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Und wer zahlt die grüne Zeche? Der Mittelstand

Nichts könnte signifikanter sein als dieses zeitliche Zusammentreffen: In Wien beschließt einerseits der Nationalrat ein Gesetz, das die sogenannte "grüne" Stromproduktion massiv forciert, dem auch die SPÖ voll Begeisterung die nötige Zweidrittelmehrheit verschafft, nachdem auf ihren Wunsch 550.000 Haushalte mit Sozialhilfeempfängern, Alleinerzieherinnen oder Mindestpensionisten vom Tragen der Kosten dafür befreit worden sind. Andererseits wurde gleichzeitig in Brüssel bekannt, dass die EU der Industrie noch bis 2035 sogenannte CO2-Verschmutzungsrechte gratis einräumt. Es ist keine allzu schwere Übung nachzurechnen, wer außer Natur und Landschaft all die Kosten für die zur einzigen Religion Europas erklärten Klimapanik tragen wird müssen.

Bürge und Zahler ist wieder einmal ganz alleine der Mittelstand, also die Summe jener Bürger, die weder in Brüssel noch in Wien am Verhandlungstisch gesessen sind. Wenn man von zwei Ungenauigkeiten absieht:

  • Denn natürlich leben auch in den von der SPÖ protegierten 550.000 Haushalten sehr viele Menschen mit einer sehr einträglichen Einkommensbasis. Etwa Pensionisten, die neben der Mindestpension noch andere Einkünfte haben, wie ausländische Pensionen oder Kapitalerträge; etwa Alleinerziehende, die einen sehr hohen Unterhalt beziehen; etwa Sozialhilfeempfänger, die jahraus, jahrein pfuschen gehen.
  • Und natürlich hat auch der Mittelstand etwas davon – etwa Arbeitsplätze –, wenn die Industrie noch ein Jahrzehnt lang überleben darf, bevor sie am Opferstein der Grünreligion geschlachtet wird.

Sonst aber stimmt die Aussage, dass einzig der Mittelstand beim Klimaopfer bluten muss. Das sollte man auch trotz der geschickten Wahl des Zeitpunkts nicht ganz vergessen, die den Gesetzesbeschluss im Nationalrat ganz, ganz zufällig in die erste, wenn auch nur kurze Hitzewelle des heurigen Jahres hinein (nach einem viel zu kühlen Frühjahr) terminisiert hat, wo Urlaubsbeginn und Fußball alle Aufmerksamkeit ablenken.

Die politische Analyse dieser Beschlüsse zeigt:

  1. dass sich die Grünen in der Koalition schon wieder mit einem Belastungspaket durchgesetzt haben, von dem die ÖVP-Wähler gar nichts haben;
  2. dass sich die SPÖ im eigenen Selbstverständnis endgültig auf die Vertretung der Sozialhilfeempfänger und Mindestpensionisten (plus Genderisten, Transgenderisten und Schwulisten) reduziert und dass sie die Interessenvertretung der arbeitenden Klasse endgültig aufgegeben hat;
  3. dass auch die angeblich liberalen Neos alles an einer Neuregelung in Ordnung finden, die dem Staat eine weitere Milliarde Euro – jährlich – verschafft;
  4. und dass die Bürger des Mittelstandes der im parteipolitischen Spiel am wenigsten vertretene Bevölkerungsteil sind.

Österreichs Natur als misshandeltes Waisenkind

Noch viel dramatischer aber sind die Auswirkungen auf Natur und Landschaft. Diese haben freilich noch viel weniger Vertretung im politischen Spiel als der Mittelstand. Sie sind die größten Opfer der vielen Sekten und Konfessionen der Klimareligion, die entweder als Parteien oder als NGOs auftreten, die bisweilen getrennt marschieren, aber fast immer gemeinsam zuschlagen.

Dabei gibt es eine Flut wissenschaftlicher Studien, die nachweisen, dass die grundlegenden Glaubenssätze der Klimareligion nicht stimmen können. So hat etwa Rudolf Bretschneider hier einige Publikationen (mit vielen weiteren Verweisen) zusammengetragen, die zeigen, wie beweisfrei die von Europas Politik und Medien verfochtenen Klimathesen eigentlich sind, wie sehr es lange vor dem angeblich so bösen industriellen Zeitalter große CO2- und noch viel größere Temperaturschwankungen gegeben hat, und dass uns in wenigen Jahrzehnten eine deutliche Abkühlungsphase drohen dürfte (also eine jener Perioden, die für die Menschen immer viel schlimmer gewesen sind als Wärmephasen).

Fast niemand in Österreich macht sich die Folgen dessen bewusst, was das Parlament da als Auswirkungen dieser Mainstream-Thesen beschlossen hat, was dazu führen soll, dass binnen knapp neun Jahren der gesamte Strom Österreichs aus erneuerbaren Quellen kommt.

