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In alten Märchen gab es immer nur zwei Wege, reich zu werden: indem man einen Prinzen heiratet oder indem man einen Goldschatz findet. Das Goldschatz-Denken spukt auch heute noch in vielen Köpfen herum. Größe, Einwohnerstärke und Bodenschätze vom Gold bis zu Erdöl und Erdgas scheinen die Dinge zu sein, die ein Land reich machen.
Doch spätestens seit dem 20. Jahrhundert müsste man es besser wissen. Denn da sind an Rohstoffen bitterarme Länder zu den reichsten Nationen der Welt geworden. Und viele der einst durch Rohstoffe Reichen sind ins Armenhaus abgestiegen. Dazu zählt etwa Portugal, das den ganzen Reichtum aus seinem großen Kolonialreich in nichts Dauerhaftes verwandeln hat können.
Hingegen finden sich in der absoluten Spitzengruppe der Staaten mit dem höchsten Prokopf-Einkommen neben einigen Ölstaaten (das sind die friedlichen Staaten Katar, Brunei oder Norwegen) Länder wie Singapur, Irland, San Marino, Luxemburg, Macao, Hongkong, Island, Taiwan oder die Schweiz; und gar nicht so weit dahinter auch Österreich.
Massiv fällt dabei auf: Sie sind alle klein, zum Teil bloße Stadtstaaten, und sie haben alle keine nennenswerten Bodenschätze. Dennoch kann man überzeugt sein, dass es diesen Ländern auch dann noch gut gehen wird, wenn bei den Ölfürsten nichts mehr aus dem Boden sprudelt (oder der Klimapanik wegen sprudeln darf).
Was aber hat diese Länder wohlhabend gemacht? Sie haben nie wie etwa jahrhundertlang Russland geglaubt, dass man durch territoriale Expansion wichtig und reich wird. Dafür haben alle – Bürger wie Regierungen – gewusst, dass ihr Überleben nur von den eigenen Ideen, den eigenen Fähigkeiten, dem eigenen Fleiß abhängt. Sie haben daher alle ein gutes Bildungssystem. Sie haben fast alle eher mäßige Steuern. Und sie haben sich geschickt Nischen gesucht, in denen sie Weltspitze geworden sind: als Finanzplatz, als Niedrigsteuerland, als Glücksspielort, durch hochspezialisierte Industrien (etwa in der Schweiz Uhren und Chemie), durch Hochqualitätstourismus. Gleichzeitig sind sie alle geprägt durch wirtschaftliche Offenheit; durch (bis auf Luxemburg) bewusste Wahrung der eigenen ethnischen und kulturellen Identität; durch betontes Law and Order.
Klingt alles einfach; klingt nach einem nachahmbaren Rezept. Dennoch glaubt noch immer die Mehrheit der Menschen primär an den Reichtum durch Bodenschätze.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".