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Die Null-Risiko-Gesellschaft muss scheitern

Von Justiz und Medien angesteckt sind die westlichen Gesellschaften von einer tödlichen Pandemie befallen: vom Glauben an die absolute Sicherheit, von der Möglichkeit und Sinnhaftigkeit, durch staatliche Maßnahmen jedes Risiko ausschalten zu können. Koste es, was es wolle. Eine ängstliche Bevölkerung begreift nicht, dass sie und ihre Staaten durch das Streben nach absoluter Sicherheit und Machbarkeit mit absoluter Sicherheit scheitern müssen. Das Leben eines Menschen funktioniert nicht, wenn man es risikolos absolvieren will, weil er dadurch die Einschätzung von Risiken verlernt. Und erst recht muss ein Staat scheitern, wenn er verspricht, jedes Risiko von den Bürgern fernzuhalten. Wenn er nicht mehr nur als Großschadensversicherung, sondern als Garantie gegen alle Gefahren auftritt. Dann geht er von Angst gelähmt unter.

Natürlich ist es klug und notwendig, möglichst alle Risiken zu kennen und abzuwägen (auch wenn das nie vollständig gelingt!!). Aber wer nicht begreift, dass man immer wieder auch bewusst Risiken eingehen muss, der kann auch nie Erfolg haben, der muss scheitern. Bildlich gesprochen ist es eben unmöglich, jeden Menschen dick mit Watte eingehüllt in eine hygienisch undurchdringliche Eisenkugel zu sperren, die von bewaffneten Polizisten bewacht wird, um ihn gegen jede Unbill abzusichern. Das gilt genauso für Staaten.

Unser kollektives Denken geht jedoch genau in diese Richtung. Gerichte wie Journalisten wie Politiker kommen absolut immer zu der Frage, wenn etwas Unangenehmes passiert: Wer oder was ist schuld? Zufall oder das Walten von höherer Gewalt gibt es für sie nicht mehr. Wenn sich kein Bösewicht finden lässt, muss immer der Staat als solcher dienen. Woraufhin er künftig alles tun wird, um eine Wiederholung jedes Schadens und Nachteils zu verhindern. Die Folgen:

  • Erstens: Der Staat übernimmt sich dadurch mit Lasten, unter denen er mittelfristig kollabieren muss.
  • Zweitens: Staaten werden immer unglaubwürdiger, je öfter die Menschen entdecken müssen, dass der Staat und die Politik mit dem ständigen Versprechen totaler Sicherheit lügen, das sie ja doch nicht einhalten können.
  • Drittens öffnet die Politik sich durch dieses Versprechen absichtlich oder unabsichtlich immer mehr die Tore, totalitär alle Lebensbereiche der Menschen durchdringen zu können. Und bei jedem – natürlich unvermeidlichen – Versagen der versprochenen Risikoeliminierung arrogiert sie sich noch mehr Macht, statt dieses Versprechen zu relativieren oder aufzugeben.
  • Viertens verlieren die Menschen und Staaten im Banne dieses Versprechens totaler Sicherheit jedes Gefühl für die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Risikos.
  • Als Folge wird, fünftens, ein Teil der Bürger absurderweise immer sorgloser. Ihr Motto: Für all meine Risiken im Leben und deren Folgen haben wir eh den Staat verantwortlich gemacht, der ja auch selbst dauernd behauptet, für alle Risiken zuständig zu sein; da brauche ich mich doch selber nicht auch noch um eine Risikominimierung kümmern, und kann meine Lust an der Gefahr austoben.

Dieser real existierende und alle Parteien durchdringende Sozialdemokratismus wird noch durch die Tatsache verschlimmert, dass vor allem junge Männer einen großen, wahrscheinlich hormonellen Drang zum Risiko haben. Siehe die Risikosportarten, siehe die Bereitschaft junger Männer aus Afrika oder islamischen Ländern in Asien, extremes Risiko auf sich zu nehmen, um in einem zerbrechlichen Schlauchboot ins europäische Wohlfahrtsstaatsglück zu gelangen.

