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Wer in der Kloake wühlt, ist selbst ein – eine nicht sonderlich vertrauenerweckende Erscheinung. Solche abschätzigen Urteile haben angesichts der Vorgänge im parlamentarischen Ibiza-Untersuchungsausschuss während des letzten Jahres immer mehr Österreicher gefällt. Der Ausschuss-Gestank ist nun schier unerträglich geworden, seit Abgeordnete nun auch mit solchen übelriechenden Dreckstücken aufeinander werfen, die ein mutmaßlicher Schwerverbrecher in merkwürdigen Interviews abgesondert hat, das Rot und Pink (und im Gefolge natürlich auch das SPÖ-hörige Zwangsgebühren-Fernsehen, welches das Interview sogar zur Spitzenmeldung der ZiB gemacht hat) trotz der anrüchigen Person des Interviewten und trotz aller inneren Widersprüche begeistert aufgenommen haben. Dabei werden jedoch gerade durch dieses Interview und durch die jüngsten Aussagen zweier SPÖ-Kulissenmänner in Wahrheit die wahrscheinlichen Zusammenhänge des Ibiza-Videoanschlags so klar erkennbar wie noch nie. Diese laufen freilich ganz anders, als dies Rot und Pink zu suggerieren versuchen.
Die gesamte Ausschusstätigkeit scheint seit ihrem ersten Tag jedenfalls nur ein einziges Ziel zu haben: das eines Anpatzens der jeweils anderen Parteien. Denn alle eventuell wirklich kriminellen Vorgänge werden ja längst von Polizei und Staatsanwaltschaft ein wenig seriöser untersucht. Die bestehen aber im wirklichen Kern (nachdem Strache nur noch wegen seiner Spesenpraktiken und nicht mehr wegen seiner infamen Ibiza-Aussagen strafrechtlich hängt) heute fast nur noch aus der mafiaartigen Video- und Lauschfalle von Ibiza, auch wenn im Ausschuss noch so viele anderslautende Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt werden.
Vor allem die pink-roten Abgeordneten Krisper und Krainer, die seit einem Jahr wie das Almdudler-Pärchen ständig gemeinsam auftreten, begreifen nicht, wie sehr ihre überdrehten Auftritte zu einem Ergebnis führen müssen, das sie hoffentlich nicht gewollt haben: zur angewiderten Abwendung vieler Menschen von der parlamentarischen Demokratie. Dabei hätte ihnen der Fall des Peter Pilz eigentlich zeigen müssen, dass Dreckschleuderer nicht politisch punkten können.
Wenn man versucht, jede Postenbesetzung im Umkreis der Republik zu kriminalisieren, dann wird das von Teilen der Öffentlichkeit ja primär als Bestätigung der eigenen Vorurteile über "die Politik" aufgefasst. Keineswegs allen Bürgern wird klar, dass diese lautstark verbreiteten Vorwürfe praktisch immer nur beweisfreie Vermutungen sind, mit denen parlamentarische Hinterbänkler versuchen, sich in den Vordergrund zu schieben.
Dabei ist vor allem das Verhalten der SPÖ völlig widersprüchlich. Denn würden all ihre "Postenschacher"-Vorwürfe stimmen, dann müsste es doch eigentlich auch für sie die einzige Möglichkeit sein, um Wiederholungen solcher Vorfälle zu verhindern: das Eintreten für den totalen Rückzug des Staates, von Bund wie Ländern wie Gemeinden aus allen wirtschaftlichen Unternehmen, also aus Casinos, Post, Asfinag, ÖBB, Wiener Holding, Stadthallen, Eislaufplätzen und hunderten anderen Unternehmen.
