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Österreich klammert das größte Zukunftsproblem aus

Wie blitzschnell sich doch die Herausforderungen an eine Gesellschaft ändern können. Stand Österreich mehr als ein Jahr ganz im Bann der Corona-Krise, wobei es in Sachen Unternehmens-Kompensationen wohl etwas überreagiert hat, so steht jetzt eine ganz andere Herausforderung bevor, auf die Österreichs Politik hingegen überhaupt nicht zu reagieren bereit ist.

Das ist der dramatische Mangel an Fachkräften als Folge des vor 50 Jahren begonnenen Geburtenrückgangs. Dabei ist das schon vor Corona das größte Zukunftsproblem Österreichs gewesen.

Immer mehr gut ausgebildete Österreicher gehen in Pension, in der sie etliche Jahrzehnte bei guter Gesundheit von den (immer dünner werdenden) Reserven der Pensionsversicherung und von den (immer notwendiger werdenden) Budget-Zuzahlungen zu leben hoffen. Dabei wären die allermeisten in der Arbeitswelt noch viele Jahre voll einsatzfähig, zumindest überall, wo Erfahrung wichtiger ist als körperliche Kraft.

Das hat dramatische Folgen. So hat ein steirischer Wirtschaftsexperte ausgerechnet, dass allein sein Bundesland in weniger als einem Jahrzehnt ein Arbeitskräftepotenzial von der Größe der Einwohner Leobens verlieren wird. Das ist die zweitgrößte Stadt der Steiermark.

Was also tun? Es gibt drei Möglichkeiten:

Erstens, Familien- und Bildungspolitik intensivieren, damit mehr Kinder zur Welt kommen und gut ausgebildet werden. Das versuchen jetzt zwar immer mehr andere Länder von China bis Ungarn, Investition in die Familien klingt aber heimischen Politikern zu altmodisch.

Zweitens, gut ausgebildete Migranten anlocken, was 30 Jahre in Mitteleuropa auch gelungen ist. Aber inzwischen kommt von dort kein Junger mehr, weil auch dort Arbeitskräftemangel herrscht. Und die Asylanten aus anderen Kontinenten, auf die manche gesetzt haben, sind weitgehend unqualifiziert. Besser gebildete Migranten wollen in die USA. So hat selbst von den Asylberechtigten aus 2015 nach sechs Jahren erst die Hälfte einen Job gefunden.

Und drittens, durch ein Maßnahmenbündel das Pensionsantrittsalter kräftig hinaufsetzen – wieder wie viele andere Länder. Die Politik fürchtet jedoch, dass das unpopulär wäre, auch wenn es als einziges relativ schnell wirken würde.

Etwas Viertes gibt es aber nicht. Daher wird die gesamte Frage gleich ganz ignoriert. Das ist aber ungefähr so intelligent, wie es bei anderen das Ignorieren des Corona-Virus gewesen ist.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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