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Ringsum scheint derzeit jedes Bemühen um Vernunft in einer ständigen Radikalisierung unterzugehen. Der Platz für eine um Objektivität ringende Bewertung all dessen, was sich in den letzten Stunden und Tagen in Wiener Moscheen, bei der Corona-Bekämpfung und rund um Demonstrationen von FPÖ-Anhängern und Corona-Skeptikern abgespielt hat, wird immer enger. Dabei haben sich bei diesen Vorgängen sowohl einst renommierte Politiker wie auch Polizeioffiziere selbst disqualifiziert. Zugleich wird die verzerrende und manipulierende Berichterstattung vieler Medien immer unerträglicher. Zwei scheinbar völlig unterschiedliche Ereignisse der letzten Tage zeigen beklemmende Entwicklungen.
Da gibt es in Wien einen neuen eindeutigen Fall islamistischen Terrors – aber der linksradikale Gebührensender ORF berichtet nicht einmal darüber. Dabei ist zwar kein Blut geflossen, aber es wurde mit Waffengewalt versucht, die Meinungen und Gesinnungen anderer Menschen einzuschüchtern und zu ändern. Eine sich von radikalen Elementen freihaltende Moschee ist von einer Gruppe islamistischer Extremisten überfallen worden. Diese haben nach Angaben der Moschee "unter Androhung von Gewalt und mit massiven Einschüchterungsversuchen" versucht, die Betenden und den Imam zu vertreiben. Einer der Angreifer hat dabei auch eine Schusswaffe gezogen.
Selbst die sonst gegenüber radikalen Moslems oft sehr schwachsichtige Islamische Glaubensgemeinschaft hat sich darüber empört. Aber dem Gebührenfunk ist das alles völlig egal.
Aber offensichtlich auch der Polizei. Denn spätestens seit dem Vorjahr sollte eigentlich auch ihr klar sein, dass christliche wie jüdische wie islamische Gotteshäuser zunehmend Ziele extremistischer Attacken geworden sind. Ist ihr aber offensichtlich nicht.
Dafür hat die Wiener Polizei sich schon tagelang vor(!) dem Wochenende öffentlich darüber erregt, dass sich "Rechtsextreme" an Kundgebungen beteiligen werden, die von der FPÖ, von deren Umkreis und von verschiedenen Corona-Impf-, Masken- und Überhaupt-Gegnern veranstaltet werden. Deshalb und wegen der angeblichen Corona-Gefahr bei Demonstrationen wurden – neuerlich – die meisten dieser Veranstaltungen verboten. Auch der Gebührenfunk trompetete in seinen Nachrichtensendungen schon vor den Kundgebungen ständig ohne nähere Beweise, dass "Rechtsextremisten" demonstrieren würden.
Mindestens ebenso empörend, disqualifizierend und dumm ist aber auch das Verhalten Herbert Kickls an diesem Wochenende gewesen.
In ein Mikrophon zu brüllen "Kurz muss weg, Kurz muss weg" ist eine jämmerliche Simplifizierung eines globalen Problems. Selbst ein hasserfüllter Oppositionspolitiker, der ganz offensichtlich eine persönliche Rechnung begleichen will, sollte nicht so offensichtlich eine globale Problemlage für eine persönliche Rachekampagne missbrauchen.
Oder will uns Kickl weismachen, dass der Bundeskanzler aus dem kleinen Österreich schuld am weltweiten Ausbruch der Pandemie sei, dass nur Kurz beziehungsweise nur Österreich Maßnahmen von einem Lockdown bis zum indirekten Test- und Impfzwang beschlossen hätten?
Oder weiß Kickl nicht, dass es in fast allen anderen Ländern der Welt ähnliche und zum Teil noch schärfere Maßnahmen gibt, etwa auch ganz besonders in Ungarn, mit dessen Regierungspartei die FPÖ gerne in einer gemeinsamen EU-Fraktion säßen?
Oder fordert er auch "Orbán muss weg"?
