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Tax the Rich

Eine alte Idee erlebt einen neuen Frühling. Sie wird neuerdings wieder oft als Antwort auf die Frage ausgekramt, wer eigentlich die vielen netten Ideen bezahlen soll, die die Politik täglich produziert, um die Coronakrise zu bekämpfen, um das Klima zu retten, um neue Tunnels und Brücken zu bauen, und und und. Im neuen Amerika wie im alten Europa und Österreich haben Links- wie Rechtspopulisten sofort die gleiche Lösung für alles und jedes im Mund: "Die Reichen sollen zahlen."

Da "die Reichen" ja nur eine kleine Minderheit sind, werden solche Forderungen sehr leicht mehrheitsfähig. Irgendwie schwingt da bei vielen die dumpfe Vorstellung mit: "Sie können ja eh keine goldenen Zigarren paffen."

Im Grund ist es dasselbe, was Kommunisten zuerst in der Sowjetunion, dann in ganz Osteuropa praktiziert haben. Diese haben nur eines übersehen: Nachdem sie die Reichen enteignet hatten, gab es keine Reichen mehr. Es gab niemanden mehr, der Steuern zahlen, der Arbeitsplätze schaffen, der die sinnvollsten Investitionen überlegen kann. Bürokraten oder gar Politiker können das alles nur ganz schlecht.

Man kann eben auch Reiche nur einmal verspeisen. Jetzt werden manche sagen: "Wir wollen ihnen eh nur einen Teil wegnehmen." Aber natürlich haben auch Teilenteignungen dann genau dieselben Folgen – halt teilweise.

Noch etwas wissen die "Tax the rich"-Forderer nicht: Vermögen liegen meist nicht im großen Geldspeicher des Dagobert Duck, den sie aus ihren von Walt Disney produzierten Ökonomie-Lehrheften kennen, sondern in Aktiendepots; müssen deren Besitzer aber Aktien verkaufen, dann sinkt zwangsläufig der Wert aller Aktien. Das nennt man auch Rezession.

Zugegeben, das ist für viele Politiker schon höhere Mathematik, nicht gerade ihr Lieblingsfach. Sie verstehen aber auch nichts von Psychologie, also davon, dass Reiche infamerweise versuchen, ihr Geld in Sicherheit zu bringen, wenn sich solche Hochsteuerpläne abzeichnen. Sie tun das Richtung Ausland oder in Verstecke, die nicht so leicht von den staatlichen Fahndern entdeckt werden.

Und selbst wenn das nicht gelingt, werden sie sich jedenfalls kaum mehr anstrengen, um neuen Reichtum zu schaffen. Etwa durch den Verkauf von kreativ geschliffenem Glas, von genialen Pistolen, von raffiniert vermarkteten Koffein-Limonaden. Blöderweise fallen all diese Dinge immer nur Menschen ein, die reich werden wollen. Und leider nie den Politologen und Soziologen, die nach deren Früchten gieren.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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