Es gibt zahllose auch aktuelle Beispiele für das Gift dieses skizzierten Denkens, das Risiken, Wahrscheinlichkeiten und Eigenverantwortung nicht mehr in ein Gleichgewicht bringt:

  1. Die Übernahme sämtlicher Hochwasserschäden durch die Allgemeinheit "ohne Obergrenze", wie sie der deutsche Kanzlerkandidat Laschet ausdrücklich versprochen hat: Solche Versprechen führen unweigerlich dazu, dass die einzelnen Bürger in Zukunft noch höhere Risiken eingehen. Etwa indem sie auf billigem Baugrund in Hochwasser-exponierten Lagen bauen. Oder indem sie auf den Abschluss einer individuellen Hochwasser-Versicherung verzichten.
  2. Die deutsch-österreichischen Atomängste: Obwohl Empirie wie Analyse das Risiko eines atomaren Unfalls als extrem niedrig zeigen, werden Atomkraftwerke in einigen Ländern  diabolisiert – und damit werden viel größere und wahrscheinlichere Risiken eingegangen: von den katastrophalen Folgen eines größeren Strom-Blackouts über die Umweltverschmutzung durch Kohlekraftwerke bis zur ja auch bei anderen Energieformen existierenden Möglichkeit eines Unfalls.
  3. Die Corona-Ängste: Obwohl durch Impfungen das Risiko von schweren Erkrankungen massiv minimiert wird, verhalten sich viele Staaten so, als ob sie das Virus total eliminieren könnten, als ob es ohne das Virus ein schier ewiges Leben ohne Krankheiten geben würde. Deshalb müssen auch Geimpfte offenbar dauerhaft mit der extrem unangenehmen Maske in Theater, Flugzeugen, Geschäften, Straßenbahnen oder Friseurläden sitzen. Deshalb müssen auch die Geimpften die – alle Impfkosten weit übersteigenden – Kosten von Gratistests für alle jene tragen, die sich aus Dummheit oder wegen einer völlig falschen Risikoeinschätzung nicht impfen lassen. Deshalb wird mancherorts in Europa nicht einmal die massive Einschränkung des Schulbetriebs auch noch in einem dritten Schuljahr ausgeschlossen, die einer ganzen Generation von Schülern schwer schaden muss.
  4. Die "Koste es, was es wolle"-Übertragung jedes wirtschaftlichen Risikos durch die Corona-Maßnahmen auf den Staat (und damit in Wahrheit auf die ohnedies schon unter den Lasten der Staatsverschuldung in die Knie gehende Allgemeinheit): Diese Devise gilt noch immer, obwohl längst viele Arbeitskräfte benötigt würden, die noch immer in der bequemen Kurzarbeit fürs Nichtstun bezahlt werden. Obwohl der aufgeschobene, aber letztlich unvermeidliche Zusammenbruch vieler um teures Geld am Leben gehaltenen Zombie-Firmen, die auch ohne Pandemie längst gekracht wären, in absehbarer Zeit eine neue Schockwelle auslösen wird.
  5. Die Quotenpolitik: Der durch viele Daten beweisbare größere Erfolg von Männern in unternehmerischen Tätigkeiten wird neuerdings als etwas Negatives angesehen, das man behindern muss. Dabei ist ganz eindeutig, dass die größere Risikobereitschaft von Männern sich nicht nur in den vielen – gesellschaftlich völlig nutzlosen – Extremsportarten wie dem Drachenfliegen oder gar in schädlichen Dingen wie Autoraserei oder Gewaltbereitschaft äußert, sondern auch in ihrer volkswirtschaftlich dringend erwünschten unternehmerischen Risikobereitschaft und ihrem damit verbundenen Pioniergeist. Dieser für die gesamte Gesellschaft eigentlich vorteilhafte Erfolg wird durch eine gleichmacherische Gleichstellungspolitik immer mehr behindert, durch Quoten oder durch sonstige auf Kosten der Männer gehende Frauenförderungsaktionen.
