Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Corona: Viel Licht und noch mehr Schatten

Zunehmend dürfen sich jetzt auch Österreicher und Bürger anderer EU-Staaten freuen, dass es endlich wieder der Freiheit ein großes Stück näher geht. Wenn auch mit schmerzhaft großer Verspätung gegenüber den Briten und Israelis. Wie sehr die Menschen auf Freiheit und Öffnung gewartet haben, zeigen die Massenjubel-Szenen Zehntausender von Brüssel bis Sevilla. Für das Tagebuch aber ist die Öffnung der richtige Zeitpunkt für eine nüchterne Bilanz der Corona-Krise. Diese Bilanz zeigt viele Licht- und noch mehr Schattenseiten. Daher ist weder selbstzufriedenes Schulterklopfen noch dümmliches Corona-Leugnen am Platz.

In der Folge daher der Versuch, sowohl die wichtigsten Positiva wie auch die ärgsten Negativa des Corona-Jahres zusammenzufassen.

Das Lobenswerte

  1. Die größte Anerkennung verdienen zweifellos Naturwissenschaft und Forschung: Die Entwicklung von gleich mehreren sehr guten Impfstoffen binnen weniger Monate durch die von allen linken (Un-)Geistern immer so gescholtenen kapitalistischen Pharma-Konzerne ist zweifellos die größte Sensation dieses Jahres gewesen. Diese Entwicklung hat der Menschheit viele Hunderttausende, wenn nicht Millionen vorzeitige Todesfälle erspart. Das ist eine Erfolgsbilanz, an der auch die Tatsache einiger Dutzend schwererer Impfkomplikationen und Todesfälle nichts ändern kann. Auch wenn es ganz falsch wäre, diese zu ignorieren oder leugnen, will man glaubwürdig bleiben. Aber der Risikovergleich spricht eindeutig fürs Impfen.
  2. Im Gegensatz zum vergangenen Herbst, wo viel zu spät reagiert worden ist, kann sich die österreichische Regierung, können sich aber auch die Bundesländer zugutehalten, dass sie diesmal allen Anzeichen nach sehr präzise den richtigen Zeitpunkt für ein weitgehendes Ende der Lockdown-Maßnahmen erwischt haben. Hingegen hat Pamela Rendi-Wagner zu einseitig als Ärztin agiert, als sie wochenlang vehement für strengere Maßnahmen an Stelle einer Lockerung plädiert hat.
  3. Dem österreichischen Gesundheitssystem und seinen Mitarbeitern ist insgesamt eine exzellente Zensur auszustellen. Es hat brillant gegen die Pandemie gekämpft. Allerdings darf nicht geleugnet werden, dass die totale Konzentration des Systems auf die Corona-Bekämpfung auch viele zum Teil noch gar nicht richtig bekannte Kollateralschäden ausgelöst hat. Durch das Unterbleiben von Vorsorgeuntersuchungen, durch das Verschieben von Therapien und Operationen, aber natürlich auch infolge der monatelangen Angst vieler Österreicher, zum Arzt zu gehen. Aber dennoch ist anzuerkennen, dass es hierzulande nie die beklemmenden Szenen gegeben hat, die man in anderen Ländern mitverfolgen musste: Corona-Kranke, die von den Spitälern abgewiesen wurden; Rettungsautos, die ihre Patienten mangels Spitalsbetten nicht mehr loswerden; Patienten, die ersticken, weil es keinen Sauerstoff mehr für sie gibt.
  4. Die Schweiz hat gezeigt, dass die direkte Demokratie auch in Corona-Zeiten funktionieren kann: Dort gibt es jetzt ein Referendum über die Maßnahmen. Damit ist dort die Akzeptanz der Maßnahmen am besten gegeben.
  5. Zwar ist im Gegensatz zu den Impfungen der ganz große Durchbruch bei der Suche nach "dem" Universalmedikament gegen das Virus ausgeblieben. Aber zumindest für Österreich beweisen die Statistiken eindeutig, dass die Ärzte massiv dazugelernt haben. Im Gegensatz zur großen Corona-Welle Ende des Vorjahres hat bei der "dritten Welle" im März und April die Zahl der Corona-Todesopfer bei weitem nicht mehr so zugenommen wie es gleichzeitig die Zahl der Hospitalisierungen und Infektionen getan hat. Das kann nur auf die bessere medizinische Therapie zurückzuführen sein.
  6. Politisch ist der österreichischen Regierungskoalition, aber auch den Bundesländern zugute zu halten, dass sie es – bei allen Kontroversen hinter den Kulissen – geschafft haben, den Bürgern recht geschlossen gegenüberzutreten. Die aus anderen Ländern bekannten Regierungskrisen rund um Corona sind hierzulande ausgeblieben.
  7. Noch vor wenigen Wochen hat die deutsche und insbesondere bayrische Politik mit der dort üblichen Präpotenz auf die fahrlässigen Österreicher herabgeblickt und scharfe Grenzsperren dekretiert. Heute hat Österreich einen um zwanzig Prozent besseren Inzidenz-Wert als Deutschland und müsste fast darüber nachdenken, dass es seinerseits die Grenzen zum großen Nachbarn dichtmacht (was Österreich natürlich aus Tourismus-Gründen keinesfalls tun wird).
  8. Österreich kann es auch als positiv verbuchen, dass insgesamt 36 Länder, darunter sämtliche Nachbarländer bis auf Deutschland, im Verhältnis zur Einwohnerzahl eine höhere Corona-Todesrate haben als Österreich. Und auch die in Deutschland ist nur um wenige Prozentpunkte besser. Gewiss verzeichnen laut Statistik noch viel mehr Staaten weniger Todesopfer. Aber bei vielen davon sollte man die Gesundheits- und Todesstatistiken nicht wirklich ernst nehmen.
  9. Die Gefahr ist zwar besorgniserregend, dass sich laut WHO eine der vielen Corona-Mutationen, nämlich derzeit insbesondere die "indische", als resistent gegen Impfstoffe zeigen könnte. Umso richtiger und positiver ist es, dass die EU und Österreich jetzt schon Millionen weitere Impfdosen für die nächsten Jahre bestellt haben, die dann mit Sicherheit jeweils den letzten Erkenntnissen im Mutationenkampf angepasst werden. Das sei vor allem deshalb positiv erwähnt, weil sich manche darüber lustig machen, dass Österreich jetzt zu viele Impfdosen für die nächsten Jahre bestellt hat.

