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Lassen wir heute einmal die Tatsache beiseite, dass die modische These auf völlig beweisfreien Beinen steht, wonach es neuerdings der Mensch sei, der die Klimaänderungen verursacht (freilich ist diese These der einzige Grund, warum es zu dieser Reform überhaupt gekommen ist). Lassen wir beiseite, dass CO2 in Wahrheit ein sehr notwendiges Gas für das Grünerwerden der Erde ist. Und dass – selbst wenn die Klimapanikmacher in allem Recht hätten – es absolut gleichgültig ist, was ein paar europäische Länder machen, solange das riesige Asien das Gegenteil macht und jenseits einiger Lippenbekenntnisse weiter machen wird. Aber Tatsache ist ebenso, dass der mediale, europäische und koalitionäre Druck zu groß geworden ist, als dass Österreich sich einer grünen Steuerreform verweigern hätte können. Unabhängig von all diesen Einwänden ist daher festzuhalten: Man hat sich beim Koalitionskompromiss bemüht, einige unsinnige Ideen zu vermeiden, hat aber dennoch eine ganze Reihe Dummheiten beschlossen – und in einem zentralen, wichtigen, aber politisch völlig ignorierten Punkt sogar eine ganz gewaltige.
Und dieser Punkt ist die "Kalte Progression" des österreichischen Steuertarifs. Seit Jahrzehnten ist sie als dessen zentrale Dummheit entlarvt. Denn sie führt dazu, dass fast jede Gehaltserhöhung in hohem Ausmaß von der prozentuell in die Höhe springenden Einkommensteuer verschluckt wird.
Das ist massiv leistungsfeindlich. Das führt dazu, dass Menschen auf Mehrarbeit verzichten, weil sie nicht "für die Steuer arbeiten" wollen, dass Menschen in die Schwarzarbeit wechseln, dass Leistungsträger aus Österreich in jene Länder von der Schweiz bis Amerika zu übersiedeln trachten, wo Leistung nicht bestraft wird. Dort werden übrigens in der Regel auch politische Versprechen eingehalten, wie etwa jenes – heute in Vergessenheit geratene –, dass die Erhöhung des österreichischen Höchststeuersatzes auf 55 Prozent nach wenigen Jahren wieder zurückgenommen werden würde.
Die Koalition hat jetzt nicht nur darauf verzichtet, die Kalte Progression abzuschaffen. Diese wurde sogar massiv verschärft! Die Steuersätze auf niedrigere Einkommen werden noch weiter spürbar gesenkt werden, die auf höhere bleiben hingegen gleich. Und auch die 55 Prozent als Steuerhöchstsatz bleiben. Was nichts anderes ist als ein noch ärgere Zuspitzung der eiskalten und demotivierenden Progression.
Liebe Leistungsträger, lieber junge Talente, liebe Erfinder, Forscher und potenzielle Nobelpreisträger von morgen, hört die Signale: Dieses Land will euch nicht. Zieht daraus eure Schlüsse. Es will nur jene, die wenig leisten und verdienen. Das wurde schon bei den letzten Pensionserhöhungen demonstriert. Das wurde jetzt neuerlich klar gemacht.
Es ist schon klar, Populisten offenbar wirklich jeder Parteifarbe lassen sich nur durch eines beeindrucken: durch die Wahlergebnisse. Und da sind halt die weniger Leistungswilligen oder -fähigen in der Mehrzahl.
Freilich werde auch diese darunter leiden, wenn das ganze Land durch die Vertreibung der Leistungswilligen und Talentierten leiden wird (weil die halt so unverschämt sind, dass sie für ihre Leistung auch ordentlich entlohnt werden wollen). Aber das ist meist erst nach Jahren zu merken. Und dann will keiner schuld an diesem Vertreibungsprozess gewesen sein. Solche Prozesse zeigen ja nicht von einer Woche auf die andere ihre Wirkung.
Die Verstärkung der Kalten Progression ist der weitaus schlimmste Pferdefuß der nun verkündeten Koalitionseinigung. Dazu kommen aber noch etliche andere Problempunkte: