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Verlogen 1: Die Klimaretter

Selten ist die internationale Politik so deutlich beim Tarnen und Täuschen erwischt worden wie jetzt beim x-ten Klimaalarmschlagen-Treffen, das diesmal in Glasgow stattfindet. Diesmal hat sich der globale Reisezirkus von Politikern und Diplomaten dort niedergelassen, dessen Hauptzweck das Sammeln von Flugmeilen durch die Tausenden Teilnehmer sein dürfte (sofern sie nicht wie viele gleich mit dem Privatjet angereist sind). Dafür haben sie einen neuen Plan zur Rettung des Planeten vor dem angeblich drohenden Hitzetod beschlossen: Über hundert Länder, an der Spitze alle Europäer, haben verkündet, dass sie zur Klimarettung die Waldfläche künftig vermehren werden. Da muss man wirklich hellauf lachen. Denn das könnten die Europäer ohne die geringste Anstrengung schon ab heute zusagen, und nicht erst ab 2030.

In vielen Teilen der Welt schrumpft die bewaldete Fläche nämlich längst nicht mehr, sondern sie wächst schon viele Jahre! Insbesondere in Europa ist das der Fall. Dieses Faktum zieht der Propagandaaktion des UNO-Treffens freilich weitgehend den Boden unter den Füßen weg.

Das beweist einmal mehr, dass solche internationale Großkonferenzen oft nur zur Erzeugung von heißer Luft gut sind. Solche Beschlüsse werden gezielt nur dazu inszeniert, dass die Teilnehmer des Treffens irgendetwas in die Mikrophone der staunenden Journalisten verkünden können, was nach mutiger und toller Entschlossenheit klingt.

Besonders seltsam ist die damit verbundene Ankündigung, für die Waldrettung 12 Milliarden Dollar an öffentlichen Geldern zu mobilisieren. Die Vermutung ist groß, dass es dabei nur um die Schaffung eines gut klingenden Vorwandes geht, um noch mehr Geld auszugeben, um noch mehr Steuern einzukassieren. Denn wer könnte schon etwas dagegen sagen, dass der Planet, dass der Wald gerettet werden muss. Sind die Bäume doch der Inbegriff des Guten und Edlen. Bei uns etwa spätestens seit Schuberts Lindenbaum (nur noch in ganz alten Liedern und Märchen kommen die "finsteren Wälder" vor, in denen Räuber und Wölfe lauern).

Die europäischen Regierungschefs, die solches lautstark verkünden, wissen freilich genau, wie verlogen sie dabei agieren. Das Waldversprechen ist wie ein Wahlversprechen: "Wenn ihr uns wählt, werden wir dafür sorgen, dass es im nächsten Sommer wärmer wird als im Winter!" Ja, eh.

Es ist zumindest zu hoffen, dass sie die Zahlen der europäischen Wald-Entwicklung kennen. Sie könnten diese zumindest im Bericht der FAO nachlesen. Denn die Landwirtschaftsorganisation der UNO ist im Vorjahr zu folgender Bilanz gekommen: "Die europäischen Wälder sind in den vergangenen 15 Jahren um 1.500 Fußballfelder täglich gewachsen." Durch Aufforstung und durch natürliche Ausdehnung von Wäldern auf verlassenen Flächen.

Sie versprechen also etwas, was längst stattgefunden hat und weiter täglich stattfindet: 1.500 Fußballfelder!

Auch im Gesamtüberblick über die Waldlage in den anderen Kontinenten kommt die FAO zu einem zwar nicht ganz so begeisterten, aber dennoch ermunternden Bericht: "Global ist die Rate des Waldverlustes seit den 1990er Jahren zurückgegangen." Wie in Europa haben auch in Asien die Wälder zugenommen. Und in Südamerika hat der Waldverlust signifikant abgenommen.

Nur in Afrika ist die Lage der Wälder weiterhin schlecht. Dort hat es im letzten Jahrzehnt die größten Waldverluste gegeben. Dessen Ursache ist eindeutig das hohe Bevölkerungswachstum Afrikas und der Bedarf an Landwirtschaftsfläche für die wachsende Zahl an Kleinbauern.

PS: Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Wälder sind etwas Positives, auch ganz ohne Klimapanik. Aber wenn man die Waldliebe ernst nimmt, sollte man offen aussprechen, was derzeit einer der größten Treibkräfte für die Bodenversiegelung ist: Das sind die riesigen Solarpaneel-Farmen und die Betonfüße all der Windräder, die aus Europas Boden wachsen.

PPS: Extrem peinlich: Ausgerechnet bei einer UNO-Großkonferenz hat man in Glasgow keine Möglichkeit vorgesehen, dass Rollstuhlfahrer teilnehmen können! Deshalb musste die im Rollstuhl sitzende israelische Energieministerin nach zwei Stunden vergeblicher Versuche, bei mehreren Eingängen hineinzukommen, unverrichteter Dinge wieder ins Hotel zurückrollen. Aber freilich: Wenn man Wälder und Planeten rettet, kann man sich um solche Kleinigkeiten wie die Menschen oder gar die Menschen mit Behinderung nicht kümmern.

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