Wer eine so gewaltige Herausforderung der Menschen aller Länder mit unendlich vielen schwierigen Problemen und Herausforderungen, bei deren Bekämpfung überall geradezu zwangsläufig viele Fehler begangen werden, so simplifiziert, wer so tut, als ob nach einem Abtritt von Kurz irgendetwas besser wäre, der ist schlicht eine intellektuelle Zumutung. Der disqualifiziert sich damit selbst als jemand, der noch jemals für ein höheres Amt in diesem Land in Frage kommen kann. Damit muss ich im übrigen selbst eine frühere Einschätzung ändern: Habe ich doch im Sommer 2019 hier mehrmals geschrieben, dass die Forderung nach einem Rücktritt von Kickl als Innenminister ein klarer Fehler gewesen ist. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Noch mehr disqualifiziert hat sich Kickl aber durch seine nunmehrigen Attacken auf Israel nach der so erfolgreichen Durchimpfung der dortigen Bevölkerung. Das ist eine eindrucksvolle Leistung und kann kein Anlass zu Bösartigkeiten sein. Auch wenn ich weit weg von jenen bin, die hinter jedem Busch einen Nazi wittern, muss man in solchen antiisraelischen Attacken eindeutig grauslichen Antisemitismus erkennen.
Attacken einer so tiefen Preisklasse wie jetzt von Kickl hat es weder von H.C. Strache noch Norbert Hofer gegeben.
Das sei umso mehr betont, als ich es für eine maßlose Übertreibung halte, wenn der Selbstvergleich der in ihrer Versammlungs- und Meinungsfreiheit eingeschränkten Corona-Demonstranten mit den in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten Juden wieder einmal gleich als Neonazismus und Rechtsextremismus denunziert worden ist. Ein solcher Vergleich ist inhaltlich gewiss verfehlt. Er zeigt historische Ahnungslosigkeit. Er ist dumm und geschmacklos. Aber er hat nichts mit einem Versuch zu tun, ein neues Hitler-Reich oder etwas Ähnliches zu etablieren. Und er stellt auch kein Leugnen der Massenvernichtung in den Konzentrationslagern dar.
Zugleich fällt an der übertriebenen Reaktion auf diese narzisstische Selbststilisierung der Demonstranten als "neue Juden" auf, dass eine andere Gruppe in den letzten Monaten das im Grund genauso getan hat. Das waren österreichische Muslim-Aktivisten, die sich wegen der Aktionen von Polizei und Regierung gegen sie (insbesondere nach dem Terroranschlag vom 2. November) selbst als "neue Juden" bedauert haben. Wenn Moslems solche dummen Vergleiche abgeben, hört man aus dem politisch-linkskorrekten Eck jedoch nie einen ähnlich lauten Aufschrei: "Neonazis!"
Unbeantwortet muss jedenfalls die Frage bleiben: Warum tut Kickl das? Warum zertrümmert und marginalisiert er vorsätzlich und dauerhaft die großen Leistungen der FPÖ? Warum macht er seine Partei zu einer Gruppierung der kollektiven Paranoia, die vom Testen bis zum Impfen auch wirklich jede sinnvolle Maßnahme ablehnt?
Immerhin hat sich die FPÖ viele Jahre mit etlichem Erfolg um die Positionierung "Law and Order" bemüht. Immerhin hat sie sich lange positiv von den ständigen Gewaltexzessen der Linksradikalen abgehoben. Immerhin ist sie jene Partei gewesen, die immer konsequent auf der Seite der Polizei gestanden ist. Immerhin war sie einst jene Partei, die sich am stärksten und konsequentesten gegen die illegale Migration engagiert hat. All diese Inhalte der früheren FPÖ-Politik haben die ÖVP zu einem klaren Kurs gezwungen.
Warum gibt Kickl all das auf? Nur um sich von ein paar Brüllern auf der Straße bejubeln zu lassen?
PS: Bei der Bewertung der Vorgänge dieses Wochenendes ist es wenig zielführend, jeden Einzelaspekt bewerten zu wollen, solange man nicht genügend Beweise und Fakten vorliegen hat. Wie es etwa Antworten auf die Fragen wären:
- War die Einkesselung von angeblich abziehenden Demonstranten legitim, notwendig oder eine unnötige Eskalation und Provokation?;
- War der Einsatz von Pfefferspray notwendig?;
- Zeigt nicht die Verletzung eines unbeteiligten Garagenwächters durch die Demonstranten, dass da wirklich eine Ansammlung von gewaltlüsternen Hooligans unterwegs war, die sonst eher in Fußball-Fanklubs zu finden sind?;
- Gibt es auch nur den geringsten Hinweis, dass die Eskalation der FPÖ-Kundgebung geplant und vorbereitet gewesen ist, wie es zweifellos (um zum Beginn des Textes zurückzukehren), die Attacke einer bewaffneten Islamisten-Gruppe auf die gemäßigte Moschee gewesen ist?