Besonders absurd und peinlich ist es, wie die beiden Abgeordneten jetzt auf die Interviews reagieren, die der so lange schweigsame Haupttäter der mafiosen Ibiza-Lauschfalle plötzlich linken Medien vom Spiegel bis zum Standard gibt. Sie thematisieren nicht etwa, was für seltsam fidele – an die "Fledermaus" erinnernde – Gefängnisse es im rot-rot-grün regierten Berlin doch gibt, wenn man von dort ungehindert lange Interviews geben kann. Sie erkennen nicht, wie merkwürdig und entlarvend es ist, dass der Mann sich ausschließlich deklariert linke Medien ausgesucht hat, um seine Sprüche abzusondern. Sie stellen nicht etwa die Glaubwürdigkeit dieses Dunkelmannes in Frage, sondern nehmen seine Aussagen unhinterfragt für nackte Wahrheit und bezeichnen sie als "Bombe", die zu Konsequenzen führen werde. Ohne zu sagen, welchen.
Aber nehmen wir für ein paar Momente an, der auch zahlreicher anderer Delikte verdächtige Mann (derentwegen er in U-Haft sitzt) hat annähernd die Wahrheit gesagt: Dann wäre endgültig klar, wer der eigentliche Initiator der Ibiza-Falle ist: nämlich der Anwalt M., und erst in zweiter Linie der Detektiv und Straches ehemaliger Bodyguard R. Dann wird aber zugleich völlig unklar, wieso der Anwalt nicht schon längst auf der Anklagebank sitzt.
Aber auch er hat gewiss nicht aus eigenem gehandelt.
Eigentlich gibt es nur noch zwei Möglichkeiten dafür, was der Hintergrund der Ibizafalle gewesen ist: entweder eine kriminelle Erpressung, oder ein Auftragswerk parteipolitisch-ideologischer Hintermänner, die zuerst einen Spion als Bodyguard auf Strache angesetzt hatten und die dann einen in roten Kreisen vernetzten Anwalt beauftragt haben, um das Video zu organisieren und in Umlauf zu bringen.
Journalistisch abenteuerlich ist jedenfalls einmal die Führung der Interviews mit dem Häftling. Dieser stößt dabei ja vor allem zwei neue Beschuldigungen aus, dennoch stoßen die fragenden Journalisten nicht sofort mit einem "Wer? Was? Wann? Wo?" nach. Das kann nur heißen, entweder sind die Interviewer totale journalistische Stümper, oder es gibt ein (un)heimliches Zusammenwirken zwischen Tätern und diesen Medien.
Zugleich macht sich der U-Häftling aus Berlin aber gerade durch diese Aussage endgültig völlig unglaubwürdig. Denn über lange Passagen des Interviews geht es ja sehr wohl und nur um Geld:
Aber einige Fragen später behauptet der Mann aus dem lustigen Berliner Gefängnis plötzlich, dass Geld keine Motivation gewesen sei. Und wieder wird nicht gefragt: Was denn sonst? Ist das kein Widerspruch? Oder hatte die Bande von ihren Auftraggebern ohnedies schon genug Geld bekommen? Oder will uns der Mann gar weismachen, dass er nach anfänglicher Geldgier plötzlich nur aus ideologischem Eifer gehandelt hat?
Ganz offensichtlich spielt der Fallensteller haargenau das gleiche schmutzige Spiel wie die genannten U-Ausschuss-Abgeordneten. Es heißt: Dreck schleudern ohne jeden Beweis und wider alle Logik.
Das einzige, was nach dem Interview feststehen dürfte: Die Hintermänner sind wohl nicht im grünen oder pinken Eck zu finden. Sonst hätte der Mann ja nicht auch auf den grünen Bundespräsidenten und auf den pinken Parteifinancier Haselsteiner einen seiner Dreckpatzen geworfen.
Womit sich der (im Tagebuch schon unmittelbar nach Bekanntwerden der Videos geäußerte) Verdacht signifikant verstärkt, dass die Sache nur im Dunstkreis der SPÖ ausgebrütet worden sein kann. Darauf deuten auch einige weitere Formulierungen des Interviews hin, die einerseits die typischen Phrasen aus roten Bobo-Hinterzimmern wiedergeben, die andererseits massiv den rot vernetzten Anwalt M. als Motor der ganzen Aktion zeigen:
Es ist wenig wahrscheinlich, dass der Detektiv diese Details erfunden hat (die ihn ja auch selbst teilweise als reichlich ungeschickt erscheinen lassen). Wenn das nicht ein verzweifelter Versuch ist, die Hauptschuld auf einen anderen abzuschieben, dann ist das die eindeutige Enttarnung des Hauptmotors der Ibiza-Attacke – ohne dass dadurch freilich seine zahlenden Klienten genannt sind.
Denn so handelt kein Anwalt – noch dazu einer aus dem roten Dunstkreis –, der nur zufällig dem Detektiv gegenüber die Probleme des Strache-Bodyguards erwähnt, welcher Hilfe beim Ausstieg aus seinem Beruf als Strache-Bodyguard sucht. Es ist absolut undenkbar, dass sich aus einem bloßen Berufswechsel-Problem eine so groß aufgezogene Erpressungsaktion entwickelt, wenn diese nicht von Anfang an klarer Auftrag des Anwalts gewesen ist. Nie und nimmer. So handelt nur einer, der den klaren Auftrag hat, Strache zu erledigen (der der SPÖ so viele Wähler weggenommen hat).
Der Verdacht Richtung SPÖ wird noch dramatisch verstärkt dadurch, dass damals ja parallel eine andere, ebenso schmutzige Aktion der Partei gelaufen ist, die über den Agenten Silberstein der ÖVP eine Falle stellen wollte. Diese Falle ist ja nur deshalb vorzeitig aufgeflogen, weil damals eine subalterne Mitarbeiterin Silbersteins empört aufgedeckt hatte, was da läuft. Dadurch war zweifellos auch das Strache-Video für den Wahlkampf 2017 unbrauchbar geworden, hat man richtigerweise erkannt. Und daher wurde dieses dann erst im EU-Wahlkampf 2019 an die Öffentlichkeit gespielt.
Allerdings gibt es zwei noch mögliche Varianten, wie das Ganze damals SPÖ-intern genauer abgelaufen ist.
Gleichzeitig rücken die Aussagen zweier hochrangiger SPÖ-Agitatoren ins Zentrum der Aufmerksamkeit, die in den Tagen vor dem Interview vor dem U-Ausschuss ausgesagt haben. Ihnen zufolge sei der SPÖ sogar zweimal das Ibiza-Video angeboten worden, 2017 und 2018. Auch dabei wird Anwalt M. in einer Schlüsselrolle genannt. 2017 habe man sein Angebot abgelehnt, da unmittelbar vorher Silberstein verhaftet worden sei.
2018 war dann der SPÖ-Mann Nikolaus Pelinka angesprochen worden. Von ihm sei eine siebenstellige Summe verlangt worden. Pelinka habe daraufhin Parteichef Christian Kern über das Angebot informiert, erzählt er heute. Kern habe auf das Angebot mit einer Mischung von "halb Interesse und halb Neugier" sowie einer Portion Skepsis reagiert. Kern habe signalisiert, dass es auch Unsinn sein könnte.
Wenn wir Pelinka glauben wollen, scheint damit oberflächlich widerlegt, dass die SPÖ-Spitze von Anfang an Auftraggeber gewesen ist. Nur: Pelinkas Darstellung ist absolut unglaubwürdig.
Mir fehlt die Phantasie, diese Dichtung Pelinkas irgendwie zu glauben.
In Wahrheit ist ein ganz anderer Ablauf viel logischer, ja eigentlich als einziger glaubwürdig:
Gewiss: Es fehlen noch letzte Puzzlesteine, um diesen Ablauf gerichtsfähig beweisen zu können. Daher sei ausdrücklich die Betonung der Unschuldsvermutung hinzugefügt, und das Wort "mutmaßlich".
Aber mittlerweile und insbesondere nach den Aussagen der letzten Tage gibt es schon ganz schön viele Puzzlesteine. Und vor allem gibt es weit und breit keine andere Erklärung, die auch nur halbwegs Hand und Fuß hätte, wie es sonst zu Ibiza gekommen sein soll.
Ganz gewiss ist auch die allzu begeisterte Reaktion des SPÖ-Mannes (samt seiner Neos-Satellitenfrau) auf ein so hanebüchenes, dubioses und widersprüchliches Interview ein weiterer Puzzlestein, der psychologisch genau zu einer solchen Vorgeschichte passt.