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Und der Verlierer ist: Europa

Die europäische Integration hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Großartiges geschaffen: Durch Schaffung eines gemeinsamen Marktes, der weit über eine bloße Freihandelszone hinausgeht, in der man jede Ware, jede Dienstleistung, jeden Arbeitsplatz völlig frei EU-weit anbieten kann, haben die Länder und damit auch die Bürger des alten Kontinents den größten Wohlstandszuwachs ihrer Geschichte geschafft. Dieser gemeinsame wirtschaftliche Erfolg hat überdies auch Wichtiges zum Frieden in einem jahrhundertelang so konfliktreichen Raum beigetragen.

Doch rund um die Jahrtausendwende ging der europäische Esel aufs Eis tanzen. Man wollte sich nicht mit dem Erfolg begnügen, sondern aus dem Binnenmarkt in raschen, freilich nie offen ausdiskutierten Schritten einen Zentralstaat machen. Doch: Fast jeder dieser Schritte hat den Europäern mehr geschadet als genutzt. Wie die Währungspolitik, mit deren Hilfe Schuldnerstaaten auf Kosten der Sparsamen leben können; wie die Schaffung einer gemeinsamen Verfassung (auch wenn man diese nicht so nennt), durch die sich die EU-Institutionen immer mehr zum Vorgesetzten der Staaten zu machen versuchen; wie eine jedes Lebensgebiet erfassende massive und moralistisch aufgeladene Überregulierung (wobei aber die parallele Regulierungswut der Staaten, Regionen und Kommunen nicht abnahm!).

Inzwischen bekommen wir die Rechnung für diese Fehlentwicklungen präsentiert – obwohl Europa eigentlich durch den Abbau des quer durch den Kontinent gehenden Eisernen Vorhanges die entscheidende Raketenstufe zum weiteren Aufstieg geschenkt worden ist.

Auf dieser Rechnung steht genauso der EU-Austritt der verärgerten Briten wie auch die Tatsache, dass seit einem Jahr wieder intensive Grenzkontrollen innerhalb Europas stattfinden, wie etwa auch die epochale Blamage der EU bei der Beschaffung von Corona-Impfstoff, wo man bürokratisch statt zügig vorgegangen ist.

Das alles wird noch weit übertroffen durch die Tatsache, dass die Fehlentwicklungen seit der Jahrtausendwende die Errungenschaften der Jahrzehnte davor nicht nur nicht abgesichert, sondern massiv gefährdet haben. Europa fällt seither im internationalen Wettbewerb massiv zurück. Das lässt sich am deutlichsten am Anteil der europäischen Wirtschaft an den weltweit erzielten Gewinnen ablesen: 2000 betrug dieser Anteil noch 40 Prozent – zuletzt ist er jedoch auf 21 Prozent gefallen.

Deutlicher kann man gar nicht zeigen, dass da vieles falsch läuft.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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