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Warum die USA ein Imperium im Abstieg sind

Die wirkliche Katastrophe der USA hat nichts mit Donald Trump zu tun. Und auch nicht mit Joe Biden. Oder höchstens nur insofern, weil beide nichts zu ihrer Abwendung tun wollen oder getan haben. Die Katastrophe besteht darin, dass Amerikas große historische Epoche, die das 20. Jahrhundert so sehr dominiert hatte, vorbei sein dürfte, dass viele Anzeichen darauf hindeuten, dass die USA ein Imperium im steilen Abstieg sind.

Die Krise der USA hat (noch) nicht viel mit dem Aufstieg einer neuen globalen Macht, also China, zu tun, sondern mit dem Land selber, mit seiner Gesellschaft, seiner Demographie, seiner Wirtschaft, seinem Rechtswesen. Das "Austrian Institute" – der vielleicht beste Think Tank Österreichs – hat das unlängst sehr präzise analysiert. Die wichtigsten Ursachen in Stichwörtern:

  • Massiver Drogenmissbrauch, Alkoholismus und die gewaltige Verbreitung der Dickleibigkeit haben schon vor Corona die Lebenserwartung der weißen wie schwarzen Unterschicht signifikant reduziert.
  • Seit 2000 ist trotz steigender Gesamtbevölkerung die Zahl der aktiv Beschäftigten um 11 Millionen gesunken: Die Erwerbsquote der 16- bis 64-Jährigen fiel auf 63 Prozent; in Österreich liegt diese Quote hingegen bei 77 (bei Inländern und EU-Bürgern noch deutlich höher), in der Schweiz bei 84 Prozent.
  • Die (wie in Europa) überbordende Betätigung der Notenpresse hat zu einem steilen Anstieg der Aktienkurse und damit zu einer argen Verzerrung der Vermögensverteilung geführt, diese wiederum löst zwangsläufig soziale und politische Spannungen aus.
  • Das Rechtssystem wird von einer Klagewirtschaft sondergleichen beherrscht, in der von den Gerichten wahnwitzige Schadensbeträge zuerkannt werden. Das ist ein "Rule of Lawyers" statt "Rule of Law". Als Folge müssen etwa US-Ärzte schon einen Gutteil ihrer Einnahmen für Haftpflicht-Prämien ausgeben.
  • Die schlechte Qualität der öffentlichen Schulen verbunden mit häufigem Schulabbruch besonders bei schwarzen Schülern verbunden mit dem Fehlen eines Berufsschulwesens hat jenseits der Elite eine veritable Bildungskrise ausgelöst.

All das hat zu einer nicht mehr überbrückbaren Spaltung der Gesellschaft geführt; der amerikanische Traum von der Möglichkeit, von ganz unten nach ganz oben aufzusteigen, hat mit der Realität nichts mehr zu tun. Das hat wiederum eine Radikalisierung der Mittel- und Unterschicht ausgelöst: nach rechts (vornehmlich bei den Weißen) wie auch nach links (vornehmlich bei den Schwarzen, die besonders frustriert sind, weil sie heute auch hinter die zuwandernden Hispanics zurückfallen).

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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