Die Demaskierung der Universitäten
20. November 2020 00:16
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 6:30
2020 ist nicht nur das Jahr von Corona, Terror, Brexit, Trump-Abwahl, EU-"Rechtsstaatlichkeitskrise", globaler Einschränkung der Meinungsfreiheit, erstmaliger Schuldenaufnahme durch die EU und der weitaus größten Wirtschaftskrise seit 1945. Es ist auch das Jahr, in dem man klarer denn je den Verfall einer einst wichtigen und angesehenen Institution miterleben musste, nämlich der Universität. Auch wenn das in der Öffentlichkeit kaum bewusst wird, weil kaum ein Journalist offen über den Uni-Verfall schreiben mag, da er ja sonst meist sein eigenes Diplom entwerten würde.
Die Institution "Universität" ist fast weltweit mit wenigen Ausnahmen in eine lähmende Krise geraten. Sie ist etwa in Österreich fast nur noch zu einem imstande: ständig mehr Geld vom Steuerzahler zu verlangen. Welches ihr die Politik aus Angst vor lauten und aggressiven Protesten prompt alljährlich in wachsendem Ausmaß zuschiebt (so wie etwa auch die Medien auf den verschiedensten Wegen ständig immer noch mehr Steuergeld bekommen). Auch beim aktuell vorgestellten Budget bekommen die Unis trotz des größten Defizits der Geschichte ohne ausreichende Begründung wieder gewaltige 4,7 Prozent mehr.
Eine Reihe von Blitzlichtern zeigt erschreckend deutlich das Bild krisengeschüttelter und zunehmend unbedeutend werdender Universitäten, die nicht mehr wissen, wo für sie ein sinnvoller Platz in der modernen Gesellschaft eigentlich sein könnte, sein sollte. Sie haben ihn in beiden Bereichen weitgehend verloren, wo sie früher unersetzlich gewesen sind, also sowohl in der Forschung wie auch in der Lehre.
Einige Blitzlichter dieser existenziellen Krise:
- Das Unbedeutend-Werden der Unis hat man am aktuellsten und schärfsten rund um die Corona-Krise beobachten können. Denn praktisch keines der an hunderten Institutionen stattfindenden Forschungsprojekte, auf welche die ganze Welt wartet, findet primär an Universitäten statt. Weder zum Finden von Impfstrategien noch zur Suche nach Medikamenten noch zur Entwicklung zusätzlicher und einfacherer Test-Methoden. Dabei stellen sich die Unis selber immer geradezu als Synonym für Forschung dar.
- Universitäre Häupter scheinen in der Corona-Krise fast nur noch eines zu schaffen: sich in die Medien zu drängen, um dort zu jedem einzelnen Thema dann aber divergierende Meinungen abzugeben. Also etwa,
- ob die durch das Virus ausgelöste Pandemie so gefährlich ist, dass der Kampf dagegen die Auslösung schwerer Schäden in praktisch allen anderen Feldern der Gesellschaft rechtfertigt;
- ob auch Kinder und Jugendliche so gefährliche Infektionsverbreiter sind, dass die Schulschließungen mit all ihren Folgen gerechtfertigt sind;
- ob Masken helfen oder nicht;
- ob Massentestungen sinnvoll sind;
- welche Test-Methoden sinnvoll sind;
- ob rasche Impfungen richtig sind, auch wenn man noch keine jahrelangen Erfahrungen über eventuelle Nebenwirkungen sammeln hat können.
So viele Professoren man fragt, fast so viele verschiedene Meinungen bekommt man.
- Noch viel peinlicher ist aber, was sich ganz jenseits von Corona in Unis abspielt. So hat an der Wiener Universität allen Ernstes eine Vizerektorin namens Schnabl jetzt allen Lehrenden, auch denen der Geisteswissenschaft, offiziell nahegelegt, die von der schwedischen Schulschwänzerin Greta und anderen Schülern vertretenen Klimapanik-Thesen (die Schnabl natürlich mit viel devoteren Ausdrücken bezeichnet) in ihre Lehrveranstaltungen einzubauen.
Die aus der Theologie(!) kommende Dame fügt dabei zwar laut Protokoll der Sitzung hinzu "sofern möglich". Aber ganz unmissverständlich auch: "Alle Mittelbauangehörigen sind aufgefordert, sich damit auseinanderzusetzen." Das ist in Wahrheit ein schwerer Verstoß gegen das in der Verfassung stehende Prinzip der Freiheit der Wissenschaft, die es natürlich nur dann gibt, wenn auch widersprüchliche Auffassungen in aller Offenheit und Sachlichkeit ausdiskutiert werden dürfen und müssen, wenn nicht das Uni-Rektorat in irgendeiner Weise in den Inhalt von Lehrveranstaltungen eingreift. Wir lernen: An den Unis kann man zwar zu Corona jede Meinung vertreten, aber nicht zu den diversen Behauptungen der Greta-Religion.
- Zu einer weltweiten Plage und Bedrohung der als Menschrecht so fundamentalen und für jede geistige Weiterentwicklung entscheidenden Meinungsfreiheit und offenen Diskussion ist die sogenannte "Cancel Culture" geworden. Diese Unkultur ist ursprünglich von den USA-Unis ausgegangen. Sie besteht in der Unterdrückung und im Boykott sämtlicher Meinungen, die dem vielerorts dominierenden linken Meinungskanon widersprechen. Sie ist vor allem von studentischen Aktivisten (übrigens mehrheitlich weiblichen) diktiert worden, die energisch und emotional behauptet haben, sie würden die Konfrontation mit unerwünschten Meinungen nicht ertragen. Diese groteske Forderung ist vielfach von schwachen oder opportunistischen Professoren mitgetragen worden.
Dieser Meinungsterror erinnert stark an die Jahre nach 1968, als kämpferische Aktivisten marxistischen und neomarxistischen Ideen aggressiv eine Dominanz zu erkämpfen versuchten; und an die dreißiger Jahre, wo vielerorts nationalsozialistische Studenten die Unis zu terrorisieren und die alleinige Lufthoheit zu erobern begannen.
Heute sind es die intoleranten und zum Teil totalitären Ideologien des Antirassismus, der Antifa (hinter diesem Schlagwort haben sich alle einstigen Kommunisten gesammelt), der Migrations-Befürwortung, des Genderismus, der Doktrin von einer menschengemachten Klimakatastrophe, des die klassischen Familien bekämpfenden Schwulismus, des Anti-Europäismus, der Christen- und Israelfeindlichkeit. Wer diesem Ideologie-Schwampf widerspricht, wird an immer mehr Unis ausgeladen, niedergebrüllt und hat oft keine Chance mehr, habilitiert zu werden.
- Diese "Cancel Culture" führt nicht nur gesamtgesellschaftlich zu einer geistigen Verengung, sondern auch zu einer gewaltigen Verschlechterung des Ausbildungsniveaus der Universitäts-Absolventen, die dadurch in einer total geschützten Werkstatt aufwachsen und die dann in der Konfrontation mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit zwangsläufig versagen.
- Besonders entlarvend für den Geist der totalitären Intoleranz, der insbesondere an US-Universitäten eingezogen ist, sind die von der einst angesehenen Harvard-Universität ausgehenden Bemühungen, dass niemand, der irgendwie für die jetzige republikanische Regierung gearbeitet hat, an irgendeiner US-Uni in den nächsten Jahren lehren darf. Das hat jetzt ein prominenter jüdischer US-Jurist mit dem Verhalten der Nazis verglichen, die einst mit ganz ähnlicher Intoleranz alle Juden von den Universitäten ferngehalten beziehungsweise hinausgeschmissen haben.
- Wie sehr die Unis an einer geistigen Nivellierung nach unten interessiert sind, sieht man auch am gegenwärtigen Kampf der österreichischen Uni-Senate(!) gegen den Plan des Bildungsministers, dass jeder Student, wenn er weiterstudieren will, künftig wenigstens ein Viertel der Leistung pro Semester erbringen muss, die für das Absolvieren eines Studiums in Mindeststudiendauer notwendig wäre.
- So, wie sich die naturwissenschaftliche Forschung (sogar zu einem guten Teil auch die Grundlagenforschung) in spezialisierte oder überhaupt kommerzielle Institutionen außerhalb der Unis verlagert hat, so verlagert sich in Österreich die hochqualitative und zielorientierte Lehre immer weiter in Fachhochschulen. Während in den Unis der Anteil von unwissenschaftlichen und nur mit Homöopathie oder Astrologie vergleichbaren Pseudo-Disziplinen wie die Gender-Ideologie (also die vom frei wählbaren Geschlecht), aber auch die von jeder Faktizität freie Politologie- und Publizistik-Ideologien immer breiteren Raum einnimmt.
- Zugleich sind Österreichs Unis zum Ziel Nummer Eins für die deutschen Numerus Clausus-Flüchtlinge geworden, also für eine Gruppe, deren Schulnoten zu schlecht waren, als dass sie daheim in einer deutschen Universität studieren könnten. Das ist für Österreich nicht nur ein gewaltiges finanzielles Problem (da ja auch die EU-Ausländer de facto gratis studieren!). Das Hereinkommen einer qualitativ negativen Auslese führt vielmehr auch zu einem weiteren Hinunterziehen des intellektuellen Niveaus unserer einst hohen Schulen.
Dieses Numerus Clausus-Phänomen wird dadurch verschlimmert, dass in etlichen linksregierten deutschen Bundesländern das Abitur zum Billigsttarif vergeben wird (da für viele Linke Leistungsanforderungen ja nur eine böse konservativ-reaktionäre Zumutung sind). In Österreich ist die gewaltige Zahl von mehr als 63.000 Studenten aus anderen EU-Ländern an den Unis eingeschrieben. Das dürfte überhaupt die einzige EU-Statistik sein, wo Österreich in absoluten wie relativen Zahlen europäischer Spitzenreiter ist. Nur ist es halt leider eine negative Statistik (freilich berichten österreichische Zeitungen in ihrer EU- und Gratisstudium-Begeisterung nie darüber). Auf Platz 2 folgt in dieser Statistik mit weniger als 56.000 EU-Ausländern das viel kleinere Frankreich.
- Ein marginales, aber durchaus auch typisches Krisenphänomen ist schließlich die Zahl der "wissenschaftlichen" Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitations-Schriften, die nun – dank neuer elektronischer Möglichkeiten – als Plagiate, als Abschreibarbeiten entlarvt werden. In Deutschland verliert gerade zum dritten Mal ein Mitglied einer Bundesregierung deswegen seinen akademischen Titel und wohl bald auch politischen Job (nach CDU und CSU trifft es jetzt die Sozialdemokratin Giffey).
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