jüdische Banken". 1920 sagte er wörtlich zu den bürgerlichen Wahlsiegern: "Sie werden jetzt Gelegenheit haben, die Judenfrage zu klären." Und er forderte einen Spezialminister für "Judenfragen".

Renner hat in einer weiteren Hinsicht sogar viel Schlimmeres als Lueger getan: Er hat sich sowohl bei Hitler wie auch bei Stalin angebiedert. Renner tat das ganz ohne Not, ganz freiwillig, beide Male aus ideologischer Überzeugung. Dabei konnte man 1938 beziehungsweise 1945 schon genau erkennen, was für Großverbrecher die beiden Herren waren. Beides kann man Lueger schon deshalb nicht nachsagen, weil er gestorben ist, als noch keiner der beiden aktiv geworden ist. Aber für Renner war der Anschluss eine "wahrhafte Genugtuung". Dabei hat es damals im "Reich" schon drei Jahre die Nürnberger Rassengesetze gegeben, die ein ganz anderer Antisemitismus waren als der Luegers vor dem ersten Weltkrieg.

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