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AstraZeneca: Darf man egoistisch sein?

Nach AstraZeneca-Impfungen sind international in den letzten Wochen rund 30 Thrombose-Fälle aufgetreten, von denen einige verstorben sind, darunter auch eine Österreicherin. Ich kann mangels seriöser Unterlagen nicht beurteilen, ob da ein kausaler oder nur ein zufälliger Zusammenhang besteht, ob das im normalen Schnitt von ja auch sonst immer vorkommenden Thrombose-Erkrankungen liegt oder nicht. Dazu wird es in den nächsten Wochen noch zahllose Studien geben. Angeblich gibt es ja schon über 100.000 wissenschaftliche (und wohl auch pseudowissenschaftliche) Arbeiten rund um Corona, also eine von niemandem mehr überschaubare Menge, aus der sich jeder herauszupft, was ihm passt, oder was er gar auf einer dubiosen Internet-Seite findet. Ich enthalte mich daher im Gegensatz zur tagaus, tagein aufgeregt gackernden Politik einer Aussage dazu. Aber ich gebe zu: Ich habe eine – ja, eine klar egoistische Meinung dazu.

Wer das Risiko des Impfstoffes wirklich seriös beurteilen will, muss diese Erkrankungen erstens in Relation zu den Zig-Millionen schon weltweit erfolgten Astra-Impfungen setzen. Und zweitens muss er – selbst wenn es eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines solchen Zusammenhangs geben sollte – dieses Risiko in Relation zu sonstigen, zu alternativen Risiken sehen. Beide Beurteilungen führen zu einem klaren Ergebnis:

Auf eine solche Impfung zu verzichten oder lieber Monate auf einen anderen Impfstoff zu warten, ist eine eindeutige Selbstschädigung. Das Risiko einer Astra-Zeneca-Impfung liegt in einem extrem niedrigen Sub-Promille-Bereich, selbst wenn alle jetzt verbreiteten Schreckensmeldungen stimmen sollten. Es ist damit in jedem Fall weit geringer als das zum Glück ebenfalls geringe Risiko, sich mit dem Virus zu infizieren UND eine schwerere Krankheit zu bekommen oder gar daran zu sterben. Sind doch alleine in Österreich schon weit über 8000 Menschen in Zusammenhang mit einer Virusinfektion gestorben, also ziemlich genau jeder Tausendste. Von den gigantisch höheren Risiken, denen man sich als Raucher, Übergewichtiger oder Extremsportler freiwillig aussetzt, gar nicht zu reden.

Nur intellektuell eingeschränkte Politiker und Journalisten können nach so etwas wie "absoluter Sicherheit" rufen und den pseudoethischen Satz verwenden "Jeder Toter ist einer zu viel". Sie begreifen offensichtlich nicht, dass absolut nichts im Leben ohne Risiko ist. Dass nur der Tod sicher ist. Unser Leben wäre absolut unerträglich, wenn wir jedes bekannte Risiko so gering wie möglich halten wollten. Erstens bringen wir es dennoch nie auf Null, zweitens gibt es überdies noch immer jede Menge unbekannter Risiken.

Vorsichtige (und vernünftige) Menschen versuchen daher, alle größeren und kleineren Risiken und Wahrscheinlichkeiten, die sie kennen, abzuschätzen und zu vergleichen, um dann Entscheidungen zu treffen, die den Weg des jeweils geringeren Risikos gehen. Aber sie lassen sich nicht in Panik jagen.

Ein Null-Risiko-Politiker oder Journalist dürfte hingegen niemals in ein Haus hineingehen, angesichts der Tatsache, dass es keine absolute Sicherheit gibt, dass dieses Haus nicht einstürzt, wie es ja schon bei vielen anderen Häusern passiert ist. Und er dürfte natürlich auch nie einen Gehsteig benutzen, sind doch schon viel zu oft Menschen durch herunterfallende Blumentöpfe oder Ziegelsteine zu Schaden gekommen (das haben übrigens schon die alten Römer gewusst, die den Folgen einer solchen Verletzung eine eigene rechtliche Klage gewidmet haben: "Actio de deiectis vel effusis"). Und sie würden natürlich schon gar nicht in ein Auto, einen Autobus, einen Zug oder ein Flugzeug einsteigen. Was da schon alles passiert ist!

Wenn ich meine persönliche, durchaus egoistische Haltung hinzufügen darf: Ich sehe die jüngste Aufregung und die dadurch wahrscheinlich ausgelösten massenweisen Impf-Rücktritte eigentlich durchaus positiv. Sie sind eine Chance, dass ich und die Angehörigen meiner näheren oder weiteren Familie deutlich früher beim Impfen drankommen, sofern nicht auch die österreichische Politik die Nerven wegschmeißen sollte. Von uns denkt jedenfalls keiner daran, auf eine Impfung zu verzichten, und jeder freut sich auf die Wiedergewinnung von etwas mehr Freiheit. Die Kindergärtnerin, die als erste eine Impfung bekommen hat, ist – trotz zwei Tagen Fiebers als Impfreaktion – jetzt besonders glücklich und froh.

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