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Der Weg in die Stagflation

Es ist absolut verblüffend, wie sehr die täglichen politmedialen Aufregungen über geschmacklose SMS-Nachrichten, falsche Sitzordnungen und jedes winzige Detail der Pandemie von gleich zwei dramatischen und historischen Entwicklungen ablenken können. Diese finden zwar auf scheinbar getrennten Ebenen statt – einer europäischen und einer globalen –, bedeuten aber letztlich das gleiche: einen Raubzug gegen die Bürger, um die schon lange vor Corona hemmungslos gewordene Verschwendungssucht der Regierungen zu überdecken.

Man kann nun spekulieren, wie absichtlich diese Ablenkungen erfolgen. Tatsache ist jedenfalls, dass vielfach die Tragweite dieses Doppelschlags nicht begriffen wird:

  • Erstens wird jetzt die große Schuldenaufnahme durch die EU schlagend. Damit wird die EU erstmals zum Schuldner. Damit werden vor allem die Bürger der bisher stabilen Länder schwer belastet. Juristische Versuche, vor dem deutschen Verfassungsgericht das Inkrafttreten noch zu verhindern, sind lobenswert (und erwecken im Österreicher Neid), sind aber wohl aussichtslos. Hat doch dieses Gericht zwar schon oft Bedenken über die Entwicklung der EU zum Staat geäußert, aber sich nie klar "Stopp!" zu sagen getraut.
  • Zweitens hat die neue US-Regierung erstmals Ja zum Plan globaler Mindeststeuern für Unternehmen gesagt, der bisher von den USA immer brüsk abgelehnt worden ist.

Die wahre Ursache des Doppelschlags ist nicht Corona, sondern die Entwicklung der Staatskassen: Diese füllen sich seit 2008 rapide mit Schuldenzetteln, statt mit Geld. Das geht wiederum eindeutig auf die generelle Unfähigkeit der Politik zur Sparsamkeit zurück (will doch jeder Politiker wiedergewählt werden).

Eindeutig sind aber auch die Folgen des Schulden- und Steuerdrucks: Europas Bürger werden sich noch mehr durch Arbeitsverweigerung oder Schwarzarbeit zu helfen versuchen. Und Unternehmen werden entweder ganz aus den Industriestaaten nach Süd- und Ostasien wegziehen. Oder sie werden die neuen Belastungen über die Preise an die Konsumenten weiterreichen. Das wird wiederum zu höheren Lohnforderungen führen.

Was dann folgt, ist aus Geschichtsbüchern bekannt. Es heißt Stagflation, es ist eine toxische Mischung aus Inflation und Stagnation, wie sie im vorigen Jahrhundert die Welt schon zweimal leidvoll durchmachen musste: In den 20er und in den 80er Jahren.

Sind wir wirklich nicht lernfähig?

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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