Das Ärgerliche und Skandalöse

  1. An der Spitze der Ärgernisse dieser 15 Monate steht nach wie vor das jämmerliche Versagen der EU bei der rechtzeitigen Beschaffung von großen Impfstoffmengen nach britischem oder israelischem Vorbild. Das bürokratisch-krämerische Verhalten der Bürokraten (auch aus Österreich) hat im Winter Tausenden Menschen das Leben gekostet.
  2. Gleich dahinter ist das aktuelle Versagen der Union zu nennen, rechtzeitig einen praktikablen "Grünen Pass" ausgerollt zu haben, der einfach und betrugssicher allen geimpften, getesteten und genesenen Europäern den Zutritt zu Gasthäusern, Veranstaltungen, Friseuren oder Hotels ermöglicht. Dieser Grüne Pass wäre eigentlich schon längst vonnöten – jetzt aber soll es ihn erst (vielleicht) im Juli geben!
  3. Österreich kann sich da aber nicht alleine auf die EU ausreden. Zumindest für die innerösterreichischen Zwecke hätte man – also primär das zuständige Gesundheitsministerium – längst ein solches Projekt im Alleingang realisieren müssen, wenn man sieht, dass die EU nichts zusammenbringt.
  4. Bei diesem Versagen haben sich ganz offensichtlich die schädlichen Folgen einer geistigen Pandemie in den Hirnen der politmedialjuristischen Herrschaftsklasse gezeigt. Diese Pandemie heißt Datenschutz. Seinetwegen hat Europa einst nicht den israelischen Weg zur raschen Impfung mitgemacht. Seinetwegen ist jetzt der Grüne Pass steckengeblieben. Seinetwegen darf nicht die e-card für diese Zwecke verwendet werden. Dabei hätte kein einziger Bürger einen Schaden erlitten, hätte man den Datenschutz ignoriert. Und sehr, sehr viele hätten profitiert. Die Sinnlosigkeit des Datenschutzes erinnert an den einstigen Streit von Theologen darüber, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können.
  5. Recht unerfreulich ist, dass die Kirche schon wieder dem Schwulenball-Macher Keszler für ein angeblich den Corona-Geschädigten gewidmetes Großevent den Stephansdom zur Verfügung stellt.
  6. Fast unerträglich war das ständige Wechseln von Maßnahmen und Strategien in diesem Jahr. Das ist angesichts einer bisher unbekannt gewesenen Herausforderung, angesichts der Ahnungslosigkeit, welche Maßnahmen eigentlich sinnvoll sind, und angesichts der ständig wechselnden Infektionsentwicklungen fast logische Folge gewesen.
    Aber letztlich hat der ständige Wechsel der massiven Freiheitseinschränkungen vor allem eines erreicht: Er hat total genervt. Einmal war die Kontakt-App das Allheilmittel, einmal das Händewaschen, einmal das Tragen von Operationsmasken, einmal das von FFP2-Masken, einmal der Polizeikampf gegen das Sitzen auf Parkbänken, einmal das Husten in die Armbeuge, einmal die Ampel, einmal die Abriegelung einzelner Bezirke, einmal die unterschiedliche Behandlung einzelner Bundesländer, einmal das Verbot von Demonstrationen, einmal eine nächtliche Ausgangssperre, einmal die Maskenpflicht im Freien, einmal das Aufschreiben von Adressen beim Gasthausbesuch, einmal die Schulen, einmal darf nur eine Person eine andere Familie besuchen, einmal dürfen sich vier treffen, einmal sind es zehn, einmal ist der verlangte Abstand einen Meter, einmal zwei. Und so weiter.
