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Es gibt Menschen wie Tiere, wo der Organismus mehr oder weniger plötzlich und ohne direkten Anlass beschließt zu sterben. Es gibt Völker, bei denen in der Geschichte Ähnliches passiert. Sie verschwinden, gehen zumindest in anderen Nationen auf und verlieren dabei völlig ihre Identität. Andere Völker hingegen stemmen sich kraftvoll gegen den Untergang, zeigen sich entschlossen und kreativ, ihr kollektives Gen-Gut zu schützen. Sie bäumen sich gegen die sich am Horizont abzeichnenden Gefahren für das eigene Überleben auf.
Die bei uns bekanntesten Völker, die von der Erdkugel verschwunden sind, sind die Etrusker in Italien und die Inka in Peru. Gewiss wird es da und dort noch biologische Nachfahren geben, die man aber nur noch durch DNA-Analysen entdecken kann. Sprache und Kultur sind komplett verschwunden, nur noch durch Ausgrabungen oder in Schriften dritter Völker gibt es einige Spuren von ihnen.
Kaum besser ging es den Liven in Lettland oder den einst über fast ganz Europa dominierenden Kelten. Sie leben zwar etwa in Irland oder Wales fort. Aber ehrlicherweise muss man sagen, dass ihre Sprache mehr künstlich und politisch als natürlich bei einem kleinen Teil der Einwohner aufrechterhalten worden ist. Andere Völker sind zur Gänze verschwunden. So die Guanchen auf den Kanarischen Inseln oder die Tasmanier, von denen sich wenigstens noch der Inselname Tasmanien erhalten hat.
Nur militante Internationalisten können den Untergang von Völkern ohne Traurigkeit hinnehmen. Dennoch ist es erstaunlich, wie selten ein wirkliches Aufbäumen dagegen zu sehen ist, dass viele westliche Nationen seit Jahrzehnten ein so krasses Geburtendefizit haben, dass ihr Aussterben in den nächsten ein bis zwei Jahrhunderten schon fast eine Gewissheit ist – selbst wenn es keine Massentötungen durch Kriege oder Naturkatastrophen gibt.
Die wahren Ursachen dieses Prozesses sind nicht wirklich bekannt. Die bekanntesten Korrelationen sind jene mit der Einführung der Anti-Babypille, mit der Emanzipation und Berufstätigkeit der Frauen und mit dem Steigen des Wohlstands. Im Gegensatz zu dem, was viele annehmen, gibt es hingegen kaum eine Korrelation zur Religiosität einer Nation, wie etwa das besonders rasche Abnehmen der Zahl der katholischen Südeuropäer zeigt – obwohl etwa die Italiener das Image haben, das am meisten kinderliebende Volk Europas zu sein.
Der von antiklerikalen Hetzern lange verbreitete Vorwurf, dass die Kirche mit ihrer einstigen Verurteilung der Anti-Baby-Pille schuld an der Bevölkerungsexplosion sei, ist Nonsens. Auch die Katholiken werden immer weniger. Einziger Unterschied: Ihre Geburtenfreudigkeit ist noch relativ – relativ! – höher als die der Protestanten oder der Religionslosen in den gleichen Ländern. Aber auch sie kann langfristig nicht Völker vor dem Aussterben retten.
Die islamischen Völker haben im Schnitt eine viel höhere Geburtenrate als die christlichen. Während die einen auf ganz natürlichem Weg zunehmen, werden die anderen auf dem gleichen Weg immer weniger. Aber es gibt auch in der islamischen Welt schrumpfende Völker. Etwa das der Iraner ist eines, obwohl dort ein besonders strenges Regime herrscht.
Vereinfacht formuliert scheint das noch anhaltende, wenn auch im Vergleich zu früher deutlich langsamer gewordene Wachstum der Weltbevölkerung vor allem ein Problem der unterentwickelten Völker zu sein. Bekanntestes Beispiel ist die Tatsache, dass Indien – obwohl auch dort der Wohlstand signifikant steigt – bald China als einwohnerstärkstes Land der Welt eingeholt haben wird. Am stärksten und schnellsten aber steigen die Einwohnerzahlen im wirklichen ärmsten Teil der Welt, also in Afrika südlich der Sahara.
Besonders auffällig ist, dass drei jener Nationen, die in unterschiedlicher Weise im Mittelpunkt der beiden Weltkriege gestanden sind, besonders rasch schrumpfen: Deutschland, Russland und Japan. Fast scheinen alle drei mental noch an der totalen Erschöpfung eines totalen Krieges zu leiden. Bei Deutschland wird das nur deshalb in den Zahlen nicht so sichtbar, weil die Deutschen – ohne es jemals beschlossen zu haben – ein Hauptzielland der Massenmigration geworden sind; Russland wie Japan lehnen Zuwanderung aus anderen Ländern weitgehend ab (überdies ist zumindest Russland auch kein sonderlich attraktives Migrationsziel).
Bei allen drei Ländern ist ganz eindeutig in kausaler Verbindung mit der Überalterung ein Rückgang des relativen politischen Gewichts zu konstatieren. Dieser dürfte noch an Tempo gewinnen.
Es gibt hingegen einige kleinere Länder in der entwickelten Welt, wo das Ziel des Bevölkerungserhalts ein kollektives, nationales Anliegen ist, dessen Umsetzung dort tatsächlich bei den Frauen und Geburtskliniken angekommen ist.
Allein der Gedanke daran, Kinderkriegen als nationale Aufgabe zu sehen, grenzt in deutschsprachigen Ländern fast schon an nationalsozialistische Wiederbetätigung, er ist aber dennoch ganz eindeutig in einigen anderen Ländern eine Selbstverständlichkeit.
Israel steht seit mehr als 70 Jahren in einem Überlebenskampf gegen arabisch-islamische Bedrohungen und Angriffe. Dort ist völlig klar, dass das Gebären von Kindern notwendig ist, damit es Soldaten gibt, die zwei Jahrzehnte später das kleine Land gegen den nächsten Angriff der Araber verteidigen müssen.
In schwächerer Form trifft das auch auf Nordirland zu, wo der Kampf zwischen Katholiken und Protestanten um die Vorherrschaft, beziehungsweise darum, ob man von London oder Dublin aus regiert werden will, seit der klugen Kompromissbereitschaft der Londoner Regierung (vor allem von John Major) nicht mehr mit Bomben und Gewehrkugeln, sondern demokratisch entschieden wird. Das bedeutet: Wer mehr Kinder in die Welt setzt, gewinnt am Ende. Vor allem die Katholiken sind da seither erfolgreich am Werk.
Zwei ganz andere Nationen haben jetzt durch gezielte staatliche Politik gleichsam von oben begonnen, die Menschen dazu zu bewegen, mehr Kinder in die Welt zu setzen als in den letzten Jahrzehnten. Es ist zwar noch völlig offen, ob das gelingt. Das wird man erst nach vielen Jahren wirklich sehen. Aber man darf jetzt schon beeindruckt sein, wie energisch zwei Regierungen zumindest versuchen, das Überleben der eigenen Nation zu sichern:
Bei China klingt es nicht nur absurd. Es ist auch tatsächlich ein wenig übertrieben, vom Überleben zu reden. Es ist jedenfalls ganz eindeutig, dass die chinesischen Staatsplaner entdeckt haben, dass sie einer katastrophalen demographischen Überalterung entgegen gehen. Dass sie, plakativ gesprochen, das viele Geld in den Tresoren bald nicht mehr für die Erringung der Weltherrschaft ausgeben können, sondern für die Umwandlung Tausender Kindergärten in Altersheime ausgeben müssen.
Freilich hat sich die politische Führung in Peking die Misere selbst zuzuschreiben. Haben die dortigen Kommunisten doch jahrzehntelang eine brutale Ein-Kind-Politik durchgesetzt, wo Eltern massiv bestraft worden sind, wenn sie ein zweites Kind bekommen haben. Das glaubte man, tun zu müssen, damit die wirtschaftliche Entwicklung die Entwicklung der Bevölkerungszahlen überholen kann.
