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Erstens: Doppeltes, dreifaches Impfen rettet uns vor einer neuen Pandemiewelle, denn das bringt eine Totalimmunisierung! Zweitens: Impfen hilft nicht gegen das Ausbrechen einer Corona-Erkrankung. Zwei total widersprüchliche Aussagen stürmen seit Monaten auf die Bürger ein – die beide aber ein gewisses Körnchen Wahrheit enthalten. Als Folge sind die Menschen nicht nur zunehmend verwirrt, sondern auch zornig. Der Zorn richtet sich vor allem gegen "die Politik", und die Agitation der Oppositionsparteien wie der diversen Lobbys erst recht. Freilich: So berechtigt dieser Zorn in vielen Aspekten auch ist – noch viel mehr sollte er sich gegen drei ganz andere Dinge richten, die jedoch fast immer ignoriert werden.
Diese sind:
Erstens, die Conditio humana. Die zentralen Umstände und Limitierungen des Menschseins haben letztlich immer Krankheit, Leiden und Tod bedeutet. Und werden es auch immer bedeuten. Nur haben wir das in den goldenen Nachkriegsjahrzehnten zu vergessen und verdrängen gelernt.
Wir glauben heute überdies, gegen alles gäbe es die Wirkung einer Pille, einer Operation oder eines Gesetzes. Diese Dinge haben zwar gewiss unser Leben verlängert, schöner und friedlicher gemacht – aber an der über allem stehenden Conditio humana haben sie natürlich nichts ändern können.
Dennoch scheinen heute sogar die Kirchen auf sie vergessen zu haben, für die unsere Endlichkeit lange das zentrale Thema gewesen ist. Sie bieten zwar, so wie die Politik, Impfstraßen und zahllose verwirrende Corona-Regeln. Aber ihr Wissen um diese Conditio, um die Finalität unserer irdischen Existenz, um den Trost eines Nachher scheint verloren gegangen. Das hat die Irrelevanz der Christen vergrößert – während etliche muslimische Prediger mit der Behauptung reüssieren können, die Christen wollen die Moslems mit den Impfungen kastrieren …
Zweitens, die Gegensätze innerhalb der Gesellschaft. Diese werden immer mehr spürbar, gehen immer tiefer. Nur einige Beispiele:
In der Demokratie sind das aber alles Staatsbürger, alles Gruppen, die im Prinzip Anspruch auf Gleichbehandlung haben, haben sollten. Diese widerstreitenden Ansprüche sind natürlich niemals auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Drittens, die Wissenschaft. Am interessantesten ist es, sich mit der Rolle von Wissenschaft und Forschung zu befassen – schon deshalb, weil diese nie in kritisches Licht gerückt wird. Dabei geht fast alles, was der Politik an Fehlentscheidungen und Chaos angelastet wird, auf Aussagen und Empfehlungen der "Wissenschaft" zurück:
Ob es die einstige Ankündigung eines Endes der Pandemie ist,
ob es der uneingeschränkte Lobpreis auf die Impfungen als ultimativer "Gamechanger" ist,
ob es die widerspüchlichen Aussagen über die Bedeutung der Antikörper sind,
ob es die Informationen über die Herkunft der Pandemie sind,
ob es die Annahme ist, dass mit zwei Drittel Durchimpfung die Herdenimmunität erreicht ist,
ob es nun die Behauptung ist, die Drittimpfung sei die endgültige Lösung,
oder ob es die wirre Vielfalt der Empfehlungen zu Lockdowns und anderen Maßnahmen ist.
Irgendwie muss einem die Politik aller Länder fast leid tun, die sich voller Not in diesem Chaos jeweils an die Rettungsseile geklammert hat, die sie in den selbstbewussten Aussagen der Wissenschaft zu erkennen geglaubt hat. Aber diese haben sich dann allzu oft als bloße Strohhalme erwiesen.
Das heißt nun gewiss nicht, dass alle wissenschaftlichen, alle medizinischen Erkenntnisse falsch wären. Das heißt aber sehr wohl, dass wir viel besser lernen müssen, mit dem umzugehen, was als Wissenschaft an uns herantritt. Denn auch dort gibt es keine absoluten Wahrheiten zu finden, sondern lediglich mehr oder weniger große Wahrscheinlichkeiten. Das gibt freilich die Eitelkeit vieler Wissenschaftler nicht gerne zu, die gern die Aura der Allwissenheit genießen.
