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Immer wieder wurde davor gewarnt. Jetzt ist sie da, die Inflation. 5,4 Prozent in den USA, 2,8 Prozent in Österreich. Heftig werden in den Notenbanken Formulierungen gedrechselt, die signalisieren sollen, dass das eh alles geplant sei. In der Tat: Im Euroraum ist heimlich die Inflation zum erwünschten Ziel gemacht worden. Weil die Politik es so will. Und weil Politik und EZB glauben, sich bedenkenlos nicht nur über die EU-Verträge hinwegsetzen zu können, sondern auch über die Gesetze der wirtschaftlichen und finanziellen Kausalitäten. Sie begreifen nicht, dass Ersteres angesichts der Komplicenschaft des EU-Gerichtshofs leicht geht, Letzteres aber absolut immer fatal enden muss.
Lange haben Notenbanken nach den bitteren Erfahrungen des 20. Jahrhunderts auf Preis-Stabilität gesetzt. Dann haben sie gesagt, Inflationsraten bis maximal 2 Prozent zu tolerieren. Dann waren plötzlich die zwei Prozent das "Ziel". Und jetzt sollen diese halt nur irgendwie im langjährigen Schnitt erreicht werden. Ohne dass dazugesagt wird, wie viele Jahre damit gemeint sind.
Dieses Tricksen erinnert an die Kinderspiele, wo man sich langsam in eine bestimmte Richtung bewegt, aber nicht bei einer Ortsveränderung erwischt werden darf. Der wahre Zweck: Viele Regierungen wollen einen Persilschein fürs hemmungslose Schuldenmachen.
Dabei müssten die europäischen und amerikanischen Notenbanken derzeit eigentlich unbedingt auf die Warnsignale aus der Wirtschaft reagieren, die eine Überhitzung anzeigen. Diese sieht man nicht nur an den steigenden Inflationsraten, sondern noch mehr an der rapid gestiegenen Knappheit von Arbeitskräften in vielen Berufen, die dann die Lohn-Preisspirale weiter treibt. Zugleich sind viele Produkte und Rohstoffe knapp geworden.
Etwa weil die Transportwege im Suezkanal oder in einem chinesischen Hafen unterbrochen sind. Etwa weil elektronische Teile oder "Seltene Erden" wegen des politisch angeordneten E-Auto-Booms weltweit fehlen. Etwa weil die Bürger das in Pandemie-Zeiten zwangsgesparte Geld primär in die Bauwirtschaft lenken - ebenso wie die Regierungen die Corona-Schulden. Beides lässt dort derzeit die Preise explodieren.
Diese angeblichen Konjunkturspritzen helfen hingegen der weiterhin darbenden Kultur und dem Stadttourismus überhaupt nicht. Umso irrsinniger ist es, dass die EU jetzt – jetzt! –, aus rein politischen Gründen eine dreiviertel Billion Euro als Kredit aufnimmt und ausgibt; und dass die USA gleich zwei Billionen Dollar zusätzlich in den Markt pumpen.
Diese gigantischen Gelder wären vielleicht vor einem Jahr hilfreich gewesen. Heute wirken sie, wie wenn man Benzin ins Feuer schüttet. Die Notenbanken hindern die Politik nicht an populistischem Irrsinn, sondern sind zu deren unterwürfigen Dienern geworden.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".