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Für unseren Wohlstand bedeutet die (nach Austragung aller Rechtsstreitigkeiten wahrscheinliche) Präsidentschaft des US-Demokraten Joe Biden Gutes wie Schlechtes – auch wenn, je nach Standpunkt, die meisten jeweils einen Teil der Konsequenzen übersehen.
Positiv ist, dass Biden weniger Bereitschaft zu Handelskriegen mit Europa zeigen wird. Freilich sollte man sich in Europa keine Illusionen machen: Auch Biden muss – hinter einer viel zivilisierteren Rhetorik – ganz stark die Interessen der USA im Blickfeld haben, sonst würde er sehr rasch auf massive inneramerikanische Widerstände stoßen. Auch er wird sicher nicht die US-Märkte für europäische Industriewaren stärker öffnen, wenn Europa die amerikanischen Technologie-Konzerne als angebliche Steuerhinterzieher bekämpft und wenn es amerikanische Agrarprodukte – etwa mit den Vorwänden "Hormone" und "Genveränderung" – diskriminiert.
Eindeutig positiver ist, dass Biden der Idee des globalen Freihandels weit näher steht als Trump. Denn dieser ist langfristig ganz sicher die beste Strategie zur Erhöhung des globalen Wohlstandes.
Ganz anders zu sehen ist hingegen, dass sich ausgerechnet China am meisten über Bidens Sieg freuen kann. Denn jenseits aller politischen Konflikte war Trumps Kampf gegen chinesisches Export-Dumping und gegen die Diskriminierung ausländischer Investoren in China zweifellos auch ein Kampf im Interesse Europas, wo das aber im Zuge der generellen Trump-Ablehnung nie wirklich verstanden worden ist.
Und ebenfalls negativ für die Weltwirtschaft zu sehen ist der Biden-Plan einer kräftigen Anhebung der Unternehmenssteuern und vermutlich auch anderer Steuern. Das wird nämlich mit Sicherheit zu einer zusätzlichen(!) Dämpfung der US-Konjunktur und damit auch der Nachfrage nach europäischen Produkten führen. Allerdings ist sehr fraglich, ob Biden diese Erhöhung im – wenn auch äußerst knapp – republikanisch gebliebenen Senat durchbringt.
Bidens Ankündigung, wieder zum Pariser Klimaabkommen zurückzukehren, wird zwar zweifellos von der Mehrheit der Europäer begrüßt. Dies wird aber mit Ausnahme der Alternativenergiebranche der amerikanischen und damit immer auch europäischen Wirtschaft einen weiteren Dämpfer versetzen.
Es gibt also durchaus widersprüchliche Konsequenzen. Deren ruhige Analyse geht aber in den Pro-Trump-, Anti-Trump- und Wahlrechts-Emotionen leider völlig unter. Diese Emotionen sind ja längst zum eigentlichen Problem Amerikas und auch Europas geworden.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".