Dabei sind die wirklich großen Wissenschaftler durchaus demütig und ehrlich. Sie wissen, dass die einzige anwendbare Definition von Wissenschaftlichkeit in der Falsifizierbarkeit einer Aussage liegt, wie sie insbesondere Karl Popper herausgearbeitet hat. Nur eine Aussage, die widerlegt werden kann, kann überhaupt Wissenschaft sein. Alles, was man durch Forschung herausgefunden hat, gilt immer nur solange als Stand der Wissenschaft, als nicht eine Wiederholung des gleichen Experiments zu anderen Schlüssen führt.
Deshalb können Aussagen, die sich auf bloße Modelle, also menschliche Annahmen stützen, die ohne Beweise, Experimente und Widerlegbarkeit auskommen, niemals Wissenschaft sein. Auch wenn wir noch so sehr nach absoluten Wahrheiten gieren, auch wenn schwedische Schulschwänzerinnen das überhaupt nicht wahrhaben wollen.
Die Wissenschaft ist keine aus dem Finger gesogene Verschwörungstheorie – aber es ist viel schwieriger, als allgemein getan wird, die Trennlinien zwischen beiden zu erkennen. Und jedenfalls schadet es dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft schwer, wenn sie zu vollmundig auftritt, wenn sie nicht dazusagt, dass ihre Aussagen fast immer nur widerlegbare Wahrscheinlichkeiten sind und nicht absolute Wahrheiten.
Aus der Erkenntnis, dass keine Aussage der Wissenschaft auf Dauer unrelativiert wahr bleiben muss, folgt freilich keineswegs, dass man schlecht fahren würde, wenn man sich auf all jene Aussagen der wissenschaftlichen Zunft verlässt, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben. Und es heißt schon gar nicht, dass alle wissenschaftlichen Aussagen – und seien es auch nur als Wissenschaft getarnte Modelle – automatisch falsch seien.
In aller Regel bieten sie vielmehr eine gute Hilfe, um mit der Welt umzugehen; aber es gilt eben nie ein "immer und absolut". In aller Regel etwa bietet die doppelte Corona-Impfung einen ganz guten Schutz gegen schwere Erkrankungen, wie die Statistiken zeigen (zumindest soweit sie trotz der größten Idiotie des Jahrtausends, also des Datenschutzes, erstellt werden können). Aber eben nie "immer", nie "absolut", nie "völlig".
Daher bleibt mir jetzt etwa auch in Hinblick auf einen meiner Söhne eine ganz gute Hoffnung, dass ihm die Wahrscheinlichkeit der Statistik in Anbetracht seiner doppelten Impfungen gute Perspektiven gibt. Aber es gibt eben keine Gewissheit, dass sich das Virus mit dem Verlauf seiner Erkrankung während der ersten vier Tage begnügt: also mit einem schweren Husten, mit Müdigkeit und 38 Grad Fieber. Ich werde die Leser bisweilen informiert halten.
Aber nicht nur über den Krankheitsverlauf, sondern auch über das unglaubliche Versagen sämtlicher Gesundheitsbehörden zumindest in Wien: Dort hängt ein Erkrankter auch nach eindreiviertel Jahren Pandemie stundenlang in den diversen magistratischen Telefonleitungen und bekommt dennoch absolut null Information, wie er mit seiner Krankheit eigentlich umgehen soll. Man interessiert sich nur für seine e-Card-Nummer und dafür, ob er eh in Wien daheim ist. Ansonsten bekommt er nur den tröstlichen Hinweis, dass sich "das Contact Tracing" in den nächsten Tagen bei ihm einmal melden wird, um nach seinen Kontakten zu forschen (die längst entweder inzwischen selbst erkrankt oder gesund geblieben sind).
Kein Wunder, dass alle Erkrankten sowie ihre Angehörigen in dieser Situation im Internet und in den Sozialen Netzen nach therapeutischen und sonstigen Informationen zu suchen beginnen. Und damit jedenfalls zu einer Erkenntnis kommen, die total dem widerspricht, was sämtliche Subventionsmedien kommunizieren: Die Wissenschaft tappt nach wie vor massiv im Dunkeln; und die Gesundheitsbehörden versagen nach wie vor völlig.
Kein Wunder, dass dann so manche Mitmenschen auch den skurrilsten Dingen Glauben zu schenken beginnen, die sie im Internet finden.