Wien: der Verfall einer Stadt
11. Juni 2021 00:19
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 8:00
Natürlich sind Rankings, welche Stadt der Welt die lebenswerteste sei, immer sehr diskutabel und voller subjektiver Willkür. Auch den Absturz Wiens vom ersten auf den zwölften Platz in einem solchen Ranking könnte man auf den ersten Blick genauso abtun wie zuvor die positive Wertung für Wien. Ein paar sehr konkrete Fakten lassen aber erkennen, dass sich in dieser Stadt tatsächlich vieles zum Negativen entwickelt (mit nachträglicher Ergänzung).
Die wichtigsten davon:
- Für den Rückfall Wiens im Ranking der "Economist Intelligence Unit" werden zwei Begründungen genannt: einerseits der Corona-Lockdown, andererseits das Fehlen der kulturellen Angebote. Nun, obwohl die Schweiz mehr Opfer der Pandemie verzeichnet hat, haben beispielsweise Zürich und Genf die Donaustadt jetzt in diesem Ranking überholt. Und die Betonung der verlorenen kulturellen Bedeutung Wiens verweist zweifellos auf einen Faktor früherer Ranking-Erfolge, bei dem das Wiener Rathaus immer nur Profiteur und nicht Akteur gewesen ist. Denn nichts von den Projekten der Gemeinde Wien hat zum früheren Spitzenrang der Stadt beigetragen. Das waren vielmehr immer lauter unabhängige oder Bundes-Institutionen: wie die Staatsoper und die anderen Bundesbühnen, wie der Musikverein und eventuell auch das Konzerthaus, wie die weltweit angesehenen Ausbildungsstätten für Musiker, wie die großen Bundesmuseen (die ihrerseits wiederum vom habsburgischen Erbe profitieren) und natürlich erst recht Schönbrunn, Hofburg, Belvedere und Stephansdom. Die Rathaus-Propaganda hätte daher immer schon gut daran getan, wenn sie sich nicht so aufdringlich mit fremden Federn geschmückt hätte.
- Aber auch diese fallen jetzt rasch ab. Denn nach dem Lockdown merken viele Wiener erschreckt, dass in den meisten Kultur-Institutionen inzwischen Chefs übernommen haben, die sich nach ihren extrem erfolgreichen, populären und durch die Bank nicht freiwillig abgegangenen Vorgängern primär ideologisch für die Direktorenjobs "qualifiziert" haben. Die meisten sind noch vom einstigen sozialistischen Kulturminister Drozda inthronisiert worden (im Kulturbereich haben Machtwechsel immer eine lange Vorlauffrist). Der Austausch von Qualität durch Ideologie gilt insbesondere für die drei großen Bundesbühnen. Dort gehen die in- und ausländischen Kulturkonsumenten sehr harten Zeiten entgegen.
- Aber auch im Musikverein – dem überhaupt erfolgreichsten Kulturhaus – werden die Zeiten düster: Das macht der Blick auf das kommende Programm deutlich. Ein enttäuschter Wiener Musikliebhaber: "Der Musikverein wird zum zweiten Konzerthaus." Was er nicht als Kompliment meint, da der Musikverein bisher dem Konkurrenten weit überlegen gewesen ist. Es scheint aber der neuen Musikvereins-Führung nicht mehr wichtig, was die Besucher anzieht. Es dominiert vielmehr die dümmliche Parole von der "Diversität". Wobei im Ergebnis völlig gleich ist, ob auch da ein politischer Wunsch von grünroten Subventionsgebern dahintersteht oder "nur" die Dummheit der neuen Führung.
- Auch im Belvedere vertreibt man neuerdings die in- und ausländischen Gäste ideologisch. So setzt man dort auf ein Programm "Queering the Belvedere". Das gefällt zwar sicher den Mächtigen im subventionsvergebenden "Wientourismus", für mehr als 90 Prozent der Kulturkonsumenten ist das aber alles andere als anziehend (Prinz Eugen hat seine mutmaßlichen einschlägigen Neigungen jedenfalls nie groß plakatiert).
- Ebensowenig bleibt das "Weltmuseum" von linksradikaler Instrumentalisierung verschont. Dort wurde eine große Ausstellung "Now you see me Moria" über das abgebrannte Flüchtlingslager auf Lesbos installiert. Diese besteht aus Fotos der "Geflüchteten", mit denen das Leben und die humanitäre Lage in den Lagern illustriert werden soll, wie verkündet wird. Keine Fotos gibt es freilich davon, wie "Geflüchtete" selber das Lager in Brand gesteckt haben, um so ihre Weiterreise zu erpressen ...
- Ähnlich absurd ist auch, dass vor kurzem das Wien-Museum der Gemeinde Wien ausgerechnet den "Tag des Parks" groß gefeiert hat. Denn dieses Museum expandiert in diesen Tagen mit einer großen Baustelle gewaltig in baumgeschmückte Teile des grünen Resselparks hinein, die es künftig mit einer betonierten Plaza und einem Restaurant ersetzen wird.
- Kulturkonsumentenvertreibendes spielt sich auch in der "Kunsthalle" der Gemeinde ab. Die durchaus für sehr progressive Projekte eintretende Kunstkritikerin der "Presse" fasst die Entwicklung in diesem Satz zusammen: "Die Kunsthalle Wien hat sich mit ideologischen Ausstellungen mittlerweile in eine extreme Nische zurückgezogen." So findet dort eine wirre Erzählung über den "sozialen Mord" der Roma durch den Kapitalismus statt. Die eindringlichste Botschaft laut "Presse": "Im Kommunismus ging es ihnen noch am besten."
- Abstoßend an Wien ist auch, dass hier in Denkmälern Massenmördern wie Che Guevara und Stalin offen gehuldigt wird. Ohne jede der neuerdings für Personen rechts der Mitte so gerne affichierten Zusatztafeln. Geschweige denn, dass die Denkmäler entfernt würden, wie der Name des größten Bürgermeisters der Wiener Geschichte etwa als Name eines Teils der Ringstraße entfernt worden ist.
- Bei all den genannten unkulturellen Entwicklungen kann man sich noch irgendwie trösten, dass alles vorüber- und vorbeigeht, dass kein Schwachsinn irreversibel ist (zumindest, wenn sich die bürgerlichen Parteien Wiens endlich einmal professionell aufstellen und wenn sie nicht gegen- sondern miteinander arbeiten würden). Ganz anders ist das bei den Hochhausprojekten des Rathauses. In der Mariahilferstraße wird ein traditionsreiches Kaufhaus bereits eingerissen und durch ein um zwei Stockwerke höheres Gebilde ersetzt. Noch viel schlimmer ist das von einem anderen Immobilienspekulanten geplante Hochhaus zwischen Konzerthaus und Stadtpark. Eine der tapferen Bürgerinitiativen, die noch um die Schönheit dieser Stadt kämpfen, hat nun Unglaubliches aufgedeckt: Das Rathaus versucht nämlich, den aus den Jahren 2003/2005 stammenden Managementplan für die Welterbezone stillschweigend zu entsorgen, indem es ihn einfach von seinen Internet-Seiten verschwinden lässt und so tut, als müsste es jetzt erstmals einen solchen Plan erstellen. Obwohl der damalige Plan offiziell der Unesco übermittelt worden war. Der Grund für diesen heimlichen Kübelungsversuch ist klar: Denn in diesem Plan steht, dass "Welterbezonen Ausschlusszonen für Hochhäuser sind"! Genau solche will das Rathaus aber unbedingt bauen lassen. Auch die neue Koalition will das offensichtlich (womit wohl endgültig bewiesen ist, dass der Austausch der Grünen durch die Pinken als Mehrheitsbringer für die SPÖ in dieser Stadtverwaltung absolut nichts verändert hat. Zumindest nicht zum Besseren).
- In einem Punkt sind die Pinken allerdings jetzt doch einmal zu merken: Ihr Stadtrat Wiederkehr trägt mit "Infoboxen" schon in die Kindergärten(!!) die Propaganda für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intergeschlechtliche oder queere Aktivitäten ...
- Bis auf die Ideologen der Linksparteien ist für jeden klar, dass auch und insbesondere der massive Migrantenzuzug und die rasch voranschreitende Islamisierung dieser Stadt alles andere als förderlich sind für die Attraktivität Wiens. Weder in Hinblick auf die Eingeborenen noch auf die Touristen. Wien ist eine Stadt, in der in Kürze der Islam die größte Religionsgemeinschaft sein wird, und in der schon jedes zweite Schulkind einen Migrationshintergrund hat.
- Dennoch tut die Stadt weiterhin alles, um noch mehr Migranten anzuziehen. So fordert sie ständig, noch mehr "Flüchtlinge" ins Land zu holen. So zahlt Wien entgegen einem eigentlich bindenden Bundesgesetz weiterhin eine deutlich höhere Mindestsicherung. Eine solche ist ganz eindeutig ein Magnet für Migranten. Und diese dadurch nach Wien geholten Migranten und "Flüchtlinge" sind mit absoluter Sicherheit ein weiterer Faktor, der Wiens Lebenswert reduziert.
- Aber es ist nicht nur die breitflächige Vernichtung des kulturellen Wertes und der Identität dieser Stadt, was deren Weg steil nach unten führt. Dieser Abwärtstrend zeigt sich etwa auch in einer unglaublichen Entgleisung des Wiener Bürgermeisters Ludwig, der am vergangenen Wochenende einzig und allein die Polizei kritisiert hat, als diese nach üblen Krawallen am Karlsplatz dort für 13 Stunden ein Platzverbot verhängt hat. Zwar weiß ich nicht genau, ob die Berichte stimmen, dass dort eine Gruppe von 200 Linksradikalen gezielt provoziert hätte, oder dass da vor allem Migrantenjugendliche "gefeiert" hätten, oder dass dabei auch die Karlskirche bedroht gewesen sei. Ein einziges Faktum wird jedoch von allen Berichten bestätigt: Die Polizisten sind von den Jugendlichen mit Flaschenwürfen attackiert worden, und acht Uniformierte sind verletzt worden. Da ist es ein extrem bedenkliches Zeichen, wenn der Wiener Bürgermeister einseitig die Polizei kritisiert. Aber vielleicht begreift er nicht, dass neben der Hochkultur auch die Sicherheit, auch Law and Order eine wichtige Rolle spielen, wenn Touristen und internationale Rankings eine Stadt bewerten. Aber für ihn ist es offenbar nur wichtig, dass man kein böses Wort über potenzielle Wähler sagt, wenn sie auch noch so exzedieren.
- Es ist nicht nur dieses Economist-Ranking, das Wien eine negative Entwicklung bestätigt. Gleichzeitig ist auch eine Sora-Untersuchung – erstaunlicherweise – im Auftrag der Arbeiterkammer über die Zufriedenheit junger Menschen in Wien bekannt geworden. Diese Zufriedenheit ist nach dieser Umfrage um nicht weniger als zehn Prozentpunkte gesunken! Das ist mehr als signifikant.
- Besonders wird der Rückgang der Zufriedenheit auf die immer problematischer gewordene Wohnsituation zurückgeführt. Erstaunlicherweise sagt die Arbeiterkammer selbst, dass diese Probleme Folgen der Niedrigzinspolitik (der Europäischen Zentralbank) sind. Dabei sind diese Folgen der Niedrigzinspolitik genau jene, die seit Jahren alle bösen neoliberalen Ökonomen prophezeit haben, während alle Linken die Niedrigzinspolitik ständig als absolut richtig verteidigt haben. Diese Politik des billigen und (für die Politik) unlimitierten Geldes – mit denen Staaten und Gemeinden nicht nur in Südeuropa ihre Schuldenpolitik und den exzessiven Wohlfahrtsstaat finanzieren – hat zwangsläufig dazu geführt, dass jeder Sparer sein Geld lieber in Wohnungen und Häuser gesteckt hat, als diesem auf der Bank beim Wertloswerden zuzuschauen. Das hat zwangsläufig dazu geführt, dass diese immer teurer werden, und dass die Jungen, die noch keine Wohnung haben, kaum noch solche zu erschwinglichen Preisen finden. Gleichzeitig bekommen immer weniger Junge eine Gemeindewohnung. Das hängt wiederum stark mit der durch massiven Migrantenzuzug rasch wachsenden Bevölkerung Wiens zusammen. Das kontrastiert total mit jener Situation, als die Jungen noch bei ihren Eltern gewohnt haben: Damals lebten nicht weniger als 32 Prozent mit den Eltern in (billigen) Gemeindewohnungen; selbst haben die Jungen jedoch nur noch zu 16 Prozent eine solche gefunden.
Nun werden manche Leser fragen: Warum findet man eigentlich in keiner Zeitung solche Analysen? Wer sich das wirklich noch fragt, der sollte einmal die Inserate und Beilagen der Zeitungen anschauen. Um es höflich zu sagen: Höchstwahrscheinlich würde kein Medium in Wien mehr eine ordentliche Bilanz schaffen, gäbe es diese Inserate und "Kooperationen" aus dem Rathaus und all seinen scheinunabhängigen Unternehmen nicht. Diese Inserate sind alle völlig freihändig, ohne Ausschreibung vergeben worden, und können mit einer Handbewegung des Bürgermeisters eliminiert werden.
(Nachträgliche Ergänzung: Wie das Wien-Museum Betont sei den Bauarbeiten nur ein Baum zum Opfer gefallen).
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