  6. Die Pensionspolitik: Auch unter Sebastian Kurz hat schon mehrere Jahre eine gleichmacherische Pensionspolitik um sich gegriffen (auch dort, wo es nicht um Beamtenprivilegien geht). Dieser Trend Richtung Einheitspension, deren Höhe nicht mehr von den Einzahlungen ins Pensionssystem abhängig ist, nimmt den Menschen naturgemäß jeden Antrieb, der späteren Pension wegen länger oder mehr zu arbeiten. Schwarzarbeit wird dadurch immer lukrativer, wenn das Risiko einer als Folge niedrigeren Alterspension einfach auf den Staat (also in Wahrheit alle anderen) umverteilt werden kann. Jetzt hat verdienstvollerweise sogar Winfried Pinggera, der – eigentlich von der Politik abhängige – Chef der Pensionsversicherungsanstalt, massiv vor einer neuerlichen "sozialen Staffelung" der alljährlichen Pensionserhöhungen gewarnt: Dadurch werde das Versicherungsprinzip immer mehr ausgehebelt, also das Prinzip, dass ich zuerst in eine Versicherung adäquat einzahlen muss, wenn ich von dieser dann eine Leistung, etwa eine höhere Pension,  lukrieren will.
  7. Die Illusion der staatlichen Gesundheitsversicherung: So positiv eine Großschäden abdeckende Versicherung für den Fall kostenintensiver schwerer Erkrankung auch ist, so negativ ist das in der staatlichen Krankenversicherung dominierende Prinzip einer totalen Kostendeckung. Denn dieses führt zwangsläufig zum Bewusstsein, nicht mehr selber für die eigene Gesundheit zuständig zu sein. Das führt wiederum zu ungesunden Lebensweisen bei viel zu vielen Menschen. Das führt auch dazu, dass man immer öfter hört, dass Mitbürger auf eigentlich nötige Arztbesuche verzichten, nur weil sie bei einem Kassenarzt keinen Termin bekommen und nicht das Geld für einen Wahlarzt ausgeben wollen. Das führt zum weitgehenden  Verlust jedes Gedankens, auf sinnlose Therapien zu verzichten.
  8. Die Illusion der totalen Sicherheit und die Unfähigkeit, Risiken und Wahrscheinlichkeiten zu bewerten, hat auch eine (zum Glück kleine) Minderheit von Mitbürgern zu Impfgegnern gemacht. Sie begreifen nicht, dass es so gut wie keine Impfung und Behandlungsmethode mit hundertprozentiger Erfolgsgarantie gibt (so etwas gibt es nur in der Werbung). Sie sind unfähig, das sehr kleine Risiko einer Impfung mit dem gewaltig größeren Risiko einer Erkrankung zu vergleichen.
  9. Die Illusion des Glaubens an eine totalen Machbarkeit und Allmacht steckt erst recht hinter der mit großem totalitärem PR-Aufwand betriebenen Angstpropaganda der Klimaalarmisten, die in diesen Stunden wieder einmal einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Sie haben Zehntausende andersdenkende Naturwissenschafter von allen universitären und politischen Futtertrögen vertrieben. Sie glauben – wider alle historischen Erfahrungen – an die Machbarkeit des Weltklimas. Sie ignorieren, dass die Welt schon viel wärmere und kältere Episoden erlebt hat. Sie verdrängen, dass die Kaltperioden für Mensch wie Tier immer viel negativer waren als die Warmperioden. Und sie wischen erst recht unter den Tisch, dass der achtprozentige Anteil der EU an den globalen Emissionen viel zu gering ist, als dass selbst eine Rückkehr zur Steinzeit am Weltklima etwas ändern könnte – einmal ihre These angenommen, dass dieses Weltklima wirklich ein Produkt der menschlichen und nicht der solaren Aktivität sei.
  10. Die Migrationskatastrophe: Der Glaube, für alle acht Milliarden Erdbewohner das Risiko unterschiedlicher Lebensbedingungen ausschalten zu müssen und können, ist der fundamentale Grund, warum so viele Menschen, Richter und Politiker die Massenmigration nach Europa unterstützt haben und weiter unterstützen.

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