  1. Dabei gibt es derzeit Phasen, in denen die Republik kaum mehr als die Hälfte des Stroms aus den grünen Quellen Wasserkraft & Co bezieht.
  2. Dabei steht Österreich in Hinblick auf den Ausbau der Wasserkraft dank der Alpen viel besser da als die meisten anderen Staaten.
  3. Dabei importiert Österreich derzeit rund 36 Prozent seines Stromverbrauchs aus dem Ausland (wo dieser vor allem in den bei uns verpönten Atomkraftwerken erzeugt wird).
  4. Dabei waren es insbesondere die beim nunmehrigen Stromgesetz tonangebenden Grünen selbst, die einst das Donau-Kraftwerk Hainburg verhinderten, was sie bis heute gleichsam als eigene Geburtsstunde feiern.
  5. Dabei regt sich immer massiver werdender Widerstand dagegen, all die schönen und das Landschaftsbild prägenden Dächer der österreichischen Alpendörfer künftig mit Solarpaneelen zu verunstalten.
  6. Dabei ist in vielen Regionen Österreichs der Widerstand schon jetzt gewaltig geworden, noch mehr Landschaft durch den Bau von Windmühl-Wäldern zu verschandeln, noch mehr akustische Umweltverschmutzung durch surrende Flügel erleiden und noch mehr getötete Vögel bilanzieren zu müssen.
  7. Dabei erzeugen Windmühlen bei Windstille keinen Strom, ebensowenig wie Solarkraftwerke, wenn die Sonne nicht scheint, und Wasserkraftwerke in langen Trockenperioden nur sehr wenig.
  8. Dabei wird in all die Berechnungen des künftigen Strombedarfs noch gar nicht einberechnet, dass die europäische Politik die EU-Bürger gleichzeitig zum Umstieg auf E-Autos zwingen will, die natürlich weitere zusätzliche Mengen Strom brauchen.
  9. Dabei baut China seine eigenen Kohlekraftwerke alljährlich gigantisch aus und baut überdies auch in anderen Drittweltländern solche Kraftwerke. Dabei ist allein in China der Kohleverbrauch seit 1965 um das 16-fache gestiegen. Dabei ist das Verbrennen von Kohle nach allen Glaubenssätzen der Klimareligion überhaupt die schlimmste Todsünde. Dabei ist das Klima Chinas untrennbar mit dem Klima Europas und der restlichen Welt verbunden (was übrigens der einzige der Klima-Glaubenssätze ist, der auch richtig ist).

Dennoch hat die Republik unter Druck der Grünen und der EU (und zum Gelächter des Rests der Welt) beschlossen, 40 Prozent ihres gegenwärtigen Strombedarfs künftig zusätzlich "alternativ" aus dem Boden zu stampfen. Wer so etwas im normalen Wirtschaftsleben versuchen würde, müsste mit dem Besuch eines Psychiaters rechnen und jedenfalls mit der Jobenthebung durch den Aufsichtsrat.

Aber unser Parlament hat jetzt beschlossen,

  • dass es in einem knappen Jahrzehnt zweieinhalb Mal so viele Windräder geben soll wie heute, auch wenn fast niemand mehr solche in der Nähe haben will;
  • dass die Photovoltaik sogar mehr als zehnmal so viel Strom liefern soll wie heute, was nur gehen kann, wenn man riesige Äcker in Solar-Plantagen verwandelt;
  • dass die Wasserkraft um das rund Siebenfache dessen ausgebaut werden soll, was derzeit das gesamte österreichische Vorzeigekraftwerk Kaprun produziert; was nur gehen kann, wenn wirklich jeder Alpenbach zum Stromproduzieren umfunktioniert wird;
  • dass ganze Holz- oder Pflanzen-Plantagen nur zur Gewinnung von Strom aus Biomasse angelegt werden müssen.

Nun werden manche sagen: Aber so schlimm kann das ja nicht sein, haben doch andere europäische Länder keine Probleme mit den sogenannten "Klimazielen" der EU. Wer das sagt, vergisst freilich, dass die allermeisten anderen EU-Länder sehr klare Gründe haben, warum ihnen diese Ziele keine Probleme bereiten:

  • Die einen Länder erreichen diese Ziele deshalb leicht, weil sie im Vergleichsjahr 1990 noch die überaus verschmutzenden Industrieanlagen, Heizungen und Fahrzeuge aus der kommunistischen Zeit in Betrieb hatten, weshalb sie sich durch deren Stilllegung spielend verbessern konnten, während Österreich schon damals sehr sauber und effizient gewesen ist;
  • Die anderen erreichen die Klimaziele durch Einsatz der Atomkraft – diese aber ist in Österreich erst recht seit Zwentendorf tabuisiert.

Daher gibt es kaum ein europäisches Land, auf das sich die EU-Klimapanik so katastrophal auswirkt wie auf Österreich. Die nun von Schwarz, Rot und Grün mit Zustimmung der Neos beschlossenen neuen Stromgesetze sind der entscheidende Schritt, damit das, was bisher abstrakte EU-Politik gewesen ist, sehr konkret auf der Stromrechnung jedes Österreichers landet und was vor allem in der bisher so geliebten und schönen Natur der Alpen und der Donauregion zur hässlichen Realität wird.

Und das alles geschieht, ohne dass sich das globale Klima durch diese masochistischen Selbstgeißelungen der Österreicher auch nur irgendwie beeindrucken ließe.

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