    Es gab noch Dutzende weitere inzwischen schon – fast – wieder vergessene Maßnahmen. Die Regeln haben so rasch, meist alle 14 Tage gewechselt, dass die Folge klar war: Die meisten Bürger hatten am Schluss keine Ahnung mehr, was eigentlich noch gilt. Die Regierung hat dabei jedoch eines übersehen: Menschen sind keine Maschine, an der man dauernd irgendwelche Regler und Schalter herumdrehen kann.
  7. Schlimm und dumm war der Umgang der EU mit AstraZeneca. Diese Impfstofffirma hat offensichtlich mehrmals Lieferschwierigkeiten und technische Probleme gehabt, die ständig als Böswilligkeit oder gezielte Benachteiligung der EU hingestellt worden sind. Und völlig übergangen wird von der EU-Kommission – die ja aus Eigeninteresse auf der verzweifelten Suche nach einem Sündenbock außerhalb der EU-Maschinerie ist – die überaus lobenswerte Tatsache, dass AstraZeneca der einzige Impfstoffproduzent ist, der seine Ware fast zum Selbstkostenpreis angeboten hat (was vielleicht auch die Ursache der Lieferprobleme gewesen ist).
  8. Unerträglich waren auch viele absurde Verschwörungstheorien, die in diesen Monaten selbst von sonst vernünftig wirkenden Menschen aufgetischt worden sind. Das Weltwirtschaftsforum, Bill Gates, irgendwelche Geheimdienste, die angeblichen Klimasünden der Menschen – und Dutzende andere Dinge wurden da verzapft, die schuld an der Pandemie seien.
  9. Unerträglich war die Corona-Hasskampagne des Herbert Kickl, der sein eigenes Image dadurch stärker zerstört hat denn durch irgendeine andere Handlung. Er hat Corona missbraucht, um seine politische Hauptbotschaft, nämlich: "Kurz muss weg", zu trommeln, als ob Kurz die Pandemie erfunden hätte. Er provoziert die zum Maskentragen verpflichteten Bürger, indem er im Parlament ein Politikerprivileg nutzt und aufs Maskentragen verzichtet. Er hat mit Ausdrücken wie "Impfapartheid" die beste Strategie gegen Corona verteufelt, nachdem er zuvor auch alles andere verteufelt hat, von der Maske bis zu den Ausgangssperren. Er ignoriert bewusst das Faktum, dass man die Menschen nur dadurch in ausreichender Zahl zum Impfen bringt, wenn man ihnen im Gegenzug für die Immunisierung alle genommenen Freiheiten sofort wieder zurückgibt (was grundrechtlich eigentlich ohnedies eine Selbstverständlichkeit ist und alles andere Apartheid).
  10. Eine üble Rolle haben viele Medien gespielt. Einerseits haben sie etliches Vertrauen verspielt, weil sie – nicht nur in der Kommentierung, sondern auch in der Berichterstattung – oft allzu einseitig gewesen sind, und nicht auch offen die Schattenseiten jeder Maßnahme dargelegt haben.
    Besonders übel hat sich auch ihre ständige Hysterisierung von Randaspekten ausgewirkt: Einmal wurde Ischgl wochenlang zur Hauptursache der Pandemie gestempelt – obwohl sich das Virus schon lange vor dem Ausbruch in jenem Skiort schon von China bis Italien rapid ausgebreitet hatte; einmal bricht nationale Aufregung aus, weil die Firma, die in Tirol die PCR-Tests gemacht hat, zwar alle positiven Fälle richtig erkannt, aber dann einige Mutationen falsch diagnostiziert hat (was zwar ein Fehler ist, aber keinen Getesteten in Gefahr gebracht hat); einmal wurde in infamer Art vom ORF-Politruk Armin Wolf der Bürgermeister des Städtchens Feldkirch niedergemacht, nur weil dieser sich Impfen hat lassen. Andererseits aber wurde von den Mainstreammedien konsequent ein besonders problematischer Aspekt der Pandemie aus linkspolitischer Korrektheit totgeschwiegen: nämlich die Tatsache, dass Corona unter Migranten ganz besonders wütet.