Dieser Überholvorgang ist zwar gelungen – aber jetzt bekommt der Zauberlehrling den Besen nicht mehr in die Ecke zurück. Verzweifelt hat man daher von der Ein-Kind- auf die Zwei-Kind-Politik umgeschaltet. Das hat aber überhaupt nichts gebracht. Denn die chinesischen Staatsplaner haben viel zu lange übersehen, wie die Paare reagiert haben: Sie haben in der Ein-Kind-Phase ganz überwiegend einfach nur Söhne zur Welt gebracht. Mädchen wurden oft abgetrieben, weil man ja nur ein Kind haben durfte. Söhne hingegen gelten den Menschen als wichtig für die eigene Altersversorgung. Ohne Frauen aber ist das Aussterben vorprogrammiert. Auch wenn die Söhne noch so tüchtig sein sollten …
Deshalb hat man nach kurzem jetzt sogar zu einer Drei-Kind-Politik gewechselt. Die Chinesen, denen jahrelang das Kinderkriegen vermiest worden ist, sollen nun plötzlich wieder drei Kinder pro Familie in die Welt setzen. Gleichzeitig wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Wohnsituation für Familien und zur finanziellen Unterstützung von Müttern angekündigt.
Was auch immer diese Maßnahmen konkret bringen werden: Es wäre überraschend, sollten sie zum Ziel führen. Denn Menschen sind keine Kaninchen, deren Gebärverhalten man ständig wie im Tierversuchslabor manipulieren kann. Sie lassen sich nicht mehr so leicht durch die Obrigkeit manipulieren. Denn die Hunderten Millionen chinesischer Frauen und erst recht ihre Töchter haben sich jetzt ganz gut an das Leben mit nur wenigen Kindern gewöhnt. Ihnen fehlt jedes kulturelle Vorbild, in dem Mehrkind-Familien nicht in der bitteren Armut des ländlichen China von einst leben. Diese Erinnerung aber ist für alle total abschreckend.
Nachbar Ungarn ist das zweite Land mit einer ganz massiv forcierten Mehr-Kind-Politik. Von Großraumautos über die Finanzierung ausreichend großer Häuser bis zur Rückzahlung eines Teils der bezahlten Einkommensteuer werden den ungarischen Frauen unglaublich tolle Benefizien gewährt, wenn sie drei oder mehr Kinder bekommen.
Auch hier ist es noch zu früh für ein Urteil, aber wenigstens gibt es erste kleine Erfolge. Und manches deutet darauf hin, dass es in Ungarn eine deutlich größere kollektive Entschlossenheit zum eigenen Überleben gibt als in der deutschsprachigen Welt. Der nationale Tenor lautet: Wir sind ein kleines Volk inmitten von Slawen oder Germanen; wir müssen genügend Kinder kriegen, damit unser Volk überlebt.
In der Alpenrepublik gibt es keinerlei Anzeichen, dass man so wie Ungarn erkannt hätte, dass in der Familien- und Geburtenförderungspolitik etwas zu tun ist. Schon aus ökonomischen Gründen. Die Linksparteien haben sowieso nie viel für Familien über gehabt, ganz zu schweigen von ihrer Vorliebe für homosexuelle Aktivitäten. Aber auch auf bürgerlicher Seite war Familie meist nur ein Verbalbekenntnis. Viel stärker waren da die Interessen der Wirtschaft. Und die ist massiv an den – heute ja extrem gut ausgebildeten – Frauen als sofort zur Verfügung stehende und an Arbeitsleistung alle Migranten übertreffenden Arbeitskräften interessiert und überhaupt nicht daran, dass die Frauen Kinder in die Welt setzen. Um so langfristige Anliegen kümmert sich natürlich die Wirtschaft nicht. Das kann nur – wenn sie die Notwendigkeit begreift – die Politik.
Davon merkt man aber auch bei der ÖVP recht wenig. Und bei der FPÖ war der Kampf fürs Rauchen und gegen das Impfen immer viel wichtiger …
Aber immerhin: Noch nie hat es in einer Regierung Österreichs so viele kleine Kinder gegeben (oder wird es bald geben). Bald werden sie bei jeder Ministerratssitzung eine eigene Kindergartengruppe zusammenbringen. Das macht Hoffnung, dass die Minister künftig dann die wahren Bedürfnisse von Familien und Müttern besser verstehen. Die sehen nämlich ganz anders aus als das, was sich die Frauen vor der Geburt des ersten Kindes vorstellen. Diese Bedürfnisse liegen jedenfalls nicht darin, möglichst bald wieder arbeiten zu gehen und die Kinder in einer staatlichen Betreuungsanlage abzugeben …