  11. Als ganz schwerer Fehler ist der mehrfache geäußerte Ausspruch des Sebastian Kurz zu werten, dass man jeden Schaden durch Corona decken werde, "koste es, was es wolle". Die totale Ersetzung des Sparsamkeitsprinzips durch ein verantwortungsloses Jeder-wird-gerettet wird noch auf viele Jahre schlimme wirtschaftliche Folgen für das Land haben, durch das derzeit Tausende tote Zombie-Firmen wanken, die nur mit Steuergeldern weiterexistieren. Es wird auch in Zukunft auf lange Zeit nicht mehr möglich sein, eine Rückkehr zu verantwortungsbewusstem Haushalten durchzusetzen. Auch in vielen anderen Bereichen scheint die Regierung jetzt außerstande, "Nein" zu Forderungen zu sagen. Das nutzen in diesen Tagen etwa linke Frauenvereine und Frauenhäuser, die gleich 228 Millionen für sich verlangen. Anlass dieser Forderung sind einige Frauenmorde, obwohl sich deren Zahl in der gleichen Höhe bewegt wie in den letzten Jahren; obwohl von diesen Morden kein einziger durch mehr Geld für Frauenvereine verhindert worden wäre; und obwohl die Hauptursache der Zunahme nach 2015 der Import von Hunderttausenden Menschen, vor allem Männern aus gewaltaffinen Kulturen mit einem archaiischen Frauenbild gewesen ist - aber darüber wollen die handaufhaltenden Vereine nicht einmal reden.
  12. Sehr populär war die massive Ausbreitung der sehr großzügigen Kurzarbeit, um Kündigungen zu vermeiden. Allerdings stellt sich diese immer mehr als Fehler heraus. Denn Kurzarbeit hat Flexibilität verhindert, dass die Arbeitskräfte dorthin wechseln, wo sie jetzt schon dringend benötigt würden, etwa in der seit Monaten boomenden und dringend Mitarbeiter suchenden Bauwirtschaft, 
  13. Noch schlimmer als dieser Kurz-Spruch war eine atemberaubende Aussage des deutschen Parlamentspräsidenten Schäuble, der wörtlich gesagt hat: "Die Corona-Krise ist eine große Chance. Der Widerstand gegen Veränderungen wird in der Krise geringer. Wir können die Wirtschafts- und Finanzunion, die wir politisch bisher nicht zustande gebracht haben, jetzt hinbekommen." Schäuble gab damit erstmals offen eine bisher verheimlichte Agenda zu, welche wirkliche Absicht hinter der erstmaligen Aufnahme eines Kredits durch die EU in der gigantischen Höhe von 750 Milliarden steht, die von Österreich und den "frugalen Vier" eine Zeitlang ziemlich vergeblich bekämpft worden ist. Dabei ist offiziell stets beteuert worden, der Kredit sei ein einmaliger Vorgang und die EU werde keinesfalls eine Schuldenunion.
  14. Das Allerschlimmste aber sind die immer öfter aufpoppenden rotgrünen Pläne, dass Österreich und die EU das, was bei Corona funktioniert hat, dann auch gleich zur Rettung des Weltklimas fortsetzen sollen: Das ist aber nichts anderes als die Sehnsucht nach einer unendlichen Perpetuierung der Versklavung und Entrechtung der Menschen. Das, was jetzt der Seuchenbekämpfung dient, soll dann für ein rein ideologisches Ziel eingesetzt werden, denn das Welklima wird sich keinen Deut ändern, wenn wir alle zu Radfahrern und Kaltduschern geworden sind. In Österreich hat sich schon vor einem Jahr Rudolf Anschober für diese Strategie erwärmt, jetzt hat sie in Deutschland der dortige Verfassungsgerichtshof gleichsam zum Gesetz gemacht.

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung